Filmkritik Glück auf einer Skala von 1 bis 10
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Die Franzosen haben es immer wieder drauf, zwischenmenschliche Geschichte zu erzählen und können auch aus noch so einer kleinen und bekannten Idee viel herausholen. Die Idee eines Roadtrips mit zwei verschiedenen Charakteren, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander können, ist definitiv keine Frische und doch kann der neue Beitrag "Glück auf einer Skala von 1 bis 10" daraus einiges herausholen. Im Kern geht es um einen Bestatter namens Louis. Er ist in seinem Job gut angesehen, beliebt und denkt über sein eigenes Leben nicht zu sehr darüber nach, auch wenn mancher meinen könnte, dass er sonst nicht viel hat, reicht es ihm aus. Eines Tages passt er aber nicht auf und fährt einen anderen Mann an. Dieser ist geistig behindert, bekommt noch viel Unterstützung von seiner Mutter, hat nicht viele Freunde und einen ganz anderen Blick auf das Leben. Er verdient sein Geld mit dem Liefern von Lebensmitteln und heißt Igor. Als Louis ihn nach dem Aufprall ins Krankenhaus bringt, glaubt dieser, er hätte seine gute Tat getan und das wäre es. Doch Igor hat das nicht ganz verstanden und denkt, er hätte einen neuen Freund gefunden. Er lässt ihn von dem Moment nicht mehr in Ruhe und als Louis sagt, er solle es endlich tun, passiert ein Missverständnis. Igor denkt nämlich auch sehr über seinen eigenen Tod nach, schläft in einem offenen Leichenwagen ein und überrascht Louis bei einem seiner Aufträge. Nun muss das ungleiche Duo gemeinsam die Reise antreten und lernt dabei mehr über den Anderen und besonders auch über sich selbst.
Die erste Stärke des Films ist, dass man das bekommt, was man sich erwartet. Er bleibt die gesamte Zeit auf dem Niveau des Trailers und bietet keine positiven oder negativen Überraschungen. Es ist also eine wirklich faire Sache. Zudem schafft man es, beim Schauen auszublenden, dass man das, was man gerade schaut, schon ein paar mal gesehen hat und das gelingt nur bei Werken, die was können. Die dritte Stärke sind zudem die beiden Männern. Ihnen fehlt es zwar immer wieder an einer Chemie zum Anderen und sie sind nicht in jedem Augenblick das beste Team, doch sie sind für sich gesehen stimmig und man folgt ihnen sehr gerne auf die Reise. Einer Reise mit einigen Überraschungen und schöner Landschaft, durch die man nur zu gerne selbst reisen würde. Auf diesem Weg treffen sie auf einige Figuren, die sie weiterbringen und ihnen mal gut, mal schlecht tun. Doch sie bekommen vor allem von zwei Frauen sehr charmante Unterstützung. Diese zwei sind so toll, dass man sich gefreut hätte, hätten sie diese Reise zu viert beschritten und genau da liegt die erste Schwäche. Ohne zu viel zu spoilern wäre es nämlich besser gewesen, hätte man das Ende etwas anders aufgebaut. Zugegebenermaßen hat man es für den Film passend gemacht, aber weil die Frauen ebenso gut reingepasst haben, wäre es anders noch besser gewesen. Zudem hat es ein solches Werk schwer, wenn die beiden Protagonisten sich nicht ideal ergänzen und das ist hier nicht der Fall. Abschließend sind auch die Gefühle nicht an allen Stellen vorhanden und wirken immer wieder reingedrückt, aber nicht ehrlich gefühlt.
Fazit: Glück auf einer Skala von 1 bis 10 ist ein Film, der in seinem Genre nichts Neues mit sich bringt und dessen ist er sich bewusst. Die Protagonisten könnten sich besser ergänzen und auch das Ende ist nicht zufriedenstellend. Trotzdem ist dies ein sehr charmantes, gut gespieltes und zwischenmenschliches Drama, das aus dem Bekannten viel herausholt und auch tatsächlich einige Momente beinhaltet, an die man sich auch Tage danach immer wieder zurückerinnern kann. Ich hatte nach dem Trailer keine Erwartungen und er hat mich doch überrascht und glücklich gemacht.
by Peter Brauer