Filmkritik Fast & Furious 7
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Der Action-Film von Regisseur James Wan (Death Sentence – Todesurteil, Saw, Conjuring - Die Heimsuchung) ist der letzte Film mit Sonnyboy Paul Walker, der am 30. November 2013 bei einem – bittere Ironie des Schicksals – Autounfall ums Leben kam, als die Dreharbeiten gerade in vollem Gange waren. Deshalb wurde die Produktion Walkers Tod am 1. Dezember 2013 gestoppt. Die geplante Veröffentlichung für Juli 2014 war damit vom Tisch.

Universal entschied sich für einige Änderungen am Drehbuch, um dem nur 40 Jahre alt gewordenen die letzte, gebührende Ehre auf der großen Leinwand zu erweisen.
Dominic Toretto (Vin Diesel), Brian O'Conner (Paul Walker), Mia Toretto (Jordana Brewster), Luke Hobbs (Dwayne „The Rock“ Johnson), Letty Ortiz (Michelle Rodriguez), Tej Parker (Chris „Ludacris“ Bridges), Roman Pearce (Tyrese Gibson) und Han (Sung Kang) haben Owen Shaw (Luke Evans) das Handwerk gelegt. Gisèle (Gal Gadot) kam dabei ums Leben, als sie ihr Leben gab, um Han zu retten. Dieser trauerte um seine Freundin, mit der er sich in Tokio niederlassen wollte. So fährt er alleine zurück in seine Heimatstadt. Dort erwartet ihn jedoch mit Deckard Shaw (Jason Statham) Owens wütender älterer Bruder, der auf Rache sinnt. Er tötet Han. Dann meldet er sich bei Dom, bedroht diesen und seine Familie. Dom fährt nach Tokio, wo er sich mit Sean Boswell (Lucas Black) trifft, der zuletzt mit Han unterwegs war und gemeinsame Sache machte. Als er heimkehrt, findet Hans Beerdigung statt. Auf dieser taucht auch Deckard auf. Dom und seine Familie werden in Machenschaften hineingezogen, die viel größer sind, als sie bislang angenommen hatten.
Die Geschichte ist gut umgesetzt. Denn „Fast &Furios 7“ hat das gewisse Etwas. Die hervorragend inszenierten Actionsequenzen, die so unrealistisch sind, dass sie in dieser Hinsicht beinahe an einen Fantasyfilm erinnern, tragen einen nicht unerheblichen Teil dazu bei. Hier ist unverkennbar, dass sich der Film nicht allzu ernst nimmt. Stattdessen sind viele Stunts so realitätsfern, dass sie für Gelächter und Geklatsche im Publikum sorgen werden. Das liegt vor allem an der hervorragenden und sehr aufwendigen Choreographie dieser Filmabschnitte.
Allerdings stimmt die Balance beim siebten Teil der Reihe nicht immer. Denn die Actionszenen sind überbordend lang und werden etwas zu häufig eingesetzt. Bei einem Film, der eine stattliche Länge von 137 Minuten vorweisen kann, sind die Szenen, welche die Storyline wirklich vorantreiben, doch etwas zu rar gesät und die Dialoge sind in diesen Sequenzen auch relativ wacklig.

Hier hätte man sich von den Machern etwas mehr Liebe zum Dialog, Detail und dem Erzählen einer Geschichte gewünscht. Trotz der genannten Kritikpunkte ist „F&F7“ kein schlechter Film. Allerdings hätte man sich in dieser Hinsicht doch etwas mehr erhoffen können. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn Justin Lin, der Regisseur von „Fast & Furious 3-6“, auf dem Regiestuhl Platz genommen hätte. Dies wurde dem 43-jährigen Chinesen aber erschwert, da er sich noch voll mit der Post-Produktion von Teil sechs beschäftigte und Universal bekanntlich eine Veröffentlichung für Sommer 2014 plante, was für Lin überhaupt keine Pause bedeutet hätte.
Doch wer die letzten Teile der Reihe mochte und mit dem Motto „Höher, weiter, aufwendiger, actionhaltiger“ etwas anfangen kann, wird auch am siebten Teil seine Freude haben. Denn es gibt auch in „F&F7“ wieder einige legendäre Kämpfe, die wohl ohne Übertreibung in die Actionfilmgeschichte eingehen dürften, da sich hier erneut echte Größen einfallsreich über die Leinwand prügeln.
Ganz groß und hochemotional ist das Ende. Hier treten vielschichtige Gefühle zutage. Denn die letzten Minuten sind eine einzige, stark gemachte Hommage an Paul Walker, die berührt und wohl bei vielen Zuschauern auch tränenreich enden wird. Man wird sich hier vollauf bewusst, dass es Walkers letzter Auftritt auf der Leinwand ist, was das Ganze sehr bewegend und ergreifend macht. Dieser Abschluss ist ein würdiges Ende für den Kalifornier.
Leider gibt es noch weitere kleine Schwächen. Vor allem ist es ausgesprochen schade, dass die animierten Szenen von Paul Walker auf den ersten Blick anhand der unrealistischen Gesichtsmimik und der unrunden Bewegungen zu erkennen sind. Zumal in den meisten Sequenzen nur sein Gesicht animiert wurde – mit Ausnahme der nicht gedrehten Szenen, in denen er kämpfen muss und vollständig animiert wurde. Auch spricht er in den Auftritten, die per Computer generiert wurden, weniger bzw. gar nicht, was sofort auffällt.
Die Kameraführung ist teilweise exzellent, an anderen Stellen hingegen arg unruhig und gesamtgenommen demnach zwiespältig.
Doch der Actioner hat auch noch einige Stärken. Zum einen die herrliche, vielfältige Landschaftsauswahl. Zum anderen die fetzige, coole Musikuntermalung. Beide tragen ihren Teil zur coolen Atmosphäre bei.

Des Weiteren ist die kernige, ausdrucksstarke, professionelle Synchronisation Weltklasse. Die Stars haben ihre gewohnten Stimmen, mit Ausnahme von Hounsou, der in beinahe jedem Film von jemand anderem gesprochen wird.
Der namhafte Cast wird erneut vom charismatischen Familienpaten Vin Diesel (Riddick, Find Me Guilty, Der Soldat James Ryan) ultracool angeführt. An seiner Seite können Jason Statham (Transporter, Crank, The Expendables) als Bösewicht, Tyrese Gibson (Transformers, Death Race, Vier Brüder) in altbewährter Sprüche-Klopfer-Rolle, Chris „Ludacris“ Bridges (Gamer, L.A. Crash, Hustle & Flow) als lässiger Tüftler, der ehemalige Wrestling-Star Dwayne „The Rock“ Johnson (Snitch - Ein riskanter Deal, Die Reise zur geheimnisvollen Insel, Spiel auf Bewährung) als sympathisches, wandelndes Muskelpaket, Nathalie Emmanuel (Game of Thrones) als schöne Ramsey und Jordana Brewster (Dallas, American Heist, Deadly Shadows) als Mia, Brians Freundin überzeugen.
Paul Walker (Flags of our Fathers, Antarctica – Gefangen im Eis, Running Scared) zeigt zum Abschluss eine starke, glaubwürdige Leistung und stellt noch einmal unter Beweis, wie sehr er seit Beginn seiner Karriere als Schauspieler gereift ist.
Michelle Rodriguez (Avatar – Aufbruch nach Pandora, Machete, Resident Evil) zeigt hingegen eine überraschend schwache, nur in den Kampfszenen gute Performance. Ihre Mimik und ihre Dialoge sind weit von ihrem sonstigen Leistungsvermögen entfernt.
Ärgerlich ist auch die verpasste Chance, den dritten Teil der Reihe, von vielen zu Unrecht als Schwächster der Serie verunglimpft, zu ehren und Lucas Black (42 - Die wahre Geschichte einer Sportlegende, Promised Land, Unterwegs nach Cold Mountain), der damals in „Tokio Drift“ der Hauptdarsteller war, mit ins Boot zu holen. Doch Black hat enttäuschenderweise nur eine kleine Szene und wird nicht ins Team von Toretto integriert.

Die Nebendarsteller zeigen gute Leistungen, was vor allem für den coolen Kurt Russell (Die Klapperschlange, Das Ding aus einer anderen Welt, Tombstone) gilt, dem ein großartiges A-Movie-Comeback gelingt und der damit all seine Kritiker Lügen straft. Auch die thailändische Kampfmaschine Tony Jaa (Ong-Bak, Revenge Of The Warrior, Skin Trade) und die US-amerikanische MMA-Kämpferin Ronda Rousey (The Expendables 3) dürfen ihre Künste perfekt inszeniert unter Beweis stellen. Als weiterer Bösewicht kann Djimon Hounsou (Blood Diamond, Guardians of the Galaxy, Gladiator) punkten, zudem zeigt Elsa Pataky (Mr.Nice, Give 'em Hell, Malone, Snakes on a Plane) eine ansprechende Leistung.
In kleinen Nebenrollen sind Stars wie die Rapperin Iggy Azalea, die zum Soundtrack den stimmigen Song „Go Hard or Go Home“ (feat. Wiz Khalifa) beiträgt, zu sehen, aber auch Fans der ersten Stunde dürfen sich über einige Gastauftritte freuen.
Fazit: Grundsolider Film mit überbordender, herrlich choreographierter, unrealistischer Action und einem würdigen Abschied von Paul Walker. Mach es gut!
by Stefan Bröhl
Bilder © Universal Pictures Intl.