Filmwertung: |
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| 8/10 |
Im Jahr 1984 drehte der Regisseur Tim Burton bereits den Live-Action-Kurzfilm „Frankenweenie“ (USA, 1984). Nun startet sein eigenes Langfilm-Remake (Originaltitel: „Frankenweenie“, USA, 2012) in Stop-Motion-Technik in den Kinos.
Victor Frankenstein ist ein 10jähriger Junge, dessen bester und einziger Freund sein Hund Sparky ist. Als Sparky bei einem Unfall stirbt, ist Victor untröstlich. Sein Naturwissenschaftslehrer Dr. Rzykruski bringt ihn auf die Idee seinen Hund mittels Elektrizität wieder zum Leben zu erwecken. Nach der gelungenen Rückholaktion entdecken seine Klassenkameraden Victors Geheimnis und versuchen ebenfalls, aber mit anderen Ergebnissen, ihre verstorbenen Haustiere ins Leben zurückzuholen.
Schon im Jahr 1984 wollte Tim Burton (Regisseur u.a. von „Alice im Wunderland“ (2010), „Dark Shadows“ (2012) und „Edward mit den Scherenhänden“ (1990)) diese Geschichte in Stop Motion Technik als Langfilm realisieren, doch die Budgetknappheit hinderte ihn daran. In den letzten zwei Jahren konnte er nun seine ursprüngliche Idee mit den Originalzeichnungen als Grundlage verwirklichen. Mit 33 Animatoren, mehr als 200 Puppen und 200 Sets wurde ein liebevoller, perfekt animierter und unterhaltsamer Film geschaffen. Die Geschichte ist schnell erzählt, kann aber mit ihren zahlreichen Details und skurrilen Charakteren das Publikum begeistern. Die größte Stärke des Films liegt in seinem umfangreichen Zitatenspiel. Neben der Geschichte, welche direkte Anleihen von Mary Shelleys Frankenstein und deren Verfilmung mit Boris Karloff in der Hauptrolle nimmt, geben viele Szenen und Figuren Bekanntes aus Horrorfilmen der 30er und 40er Jahre wieder. So kann der Zuschauer beispielsweise in der Figur des Dr. Rzykruski eine Verbeugung vor Burtons großem Ideal Vincent Price ausmachen. Zudem werden unterschiedliche Stereotypen aus Horrorfilmen zitiert, wie Vampire, Mumien, Werwölfe und Godzilla. Burtons Begeisterung für dieses Genre ist in jeder Filmminute erkennbar. Neben den vielen Zitaten ist der Film selbst eine einzige Hommage an dieses Genre. Von der Auswahl, der Schrift über die Namen der Figuren bis hin zur konsequenten Schwarz-Weiß-Gestaltung des Films. „Frankenweenie“ ist der erste Animationsfilm, der komplett in Schwarz-Weiß gedreht wurde. Zudem verzichtet Burton bei seiner dritten Stop-Motion animierten Filmarbeit – nach „Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ (2005) und „Nightmare before Christmas“ (Regie: Harry Selnick, USA, 1993) – auf computeranimierte Szenen und nutzte das Mittel nur für visuelle Effekte. Die angewendete 3D-Technik gibt den Puppen viel Plastizität und Stofflichkeit und trägt so zum Filmgenuss bei. Die Musik von Danny Elfman, der seit 1985 an fast allen Tim Burton Filmen mitgewirkt hat, ist perfekt komponiert und verleiht den einzelnen Szenen die richtige Stimmung. All das macht den Film für erwachsene Zuschauer interessant und liebenswert, doch der Film ist ebenfalls für Kinder geeignet. Der Kern der Geschichte bildet die Freundschaft zwischen Victor und seinem Hund, wobei Victor als Identifikationsfigur für jedes Kind erhalten kann. Der Film richtet seine Botschaft von dem Wert der Freundschaft vor allem an ein jüngeres Publikum, begeistert aber trotzdem auch Erwachsene durch die süße Geschichte und ihre kreative Gestaltung.
Fazit: „Frankenweenie“ schafft es sowohl Erwachsene als auch Kindern zu unterhalten. Auf Grundlage einer anrührenden Geschichte über Freundschaft schuf Tim Burton eine liebenswerte Hommage an eine vergangene Filmgattung. Der Film ist durch seine Technik, seine Geschichte und seinem Zitatenspiel ein gelungenes und empfehlenswertes Kinoerlebnis.
by Doreen Matthei