Filmwertung: |
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| 7/10 |
Sally Potter erzählt in ihrem neusten Film „Ginger & Rosa“ (Originaltitel: „Ginger & Rosa“, CA/GB/HR/DK, 2013) eine berührende Coming-of-Age-Geschichte, die noch zusätzlich ein eindringliches Portrait der Zeit liefert.
Ginger (Elle Fanning) und Rosa (Alice Englert) wurden am gleichen Tag geboren und sind seitdem die besten Freundinnen, obwohl ihre Eltern aus unterschiedlichen Milieus stammen. Im Jahr 1962 in London sind sie in der Pubertät angekommen und rebellieren gegen alles, aber vor allem gegen ihre Eltern. Ihre größte Angst ist es, so zu werden wie ihre Mütter. Dabei schlägt die sensible Ginger eine politische, aktivistische Richtung ein. Wogegen sich die eigensinnige Rosa vor allem nach der großen Liebe sehnt, die sie in Gingers Vater Roland (Allessandro Nivola), der für seine Tochter ein Idol und Ideal darstellt, gefunden haben glaubt.
Der Coming-of-Age-Film von Sally Potter (bekannt für „In stürmischen Zeiten“ (2000)) beginnt leicht und beschwingt und lässt den Zuschauer an den rebellischen, harmlosen Ausbrüchen der beiden Jugendlichen teilhaben. Doch im Laufe des Filmes schleicht sich Melancholie und Schwere ein. Mit dem Zerbrechen der Freundschaft, zerbricht auch die lockere Stimmung. So zeigt der Film eindringlich die notwendigen Veränderungen, die beim Heranwachsen eintreten. Er erzählt uns von den Schwierigkeiten den eigenen Weg zu finden.
Der Film wird durch den Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und der Geburt der beiden Hauptdarstellerinnen eingeleitet und gibt so die doppelte Thematisierung vor. Es geht nicht nur um das persönliche Schicksal der Personen, sondern legt auch großen Wert auf die zeitgeschichtlichen Ereignisse. Die eigentliche Handlung spielt im Jahr 1962 und zeigt fortwährend die politische Entwicklung des Landes, wie die Herausbildung des Feminismus, die Offenlegung von homosexuellen Beziehungen und die Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg. Der Film schafft es das Zeitkolorit mit der passenden Musik authentisch einzufangen. Auch zeigt er, dass sich das traditionelle Familienbild immer weiter verändert.
Die Hauptrollen wurden mit Elle Fanning und Alice Englert perfekt besetzt. Fanning verkörpert das sensible Mädchen, das ihren Platz in der Welt sucht und dabei bitter von ihrem geliebten Vater enttäuscht wird, mit soviel Herz, dass alle Sympathien auf ihrer Seite ruhen. Englert, die mit diesem Film ihr Debüt gibt und zeitgleich noch in „Beautiful Creatures – Eine unsterbliche Liebe“ (2013) zu sehen ist, ist passend für die aufmüpfige, egozentrische Rosa ausgewählt wurden. Die erwachsenen Darsteller wie Annette Bening, Christina Hendricks, Timothy Spall und Alessandro Nivola vervollständigen die Besetzung perfekt.
Fazit: „Ginger & Rosa“ ist ein schöner und meist ruhiger Film, der es schafft, vor allem durch die großartige Darstellung Elle Fannings, den Zuschauer stark zu berühren. Das Drama fängt zusätzlich zu der persönlichen Geschichte noch die unterschiedlichen Seiten der 60er in London mit den richtigen Bildern und der passenden Musik stimmig ein.
by Doreen Matthei
Bilder © Concorde Filmverleih GmbH