Filmkritik Gnomeo und Julia
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Der Film erzählt die am meisten verfilmte Shakespeare-Handlung von Romeo und Julia, die um 1500 geschrieben wurde. Die Story der liebenden Teenager, die nicht zusammen sein können, da ihre Familien verfeindet sind, wurde in einer bisher noch nie gezeigten Art und Weise modernisiert. Denn die Hauptprotagonisten sind Gartenzwerge, die sich im Streit mit den Zwergen aus dem Nachbargarten befinden. Eine witzigere Darstellung dieser tragischen Liebe wurde bisher noch nie auf einer Leinwand gezeigt. Und auch am Ende kommt alles ganz anders...
Wenn die verfeindeten Nachbarn Mr. Capulet und Miss Montague, die stets versuchen mit ihrem Garten den des Anderen zu übertrumpfen, ihr Heim verlassen, erwacht ihr Garten zum Leben. Denn die liebevoll arrangierten Gartenzwerge, Bambi und andere Dekoartikel führen ein Eigenleben. Im Montague-Garten regiert Gräfin Blaublut ihre blau bemützten Zwerge und im Capulet-Garten leben unter der Herrschaft von Graf Zinnoberrot die roten Zipfelmützen. Seit Jahren bekriegen sich die Gartenzwerge und messen ihr Kraft bei halsbrecherische Rasenmäherrennen.
Gnomeo, der Sohn von Gräfin Blaublut, ist der Star der blauen Zwerge. Gemeinsam mit seinem besten Freund Benny und einem Pilz meistert er seine Aufgaben, Erwartungen und übernimmt die Verantwortung für seine Zwerge. Sein Gegenspieler der rote Zwerg Tybalt versucht alles um Gnomeo auszuschalten. Dazu nutzt er vor allem die regelmäßigen Rasenmäherrennen, die außerhalb der heimischen Gärten stattfinden.
Graf Zinnoberrots Tochter Julia versteht nicht, warum die Zwerge verfeindet sein müssen. Das zarte und schöne Zwergenmädchen hat ihre eigenen Probleme. Von ihrem besorgten und übervorsichtigen Vater auf einen Sockel gestellt, träumt sie von einem Leben außerhalb des Gartens. Als sie eines Tages über die Gartenmauer hinweg eine wunderschöne Orchidee entdeckt, entschließt sie sich dazu, sie sich als neues Accessoire zu holen. Auf dieser geheimen Mission begegnet ihr Gnomeo, in dem sie sich augenblicklich verliebt. Er erwidert ihre Gefühle und erkennt ebenfalls nicht, das sie nicht die selbe Mützenfarbe haben.
Das Gefühlschaos beginnt. Julias beste Freundin Nanette, ein romantisch veranlagter Plastikfrosch, kommt sofort hinter ihre Problem. Durch ihre Hilfe kann sie den heimischen Garten verlassen und sich mit Gnomeo in dem völlig verwucherten und unbewohnten Garten treffen. In der unberührten Natur dürfen sie sich lieben, bis ihre Verwandten dahinterkommen und ein Krieg zwischen den Gärten entfacht. Nur der einsame Plastikflamingo Featherstone, der jahrelang in einem Schuppen eingesperrt war, ist ihnen wohlgesonnen. Nachdem beide Gärten völlig zerstört, Zwerge gefallen und auch die Liebenden scheinbar ihr Leben verloren haben, kann der Streit beigelegt werden. Nicht nur Gräfin Blaublut und Graf Zinnoberrot können Frieden schließen, auch ihr Kinder können nun vereint sein.
Kelly Asbury, die Macherin von „Shrek “, „Toy Story“ und anderen Disneyfilmen, schuf mit den Gartenzwergen eine Welt, die bisher außerhalb der Vorstellungskraft der Kinobesucher lag. Sicher es gab schon Geschichten mit oder über Gartenzwerge, aber dieser Film übertrifft alle bisherigen Erwartungen. Die Zwerge sind lustig, außergewöhnlich und vor allem aus gewöhnlichen Plastik oder Keramik. Als Tybalt während des letzten Rasenmäherrennens gegen eine Mauer rast, zerspringt er in 1000 Scherben. Der pinke Flamingo Featherstone besteht aus Plastik. Die scharfen Gusskanten sind sehr gut zu erkennen. Und auch der Frosch Nanette besteht aus Plastik. Die Statue von William Shakespeare, die im Park steht, besteht aus Bronze. Er versucht Gnomeo vor der Liebe zu einem Mädchen aus dem verfeindeten Garten zu warnen, da schon sein Stück von Romeo und Julia nicht gut endete.
Eine möglichst reale Darstellung der unterschiedlichen Materialien war für die Macher eine besonders große Herausforderung, die sie gemeistert haben. Vor allem in 3D scheinen die Zwerge und die weiteren belebten Gartenartikel sehr authentisch. Und auch die Gärten, die nach den Vorbildern realer Gärten aus London nach empfunden werden, wirken sehr unverfälscht, in ihrer Gestaltung. Jeder Garten hat seine persönliche Note. Miss Montague Garten zeichnet sich durch kurvenreiche Blumenbete mit Windmühle aus. Das Highlight bildet eine alte, bepflanzte Toilettenschüssel, auf der Gräfin Blaublut thront. Der Nachbarsgarten von Mr. Capulet ist klarer strukturiert und mit einer variantenreichen Blumenvielfalt gestaltet. Julia steht auf einem hollywoodartigen Springbrunnen, den sie sich mit dem wasserspuckenden Frosch Nanette teilt. Die Gärten könnten also nicht unterschiedlicher sein, bis auf die Tatsache, dass in beiden zahlreiche Gartenzwerge leben.
Die passende Musik für den Film lieferten Bernie Taupin und Elton John, der unter anderem für die Disneyfilme „Der König der Löwen“ und „Tarzan“ komponierte.
Die albernen Gags sind leicht verständlich für Kinder geschrieben und animiert. Shakespeares Drama, aus der Perspektive der Zwerge, funktioniert und ist ein Spaß für die gesamte Familie.
by Sandy Kolbuch