Filmkritik Frisch Gepresst
Filmwertung: |
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| 5/10 |
"Kinder sind Arschlöcher. Ich muss das wissen, denn ich war selbst eines", sagte Noel Gallagher mal in einem Interview. Und fügte hinzu, dass seine Kinder auch welche werden. Besser kann man keine Komödie über eine moderne Single-Frau um die 30, die sich zwischen Selbständigkeit und verdrängtem Kinderwunsch bewegt, einleiten. Und so geschehen.
Andrea Schnidt (Diana Amft) ist diese moderne kinderlose Single-Frau, die auch nicht die Ambition hat, daran etwas zu ändern. Die Designerin kann mit den Kleinen nicht viel anfangen und ist der Überzeugung, dass selbst die Knusperhexe aus Hensel & Gretel eine bessere Mutter wäre als sie. Aber auch ohne Kinder ist ihr Leben schon kompliziert genug, denn ihr Dessous-Laden schwimmt in Schulden, ihre Mutter Franziska (Sunnyi Melles) weist sie stetig auf ihre tickende biologische Uhr hin, und ihr Liebesleben ist ein Chaos.
Nach dem ersten Date mit ihrem vermeintlichen Jugendschwarm, dem machohaften Gregor (Alexander Beyer) wacht sie mit dickem Schädel und nackt in dessen Bett auf. Daraufhin beschließt sie, ihr Leben zu ändern und sich auf die Rettung ihres Ladens zu konzentrieren. Als der sympathische, aber ziemlich brave Rechtsanwalt Chris (Tom Wlaschiha) in ihrem Leben auftaucht, schöpft sie Hoffnung, ist er doch das totale Gegenteil von Gregor. Doch dann platzt die Bombe, Andrea ist schwanger und leider kommen sowohl Chris, als auch Gregor als Vater in Betracht.
"Frisch gepresst" ist eine Romantic Comedy, die ihre Hauptfigur Andrea als Single-Frau um die 30 im Zwiespalt zwischen ihrer Karriere und der Sehnsucht nach dem familiären "Ankommen" zeigt. Regisseurin Christine Hartmann setzt das von Regina Ziegler produzierte und frei nach dem Bestseller von Susanne Fröhlich erzählte Thema um. Neben Diana Amft ("Doctor's Diary"), Alexander Beyer ("Good Bye, Lenin!"), Tom Wlaschiha ("Anonymous"), Sunnyi Melles ("Effie Briest"), Jule Ronstedt "Almanya - Willkommen in Deutschland") und Sylvester Groth ("Inglourious Basterds") ist in einer Nebenrolle auch Oliver Pocher zu sehen.
Die bisweilen komische und unterhaltsame Beobachtung der Thirty-Somethings von heute geht in ihrer Gesamtheit leider kein großes Risiko ein, weil man auf ein breites Publikum abzielt. Die leichte Komödie verhandelt Grundwerte wie Familie, passend aktuell zu Statistiken, die hierzulande eine immer größer werdende Zahl an Single-Haushalten und eine immer niedrigere Geburtenrate ausweisen, ohne aber besonders bissig zu sein. Die sympathische Diana Amft verkörpert Andrea mit ihren ganz gewöhnlichen Ängsten und Schwächen tapfer, und das ganze Ensemble arbeitet fleißig an der Heiterkeit, die aber, wie so oft in deutschen Komödien, nicht wirklich so richtig leichtfüßig daherkommt.
"Frisch gepresst" ist eine für ein breites Publikum taugliche unterhaltsame Komödie, die aber aus einem Mangel an Spritzigkeit, Zynismus und Verschrobenheit etwas hemdsärmelig daher kommt. Immerhin traut sich der Film, allen Single-Frauen die Illusion zu nehmen, dass es den 100%igen Traummann gibt.
by André Scheede