Einfach das Ende der Welt

Juste la fin du monde (2016), Kanada / Frankreich
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH

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Einfach das Ende der Welt Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Nach über zwölf Jahren kehrt Louis zum ersten Mal nach Hause zurück und versetzt damit seine Familie in helle Aufregung. Doch die anfängliche Freude über die Heimkehr des verlorenen Sohnes und Bruders schlägt schnell um: Alte Wunden brechen auf und bald finden sich alle zurück in alten Mustern, vollkommen unfähig, miteinander zu sprechen. Wird es Louis gelingen das zu tun, wofür er gekommen ist?

Gaspard Ulliel, Marion Cotillard und Vincent Cassel | mehr Cast & Crew


Einfach das Ende der Welt - Trailer




DVD und Blu-ray | Einfach das Ende der Welt

Blu-ray
Einfach das Ende der Welt Einfach das Ende der Welt
Blu-ray Start:
14.04.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 99 min.
DVD
Einfach das Ende der Welt Einfach das Ende der Welt
DVD Start:
14.04.2017
FSK: 12 - Laufzeit: 95 min.

Filmkritik Einfach das Ende der Welt

Filmwertung: | 4/10


Als der französisch-kanadische Jungregisseur Xavier Dolan vor zwei Jahren auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2014 mit seinem Film Mommy aufwartete, galt dieser sogleich nach seiner Premiere als Favorit für den Hauptpreis des Festivals, die Goldene Palme. Einfach das Ende der Welt SzenenbildDas einfühlsame, abwechslungsreiche und hochinnovativ inszenierte Drama um das 15-jährige Problemkind Steve und dessen turbulente Beziehung zu seiner alleinerziehenden überforderten Mutter Diane schien den großen künstlerischen Wendepunkt hin zu mehr Reife und Reflexion im Werk des Autorenfilmers zu markieren und kann zurecht als Meisterwerk und großer Geniestreich bezeichnet werden. Zwei Jahre später hat Dolan wieder einen reifen Film gedreht: Einfach das Ende der Welt fehlt jedoch nicht nur der empathische Zugang zu seinen Charakteren, den seinerseits Mommy noch in so hohem Maße bot – zum einheitlichen Schock der Kritiker weltweit entpuppt er sich zudem als ein einziges langweiliges Machwerk künstlerischer Stagnation.

Der auf den französischen Dramenklassiker Juste la fin du monde von Jean-Luc Lagarce basierende, allzu wortwörtlich adaptierte Film erzählt vom 34-jährigen homosexuellen Erfolgsliteraten Louis, der nach langjähriger Abstinenz wieder seine Familie, bestehend aus Mutter, zwei Schwestern, einem Bruder und dessen Frau, aufsucht, um sie über seinen nahenden AIDS-Tod zu unterrichten. Die andauernde große Sommerhitze, der das Familienhaus als beinahe einzigem Handlungsort ausgesetzt ist, macht dabei dem Sextett genauso zu schaffen wie die ohnehin katastrophale familiäre Bande. Warum jedoch der Haussegen gehörig schief hängt und sich die Familienmitglieder unentwegt einander ankeifen, bleibt so ungelöst wie Louis' Wunsch, sich und sein Schicksal zu offenbaren – von Streitereien stets aufs Neue entmutigt, gelingt es ihm schließlich nicht, sich mitzuteilen. Unverrichteter Dinge bricht er am späten Nachmittag wieder auf.

Einfach das Ende der Welt Szenenbild Einfach das Ende der Welt bedeutet bereits auf Schauspielebene einen großen Verschleiß an Talent und Güte. Schlichtweg die größten Stars des französischen Gegenwartskinos – Marion Cotillard, Léa Seydoux, Vincent Cassel, Nathalie Baye und Gaspard Ulliel – hat Dolan zwar zusammengebracht, ihnen jedoch anscheinend sowenig Anreiz und Raum geboten, mehr als nur solide zu extemporieren. Keiner einzigen typenhaften Figur kommt der Zuschauer hier wirklich näher, mehr noch frustrieren nicht nur die permanenten Wutausbrüche Cassels und die übertrieben chargierte Stotterei Cotillards auf Dauer. Auch gegenüber Louis als todkrankem Mann bieten sich wenig Ansatzpunkte zur Sympathisierung, bleibt er über die gesamte Filmdauer hinweg doch eine einzige mimische Schablone. An den unzähligen Streitszenen selbst lässt sich ebenso kein Gefallen finden, diese spielen sich auf einem lächerlich kindischen Niveau ab und lassen sich mangels Ursachenforschung auch nicht nachvollziehen.

Dolans inszenatorisches Leitkonzept ist eine Melange aus Nahaufnahmen der Gesichter, schnellem, zumeist leider aufgesetzt wirkendem Schnittrhythmus und melancholischem Violinenscore, der sogar unterschwellig während der Dialoge mitschwingt. Ständig drängt sich dabei der unbefriedigende Eindruck auf, dass hier der Regisseur vergeblich nach filmischen Umsetzungsmitteln für ein Theaterstück sucht, das lieber seinem Ursprungsmedium hätte überlassen bleiben sollen. Die genuin filmischen Durchbrüche des formal theatralen Kammerspiels stellen sich dann als ein, zwei vereinzelte Rückblenden als Erinnerungsfetzen Louis' ein. Doch auch diese wirken erzwungen, banal und klischeehaft – so zum Beispiel Louis als Teenager, der sich Drogen konsumierend mit seinem Freund amüsiert.

Einfach das Ende der Welt Szenenbild Einfach das Ende der Welt ist ein Film von großer Einfallslosigkeit und Liebensunwürdigkeit. Er stachelt geradezu zu Frust auf. So gibt er sich weder Mühe, die familiären Konflikte rational plausibel zu machen und so Identifikationspotenzial zu schaffen, noch emotionale Trag- oder Projektionsflächen anzubieten, die dem Zuschauer es erlauben würden, auch nur ein wenig mit dem Elend der porträtierten Menschen mitzufühlen. Als letzter negativ bis gar peinlich auffallender Aspekt des Films sei abschließend die forcierte Zeitmetaphorik genannt, die den nahenden Tod des Protagonisten symbolisieren soll. So lässt man die Figuren beispielsweise unverblümt sagen, man hätte keine Zeit mehr, oder starrt Louis nervös auf seine Armbanduhr. Verzeihlich könnte man meinen. Wenn am Ende des Films dann jedoch die Kuckucksuhr zum Leben erwacht, ihr ein Vogel entspringt, der durch das Zimmer flattert, auf dem Boden landet und dort seine letzten Atemzüge tätigt, bevor er stirbt, so kann dies auch nicht mehr mit der Marke „Selbstironie“ gerettet werden.

Fazit:
Vollends verunglückter Film, dem auch und gerade seine Star-Besetzung um Cotillard, Seydoux und Cassel nicht weiterhelfen kann. Selten virulentes Frustrationskino!
by ehemaliger Mitarbeiter

Bilder © Weltkino Filmverleih GmbH