Filmwertung: |
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| 6/10 |
Der Film der Regisseure Glenn Ficarra und John Requa (Crazy, Stupid, Love; I Love You Phillip Morris) ist eine Gaunerkomödie, die einige Änderungen innerhalb der Besetzung durchleben musste. Emma Stone und Ryan Gosling, die schon in „Crazy, Stupid, Love“ zusammengespielt und überzeugt hatten, sollten die Hauptrollen spielen, entschieden sich aber dagegen. Das galt auch für die bereits engagierte Kristen Stewart. Sie verließ „Focus“, als Will Smith unterschrieben hatte.

Nicky Spurgeon (Will Smith) sitzt in einem Hotel und beobachtet die wunderschöne Jess Barrett (Margot Robbie), die an der Bar sitzt, einen Typen abwimmelt, indem sie Nicky als ihren Freund bezeichnet. Er geht darauf ein und verlebt mit Jess einen schönen Abend. Sie gehen auf ihr Zimmer, wo ein bewaffneter Typ in den Raum kommt, Nicky bedroht und sein Geld haben will. Dieser ist jedoch kein bisschen beeindruckt. Er ist selbst ein professioneller Trickbetrüger und zeigt Jess und ihrem Partner ihre Schwächen auf. Jess ist beeindruckt und folgt Nicky. Sie bittet ihn einsteigen zu dürfen. Nach einem Testlauf gestattet er es. Doch nun kommen beiderseits auch Gefühle ins Spiel...
Die Geschichte ist nur mittelprächtig umgesetzt. Die Storyline verstrickt sich in ihrem eigens geschaffenen Lügenkonstrukt und findet nicht mehr heraus.
Das sympathische und charismatische Hauptdarstellerduo Will Smith (Das Streben nach Glück, Men in Black, Bad Boys) und Margot Robbie (The Wolf of Wall Street, Alles eine Frage der Zeit, Tarzan) macht aber einige Schwächen wieder wett, da zwischen ihnen die Chemie stimmt. Die Methode von Ficarra und Requa, die 24-jährige Australierin als „Eyecatcher“ einzusetzen, ist zwar einfach, aber durchaus wirkungsvoll, da Robbie eine ansprechende Leistung zeigt, viel Sexappeal ausstrahlt und die vorzüglich ausgewählten Kostüme diesen Eindruck noch verstärken.

Der 46-jährige Smith und Robbie arbeiten übrigens bald wieder zusammen - in „Suicide Squad“ (2016).
Ihr Spiel alleine reicht aber nur bedingt, um alle Schwächen zu kaschieren, weil die Motive der handelnden Charaktere oft im Unklaren bleiben, da die meisten Figuren keinen bzw. nur einen kleinen Hintergrund und damit auch wenig Tiefe haben. Das ist schade. Denn Potenzial ist da, die Umsetzung ist jedoch nur szenenweise gelungen. Dafür gibt es zu wenig gute, zündende Gags. Vieles ist Standard. Trotz einiger gelungener Dialogszenen wirken diese nur stellenweise überzeugend. Speziell Robbies Charakter bietet einige Plattitüden, wie man sie schon dutzendfach gehört hat. Immerhin überzeugen die ruhige Kameraführung, die schön ausgesuchten Locations und die stark choreographierten Diebstahlszenen. Allerdings ist die Stimmung des Filmes nicht immer passend, was sich vor allem unterschwellig ausdrückt. Zu keiner Zeit kommt „Focus“ an den Steven Spielberg-Klassiker „Catch Me If You Can“ heran, der demselben Genre zuzuordnen ist.
Die Nebendarsteller sind solide. Vor allem der witzige Adrian Martinez (Das erstaunliche Leben des Walter Mitty, Extrem laut und unglaublich nah, Kick-Ass) hellt einige Szenen auf, das gilt auch für B.D. Wong (Einsame Entscheidung, Law & Order: New York, Jurassic Park). Dessen Szene ist zwar von Beginn an vorhersehbar, aber dennoch ausgesprochen amüsant. Rodrigo Santoro (Xerxes in „300“, Redbelt, Was passiert, wenn's passiert ist) und Gerald McRaney (House of Cards – Staffel, The Best Of Me - Mein Weg zu dir, Red Tails) spielen durchschnittlich, fallen nicht besonders auf.
Mittelprächtige Gaunerkomödie mit einem dynamischen Hauptdarstellerduo, schönen Locations, coolen Diebstahlszenen, aber einem Lügenkonstrukt, in welches sich der Film selbst verstrickt.
by Stefan Bröhl