Filmwertung: |
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| 6/10 |
Väter wachen über das Wohlergehen ihrer Töchter für gewöhnlich mit Argusaugen, denn das Leben soll für ihre kleine Prinzessin nur die pure Zuckerwatte bereithalten. Da ist es für potenzielle Bewerber um das Herz der Tochter beinahe schwieriger, grünes Licht vom Daddy der Angebeteten zu bekommen, als das beiderseitige Verlieben an sich. Den treusorgenden Vätern stehen nur zwei strategische Wege offen, wenn sich das Töchterchen unsterblich verschossen hat. Wenn davon der Erste, die vehemente Abwehr des jungen Mannes aussichtslos erscheint, wäre da noch der vertrauensvoll heuchlerische Schulterschluss, in der Hoffnung, dass ihr Freund angesichts der großen ihm übertragenen Verantwortung kalte Füße bekommt und die Fliege macht.
In "Endless Love" hält der Vater der hübschen Tochter unbeirrt am ersten strategischen Weg fest. Die in guten Verhältnissen aufgewachsene Jade (Gabriella Wilde) lernt im Sommerurlaub mit ihren Eltern den charismatischen David (Alex Pettyfer) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Die zwischen den beiden entfachte grenzenlose Leidenschaft ist jedoch Jades Vater Hugh (Bruce Greenwood) ein Dorn im Auge, da er die Zukunftspläne seiner Tochter gefährdet sieht. Seine Tochter soll Medizin studieren und ihm irgendwann mal als Kardiologin nachfolgen, wozu sie im Sommer lieber ein Praktikum machen soll, als ihre Zeit mit dem perspektivlosen David zu vergeuden. Doch Jade entscheidet sich gegen das Praktikum und genießt lieber die Zeit mit David. Dies missbilligend bezichtigt Hugh David einer dunklen Vergangenheit, die er vor Jade verschwiegen haben soll. Das junge Paar wird durch Missverständnisse, einen Unfall, Intrigen und Davids ungeklärte Vergangenheit auf eine harte Probe gestellt und muss um seine Liebe kämpfen.
Die amerikanische Regisseurin Shana Feste, die 2010 den Film "Country Strong" mit Gwyneth Paltrow inszenierte, meldet sich nun mit dem Melodram "Endless Love" zurück, für das sie zusammen mit Joshua Safran auch das Drehbuch schrieb. Gleichzeitig ist das bereits die zweite Adaption des gleichnamigen Romans von Scott Spencer, denn das romantische Teendrama ist die Neuverfilmung von "Endlose Liebe" aus dem Jahr 1981, in dem Brooke Shields die Jada Butterfield spielte. Die Hauptrollen des zwischen Mai und Juli 2013 hautsächlich in Georgia gedrehten Remakes übernahmen die britischen Schauspieler und Models Alex Pettyfer ("Der Butler") und Gabriella Wilde ("Carrie"), die optisch ein ebenso zauberhaftes Paar abgeben, wie 1981 schon Brooke Shields und Martin Hewitt. Als Jades Vater Hugh macht der kanadische Schauspieler Bruce Greenwood, bekannt aus unzähligen Hollywood-Produktionen wie "Flight" (2012) oder "Star Trek Into Darkness" (2013"), David Elliot das Leben zur Hölle, während Joely Richardson, die gerade auch in "Vampire Academy" im Kino zu sehen war, Jades Mutter Anne Butterfield spielt.
"Liebe überwindet alle Widerstände" ist dem deutschen Filmposter zu "Endless Love" zu entnehmen und diese sind dank Jades Vater wirklich extrem. Der Beginn der Lovestory verbreitet den Geruch von "Dirty Dancing", wobei David nicht ganz so des geistigen Tiefflugs und der prekären Herkunft verdächtig ist, wie einst der Tanzlehrer. Doch auch wenn David sogar den Zulassungstest zur Uni bravourös bestanden hat, so wird er doch eindeutig als der Tochter des Hausherren für unwürdig erachtet. Die Liebesgeschichte mit all ihren Vorkommnissen, Missverständnissen und Intrigen wird selbstredend soppy. Dies ein Begriff der Amerikaner für schnulzige Storys aus der Feder des Mannes, der wohl nachts schweißgebadet aufgewacht sein muss, dass diese Geschichte nicht ihm eingefallen ist, obwohl sie perfekt in sein Œuvre gepasst hätte. Aber an dieser Stelle sei ausdrücklich betont, dass Nicholas Sparks bei "Endless Love" nicht seine Finger im Spiel hatte. Alex Pettyfer wirkt schon fast ein bisschen zu reif für die spätpubertären Torturen und seine Rolle als Underdog ist selbst gewählt, doch würde man als Zuschauer ihm die eigene Tochter durchaus anvertrauen. Wesentlich unerfahrener wirkt Gabriella Wilde als Jade, was aber gut zu ihrem Rollenbild als Papas Küken passt. Vater Hugh ist letztendlich das Monster im zwischenmenschlichen Gefüge und auch der schmerzliche Verlust seines ersten Sohnes entschuldigt sein Verhalten nicht. Es entwickelt sich ein dramatischer Kampf zweier junger Leute um ihre Liebe, der doch mehr Facetten hat, als der Trailer erahnen lässt. Zur Vermeidung des im Film dargestellten Szenarios wird empfohlen, sich lieber in Töchter alleinerziehender Mütter zu verlieben!
"Endless Love" ist ein purer Kampf um die Liebe gegen einen Vater, den man keinem jungen Mann beim Antrittsbesuch wünscht. Das Publikum der Nicholas Sparks-Verfilmungen und jeder, der schon mal den Satz "Mein Baby gehört zu mir" gehört hat, ist hier gut aufgehoben.
by André Scheede
Bilder © Universal Pictures Intl.