Filmkritik Einer nach dem Anderen
Filmwertung: |
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| 4/10 |
Nils (Stellan Skarsgård) wird zum Bürger des Jahres einer verschneiten norwegischen Provinz gewählt. Denn der pflichtbewusste Schneepflugfahrer ist ein perfekt in Norwegen integrierter Einwanderer. Doch als dann eines Tages der geregelte, normale Alltag von Nils durch den plötzlichen Tod seines einzigen Sohnes gestört wird, beginnt ein Katz-und Maus-Spiel um Leben und Tod. Selbst die Mafia hat nun nichts mehr zu lachen...
Ach ist das ärgerlich! „Einer nach dem Anderen“ hätte doch so gut sein können. Da geht man - Dank vielversprechendem Trailer - in freudiger Erwartung ins Kino, weil man sich einen typisch-trockenen und natürlich wahnsinnig komischen skandinavischen Film anschauen möchte und wird letztendlich leider enttäuscht.
Die Geschichte hinter "Einer nach dem anderen" ist so alt wie die Menschheit selbst - denn es geht um den Grundinstinkt der Vergeltung. Auf diesem Fundament entstehen immer wieder gern gesehene Thriller oder Action-Streifen und alle sind sich in gewisser Weise ähnlich. „Einer nach dem Anderen“ handelt ausschließlich vom Akt der Rache. Die Idee an sich, mit dieser Thematik eine Art Komödie zu erschaffen, ist nicht schlecht und hat eigentlich viel Potential um wirklich unterhaltsam zu sein. Doch es hapert an der richtigen Umsetzung und was bleibt ist ein Gefühl von: "Ich weiß nicht ob ich das lustig finden soll…"
Tatsächlich wurden im Trailer fast alle guten Szenen bereits verpulvert. Das liegt nicht unbedingt daran, dass der Film nicht mehr hergibt, sondern eher daran, dass an der Situationskomik einfach zu wenig gefeilt wurde. Man merkt durchaus, in welchen Momenten Regisseur Hans Petter Moland versucht hat einen gewissen Witz in die eigentlich schwermütige beziehungsweise dramatische Situation einzubauen. Gelungen ist ihm das irgendwie nicht, denn der Ernst bleibt meist erhalten, wodurch das gesamte Werk definitiv mehr einem Drama als einer Komödie ähnelt.
Was allerdings die schauspielerische Qualität betrifft, wurde hier ein wirklich grandioses und authentisches Team aufgestellt. Stellan Skarsgård (Der Medicus, Nymphomaniac), Bruno Ganz (Nachtzug nach Lissabon, The Counselor) und natürlich der Graf, gespielt von Pål Sverre Valheim Hagen (Kon-Tiki, Ich reise allein), brillieren in ihren Rollen und sorgen allein durch ihr Auftreten für so einige Schmunzler.
Der Graf ist hier das Parade-Beispiel eines modernen Mafioso. Pål Sverre Valheim Hagen spielt diese Rolle mit einer Inbrunst, dass es trotz des brutalen Konflikts nicht nur komisch ist, sondern auch auf beeindruckende Weise überaus authentisch wirkt. Die ideale Besetzung!
Neben äußerst kreativen Mafiosi-Namen, überforderten Polizisten und Schnee soweit das Auge reicht, sind es viele kleine Anekdoten, die den Witz in "Einer nach dem Anderen" ausmachen. Doch um den Witz auch gekonnt zu etablieren braucht es mehr als lustige Sprüche und gute Schauspieler. Vor allem die entsprechende musikalische Untermalung lässt leider zu wünschen übrig, wodurch der Humor in vielen Szenen verloren geht.
„Einer nach dem Anderen“ ist nicht schlecht, aber auch nur landschaftlich beeindruckend. Am Ende sind es eher gemischte Gefühle, mit denen man den Kinosaal verlässt. Wirklich schade…
by Aline Nickel