Filmwertung: |
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| 2/10 |
Die erste Komödie von Christian Alvart (Antikörper, Pandorum, Fall 39) kann aufgrund des guten Rufes, den sich der 40-jährige Regisseur mit seinen letzten Filmen erarbeitet hat, mit einer guten Besetzung aufwarten. Diese kann den Film aber nicht retten.

Julian (Sido) geht als Vertreter des Fleckenentfernungsmittels „Kill Bill“ von Tür zu Tür. Er betritt dabei auch eine Bar, kann zwei Flaschen an eine Kellnerin verkaufen. Doch der „Zwerg“ und seine zwielichtigen Gesellen sind von Julian genervt. Wenn er allerdings mit ihnen pokert, wollen sie ihm zwei Flaschen abkaufen. Julian gewinnt 120.000 Euro, schafft es mit dem Geld zu entkommen und zahlt es für seine Familie auf der Bank ein. Bis der rosa Schuldenhase (Gregor Bloéb) ihn zu Gangsterboss Lemmele (Charly Hübner) bringt. Der verlangt das Geld zurück. Doch Julian kommt nicht mehr an es heran, da er dem Bankangestellten verboten hat, es ihm auszuhändigen.
Als er dann zum Notar Garcia (Samuel Finzi) gebeten wird, eröffnet ihm dieser, dass er mit Yasin (Fahri Yardim) und Addi (Tedros Teclebrhan) zwei Halbbrüder hat. Mit ihnen hat er Geld von seiner unwissentlich verstorbenen Mutter Esther (Julia Dietze), die alle drei im Stich ließ, geerbt. Genau 120.000 Euro. Das würde all seine Probleme lösen. Zuerst müssen die halben Brüder den Ort, wo Esther das Geld versteckt hat, ausfindig machen und sich dafür zusammenraufen.
Die Geschichte ist entsetzlich schlecht und uninspiriert umgesetzt. Denn die Storyline ist an Peinlichkeiten und Sinnlosigkeit nicht zu überbieten. Was sich Alvart und die Verantwortlichen bei diesem Film gedacht haben, ist ein Rätsel. Gab es keine Probeführungen, bei denen festgestellt werden konnte, dass hier so gut wie nichts stimmt?
Nur die insgesamt gelungene Musikuntermalung und die teilweise recht schön aufgenommenen Locations verhindern ein völliges Fiasko.
Denn es zündet nicht ein Gag. Nein, stattdessen sind diese stumpfsinnig, hirn-, geschmacklos und stellenweise einfach nur dämlich.

Außerdem wäre die Charakterdarstellung selbst für einen billig produzierten Fernsehfilm eine Bankrotterklärung. Von dem blamablen Drehbuch mal ganz zu schweigen. Es gibt unzählige Momente, in denen man sich fremdschämt. Das liegt auch an der namhaften Darstellerriege, die auf einem unterirdischen Niveau agiert. Schon in der ersten Sequenz fühlt man sich in billige Fernsehproduktion versetzt, in welcher die Schauspieler ihre Texte schlecht auswendig gelernt haben und ohne jedes Verständnis für die Szene ihre Zeilen vortragen.
Der Einstieg ist demnach denkbar schlecht und es wird nicht besser. Die Figuren bleiben unsympathisch, speziell der Charakter des Addi ist mit das Schlechteste, was man in letzter Zeit sehen musste. Ein Gangsterrapper mit einer schlechten Stimme, der immer wieder so stark nuschelt, zwischen Slangs ziellos hin und her wechselt, sodass man ihn nur bruchstückhaft versteht. Zusätzlich schreit er immer zusammenhangslos los und bietet überhaupt kein Potenzial, dass man sich auch nur ansatzweise mit ihm identifizieren kann. Die Beweggründe mögen zwar nachvollziehbar sein, wirken aber nicht überzeugend.
Der Film springt mit Freude in Klischees, bedient diese auf beschämende Art und Weise und hat viele „Was-soll-das-jetzt?“ Sequenzen, die der Zuschauer über sich ergehen lassen muss.
Dabei hätte man bei der Liste der Schauspieler mehr erwarten können. Rapper Sido (Blutzbrüdaz), Fahri Yardim (Honig im Kopf, Der Medicus, Almanya - Willkommen in Deutschland) und der ganz schwache Tedros Teclebrhan (Die Mamba, Sascha, Und weg bist du) spielen das Brüdertrio, zwischen denen zwar die Chemie zu stimmen scheint, die Inspiration fehlt ihnen aber völlig.

In schwachen Nebenrollen agieren Mavie Hörbiger (Coming In, What A Man, Banklady), Charly Hübner (Bornholmer Straße, Das Leben der Anderen, Eltern) als Julians nervige Frau, Detlev Buck (Ostwind, Rubbeldiekatz, Das weiße Band) als klischeehafter Alt-Hippie, Violetta Schurawlow (Alles ist Liebe, Honig im Kopf) als Punkgöre, die dem spießigen Yasin den Kopf verdreht, Samuel Finzi (Kokowääh, Ludwig II., Unsere Mütter, unsere Väter) als Notar, Wilson Gonzalez Ochsenknecht (Die wilden Kerle, Habermann, Quellen des Lebens) als dümmlicher Cousin des Zwergs, Ralf Richter (Nicht mein Tag, Fußball ist unser Leben, Das Boot) als Barbesitzer, Michael Mendl (Der Untergang, Barfuß, So weit die Füße tragen) als Yasins Ziehvater und Firmenleiter, Schlagerstar Roberto Blanco (Neues vom Wixxer, 1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde) als er selbst und Julia Dietze (Iron Sky, Einmal Hans mit scharfer Soße, 1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde) als Mutter Esther, die eigentlich nur eine Szene hat. Der Film ist also voller deutscher Stars, die sich mit dieser Komödie allerdings keinen Gefallen getan haben. Niemand bleibt positiv im Gedächtnis.
Fazit: Entsetzlich schlechte, unlustige, unangenehme, ärgerliche Komödie mit unsympathischen Charakteren, einem lächerlichen Drehbuch und einer sinnlosen Geschichte.
by Stefan Bröhl
Bilder © Universal Pictures Intl.