Filmkritik Du hast es versprochen
Filmwertung: |
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| 5/10 |
"Du hast es versprochen" - ja, der Name ist hier Programm. Jeder, der sich ins Kino wagt, um sich das Regiedebüt von deutscher Regisseurin Alex Schmidt anzusehen, wird sich an der ein oder anderen Stelle mit Sicherheit wehmütig an thrillerschwere Kurzzusammenfassungen des Streifens erinnern und womöglich ein wenig enttäuscht aufstöhnen: ihr habt es versprochen... Um nicht den selben Fehler zu machen und hier zu versprechen, der Kinobesuch lohne sich in keinem Fall: ganz so ist es nicht, denn per se ist "Du hast es versprochen" kein schlechter Film. Wenn er auch nicht ganz hält, was man sich von ihm verspricht, beweist unsere Landsmännin in ihrem Debüte durchaus Gefühl für Misenscene und eine in Anleihen und zitatischen Bezugnahmen verwirklichte Leidenschaft fürs Genre. Doch irgendwie bleibt der Streifen dennoch jener durchschnittliche, wenn auch akzeptable Kerl von gegenüber, den man eine Weile datet und danach abschießt, weil er es einfach nicht war und er einen recht zügig zu langweilen beginnt. Warum er einen langweilt: gar nicht, weil er wirklich ein Langweiler ist, sondern weil man ihn schon jahrelang kennt und er einen so mit nichts, das er sagt oder tut wirklich überraschen kann.
Übertragen hat "Du hast es versprochen" sich den Anspruch der Kontinuität mit dem Genre ein wenig zu sehr zu Herzen genommen, sodass er nicht recht viel mehr erschaffen konnte als einen Zusammenschnitt von längst Dagewesenem: wenn auch einen flüßig montierten, textsemantisch runden und shottechnisch bedeutungsschweren. Kein Wunder also, dass es der Story an kreativem Potential und Originalität mangelt: 2 Kindheitsfreunde, in diesem Falle zwei Frauen in den 30ern, die sich aus den Augen verloren haben, nun durch einen scheinbaren Schicksalsschlag wiederfinden und zusammen in die Abgelegenheit ihres Kindheitsurlaubsorts und damit ihre eigene Vergangenheit reisen, wobei eine von ihnen in der Einsamkeit der Insel und ihrer selbst der Abgrund erwartet.
Glaubt man dem ein oder anderen Filmwissenschaftler und ist die erste Szene eines Films der Spiegel seines Gesamt, so lässt "Du hast es versprochen" uns darin schon an dem Versprechen auf einen düsteren Thriller zweifeln: ein Slowmotion Flashback, der ursprünglich wohl Beklemmung generieren sollte, stellt uns die beiden Frauen und ihre Vergangenheit in jenem langsamen Tempo und gräulichem Ton vor, die schließlich seinen weiteren Verlauf bestimmen sollen. Kann man dabei noch nicht einmal abstreiten, dass der Film hier und da Atmosphäre schafft, doch ist es nicht die Art von Atmosphäre, die uns in Angst und Schrecken versetzt, sondern eher die eines Dramas - an sich nicht verwerflich, aber was soll man unter dem Mysterythriller Genre eingestuft anderes dazu sagen als: Du hast es versprochen! Hinzu kommt, dass auf Seiten der darstellerischen Darbietung nicht wirklich ein Funke überspringen will - wenn er überhaupt übergeht, dann schleicht er wie ein gebrechlicher Greis. Was uns davon abhält, die für Thrillereffekte nötige Beziehung zu den beiden Frauen aufzubauen? Irgendwie bleibt die Bewegung des Filmes, sei es die optisch wahrnehmbare von Figuren und Kamera oder die unsichtbare der Story ein wenig steiff, konstruiert und undynamisch. Technisch falsch gemacht hat Alex Schmidt mit ihrem Film also noch nicht einmal etwas und doch wirkt "Du hast es versprochen" schließlich zu mechanisch als dass er nachhaltig bewegen könnte.
Fazit: "Du hast es versprochen" bleibt jener durchschnittliche, wenn auch akzeptable Kerl von gegenüber, den man eine Weile datet und dann doch wieder abschießt, weil er einen recht zügig zu langweilen beginnt.
by Sima Moussavian