Filmwertung: |
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| 8/10 |
Der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón, der durch seine Filme „Große Erwartungen“ (1998) und „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ (2004) auf sich aufmerksam machte, wollte bereits im Alter von zwölf Jahren entweder Regisseur oder Astronaut werden. Mit „Gravity“ (Originaltitel: „Gravity“, GB/US, 2013) konnte er ein Stück weit beide Kindheitswünsche erfüllen.
Die Ingenieurin und Bio-Medizinerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) und der erfahrene Astronaut Matt Kowalsky (George Clooney) sind mit ihrer Crew auf einer Routinemission im Weltall unterwegs. Auf dieser - für Stone ist es die erste und für Kowalsky die letzte - Mission sollen sie Reparaturen am Hubble-Weltraumteleskop durchführen. Bei den Außenarbeiten kommt es zu einem folgenschweren Unfall, wobei das Shuttle und das Teleskop zerstört werden. Abgeschnitten von der Erde ist ihre einzige Chance zu überleben zur nächstgelegenen ISS zu gelangen.
Alfonso Cuarón verfasste zusammen mit seinem Sohn Jonás Cuarón das Drehbuch zum Film „Gravity“, wobei der Vater auch die Regie übernahm. Die Geschichte ist recht schnell erzählt und besitzt nur einen geradlinigen Plot. Trotzdem schafft sie es den Betrachter jede Minute zu fesseln. Mit den fortschreitenden Filmminuten kommen leider auch wenige kitschige Szenen hinzu und vor allem die zum Ende hin stark zunehmende pathetische Musik hätte nicht sein müssen. Trotz dieser Schwächen kann die Geschichte überzeugen. Zudem besticht sie durch ihren Realismus: Die Darstellungen der Raumstationen, der Arbeit im Weltall und der physischen Kräfte, welche auf Menschen da draußen einwirken, wurden alle authentisch wiedergegeben und vermittelten ein gutes Gefühl, wie es wirklich, fernab von allen Science-Fiction-Szenarien, im Weltraum ist. Um die Schwierigkeiten der Bewegungen im All besser zu verdeutlichen wurde teilweise die Egoperspektive bei der Kameraführung ausgewählt. Der Kameramann Emmanuel Lubezki schuf immer die stimmigen Bilder zu den einzelnen Szenen. So bietet der Film majestätische Weitsichten und gefühlvolle Nahaufnahmen. Das zur Zeit viel verwendete und oft nicht lohnenswerte 3D kommt diesem Film aber gerade zugute. Es unterstützt die Bilder hervorragend und sorgt für ein beeindruckendes Kinoerlebnis.
Die Besetzung der beiden Hauptrollen ist ebenfalls vortrefflich gelungen. George Clooney spielt den Astronauten Kowalsky gewohnt charmant und amüsant. Sandra Bullock, die in den letzten Jahre eher weniger rühmliche Filme gemacht hat, kann mit „Gravity“ ein kleines Comeback feiern. Sie schafft es, das ganze Gefühlsspektrum überzeugend darzustellen.
Zudem bestanden die Filmemacher darauf, dass die Schauspieler ungeschminkt agieren, weil auch in der Realität im Weltall kein Make-Up verwendet wird. Die Leistung, welche die ungeschminkte 49-jährige Bullock liefert, ist beeindruckend und sie schafft es mit ihrer Natürlichkeit zu glänzen.
Fazit: „Gravity“ ist ein sehenswerter und bis zur letzten Minute spannender Film. Durch seine dichte Atmosphäre, seine Realitätsnähe, seine großartigen Bildern und die schauspielerische Leistung Sandra Bullocks weiß er zu überzeugen. Trotz pathetischer Einschläge am Ende stellt der Film ein rundum gelungenes Kinoerlebnis dar.
by Doreen Matthei