Filmwertung: |
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| 7/10 |
Lange Zeit galten Spielverfilmungen als Schund. Die Gamer haben sich im Vorfeld darauf gefreut und wollten unbedingt wissen, wie ihre Spiele als Film umgesetzt werden würden, oftmals wurden sie dann aber mehr als enttäuscht. Es war nie das Gleiche als würden sie selbst spielen und oftmals verstanden die Filme auch nicht, was die Spiele so gut gemacht haben. Es kamen auch hin und wieder die Nachricht auf, dass die Köpfe hinter einer Spielverfilmung das Spiel nicht mal selbst gespielt haben. Das war 2019 dann aber anders. Da erschien der Film "Pokemon: Meisterdedektiv Pikachu" und auch wenn ich ihn nur okay fand, hat man gemerkt, dass das ganze Team die Welt der Pokemon geliebt und an dem Projekt nur zu gerne gearbeitet hat. Auch der Sprecher des namensgebenden Titelhelden Pikachu hat sein Bestes gegeben und so war es nur eine Frage von Zeit bis er nicht nur eine Hauptfigur in einer Spielverfilmung sprechen, sondern auch die Hauptrolle in einer übernehmen würde. Zwei Jahre später ist der Film jetzt da und Ryan Reynolds ist bereit nun auch diese Figur zu rocken. Natürlich kommt aber der Hype um seine Person nicht nur durch seine Verkörperung des gelben Wesens, sondern die kam auch schon drei Jahre früher mit dem vorlauten Antihelden "Deadpool" auf. Das Besondere an dieser Spielverfilmung ist nun aber, das Spiel existiert gar nicht wirklich.
In dem Film geht es um Guy. Guy geht jeden Tag derselben Routine nach und statt daran zu verzweifeln, mag er sein eintöniges Leben und könnte sich nichts Schöneres vorstellen. Er weiß nicht, dass er nur eine nicht spielbare Nebenfigur in einem Open World Actionspiel ist. Als er es aber herausfindet, kann er sich nichts Schlimmeres vorstellen. Er versucht sein Leben und das Leben seiner Stadt zu verändern, doch als die Spieler sehen, dass in ihrem Spiel nicht alles normal abläuft, sind sie sehr unzufrieden. Der Entwickler bekommt den Frust mit und droht das Spiel - so wie es gerade ist - zu zerstören. Wird es Guy schaffen, dagegen vorzugehen und wie kann ihm dabei seine neue Freundin "Molotov Girl" helfen?
Das Beste an "Free Guy" ist seine Kreativität. Der Film hat viele bunte, verrückte und einzigartige Ideen, die er vollkommen auskostet. Es ist eine Welt, in der man wirklich gerne zocken würde und wo man jedes Mal aufs neue Neues etwas entdecken kann. Es lohnt sich daher diesen Film mehrmals zu sehen, denn fürs erste Betrachten gibt es zu viele Eindrücke auf einmal. Aber einen Film mehrmals schauen zu können, muss ja nichts Schlechtes bedeuten und besonders für Gamer gibt es im Film viel Fanservice. Aber auch nicht Gamer können sich tatsächlich freuen, dass der Film von Disney ist. Das Studio hatte zwar in der letzten Zeit nicht den besten Ruf, doch sie haben viele Lizenzen bekannter und beliebter Stoffe und so bieten sie auch Anderen die eine oder andere Überraschung, die ich hier natürlich nicht verraten möchte. Was aber sonst noch gut funktioniert, ist, dass sich der Film in keinem Moment zu ernst nimmt. Er schafft es über sich selbst zu lachen und hat dafür auch den perfekten Hauptdarsteller. Reynolds verbindet gekonnt, das schusselige Auftreten, mit seinem persönlichen Humor. Er bleibt aber im Schatten seiner Kollegin Jodie Comer, die in dem Film zwei Rollen übernimmt, in beidem komplett aufgeht und ein wirklich süßer Gegenpart zu Ryan Reynolds ist. Diese beiden haben eine gute Chemie und man sieht ihnen an, dass sie beim Dreh viel Spaß hatten. Comer kennt man zwar bereits aus "STAR WARS Episode 9", doch das hier könnte nun ihr wirklicher Durchbruch werden. Gönnen würde man es ihr. Es ist ein Film, der einem einfach gute Laune macht und wo man sich bereits jetzt über einen sehr wahrscheinlichen zweiten Teil freuen kann. Gespräche dafür werden schon geführt und bei diesem Erfolg sagt ein Disney Studio bestimmt nicht nein.
Leider hat der Trailer aber einen falschen Eindruck gemacht. Er wirkte wie ein x-ter "Deadpool" und als würde Reynolds einfach das Bekannte wieder runter spielen, mit den immer gleichen Gags und den immer gleichen Szenen wie in seinen anderen Filmen. Als Fan davon wollte ich auch genau das sehen und habe mich bereit dafür gemacht. Der Film ist aber an vielen Stellen ganz anders als erwartet und das dürfte wohl auch den ein oder anderen Fan enttäuschen. Ebenso ist "Free Guy" eine echte Reizüberflutung, auf die man Lust haben muss. Nichts am Film ist wirklich normal, alles ist bunt, laut und drüber. Auch Taika Waititi fällt nicht positiv auf. Er kennt sich mit verrückten Figuren aus und spielt diese wie kaum ein Anderer. In diesem Film dreht er aber komplett frei und das geht eher nach hinten los. Es war etwas zu viel für meinen Geschmack.
Fazit: Dieser Film ist für Fans von Herr Reynolds mit gesenkten Erwartungen zu genießen. Alle anderen dürfen sich hier aber über einen zweistündigen Sommerspaß freuen, der andere Wege geht als bekannt und sich auch wirklich mal was traut. Ein Film mit tollen Figuren, einem schönen Finale und einer angenehmen Kreativität.
by Peter Brauer