Filmkritik Grand Budapest Hotel
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Hotels strahlen ein besonderes Flair aus, das mit dem Alter des Hauses und dessen Service von einer einfachen Unterkunft zu einem luxuriösen Ambiente variiert.
Basierend auf verschiedenen Erzählungen des Wiener Schriftstellers Stefan Zweig, hat Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Wes Anderson eine urkomische Hotelparodie geschaffen, die von ihren prägnanten Figuren und deren scheinbar überzuckerten Welt lebt. Fantasievoll, mit einem fast kindlichen Blick gerät die Welt des „Grand Budapest Hotels“ ins Wanken. Bekannte Darsteller scharen sich um den Regisseur, der für seine unkonventionellen Geschichten bekannt ist. Nach „Die Royal Tennenbaums“ und „Moonrise Kingdom“ entführt Anderson den Zuschauer abermals in eine vergangene Ära. Mit Ralph Fiennes („Harry Potter“) als kauziger Concierge Monsieur Gustave werden die 1920er Jahren zum Leben erweckt, um die Extravaganz des Grand Budapest Hotels in Szene zu setzen.
Stets auf die Spitze getrieben und persifliert ist die Handlung des Films völlig losgelöst. Und dennoch mischt sich in die Heiterkeit eine spürbare Melancholie. Immer wieder sind es kleine Momente am Rande, die sich durch ihre ungewöhnliche Ausdrucksweise abgrenzen und dadurch unterhalten. Schon recht künstlich wirken manche Szenen wie die Fahrt mit der Seilbahn oder die Verfolgungsjagd auf Skiern. Gepaart mit den oft zweideutigen Dialogen entsteht ein stimmiges Arthouse-Konstrukt, das witzig und zugleich traurig ist. Der Humor, der sich von den ersten Minute einstellt, wird wahrlich nicht den Geschmack eines jeden Zuschauers treffen. Auch folgt die Handlung keinen bekannten Strukturen, obwohl die Elemente der einzelnen Genres durchaus bestens bekannt sind. Und dennoch verliert sich der Film zu keiner Zeit in albernen Handlungssträngen, die sich in Banalitäten verstricken.
Die Arbeit von Kameramann Robert D. Yeoman („Darjeeling Limited“) vereint die nahezu illusionären Szenen zu einem traumartigen Moment, dem man sich nicht entziehen kann. Nach und nach offenbaren sich die persönlichen Geschichten der Gäste und des Personals, die am Ende zusammenlaufen und das große Ganze erkennen lassen. Vereint in Freundschaft, Liebe und Leid wachsen die Figuren dem Zuschauer ans Herz. Sei es durch ihre Besonderheit im Umgang miteinander oder einzig und allein durch ihre schiere Präsenz, der meist nur ein Blick genügt.
In zarten Bonbonfarben und knalligen Röttönen nimmt die Geschichte ihren Lauf, in der scheinbar jeder mit Rang und Namen eine Rolle übernimmt. Und sei diese Rolle noch so klein, sie lohnt sich und trägt das Gesamtkonzept mit ihrer schier unermesslichen Breite mit. Neben Billy Murray, Jude Law, Tilda Swinton und Owen Wilson übernehmen Saoirse Ronan („Seelen“), Ralph Fiennes und Newcomer Tony Revolori die tragenden Rollen. Jede der exzentrischen Figuren ist mit besonderen Eigenschaften und Ansichten ausgestattet, wirkt grotesk und beinahe spleenig, hebt sich aber gerade dadurch von jeglichen bekannten Stereotypen ab. An ihrer Seite fällt auch der ständige Sprung zwischen verschiedenen Zeitebenen nicht allzu schwer, was zudem durch die fünf unterteilten Kapitel und den daraus resultierenden Bühnencharakter liegen mag.
Fazit: Das „Grand Budapest Hotel“ hat neben grotesken Figuren und skurrilen Situationen Humor und Tragik zu bieten. Slapstick, Action und Romantik mischen sich in die Bilder, die zwischenzeitlich mit Animationen, Zeitraffer oder gar Stop-Motion-Elementen auch optisch ein Highlight an das nächste reiht.
by Sandy Kolbuch
Bilder © 20th Century Fox