Filmkritik Die Tribute von Panem - The Hunger Games
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Nachdem in den letzten Jahren weltbekannte Romane wie Joanne K. Rowlings Harry Potter und J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe erfolgreich für die Leinwand adaptiert werden konnten, wagt nun Lionsgate Entertainment, unter der Regie von Gary Ross (Pleasantville), die Verfilmung von Suzanne Collins ersten Teil der Tribute von Panem - Trilogie. Basierend auf dem Weltbestseller The Hunger Games startet die spannende Dystopie um die Hauptfigur der 16-jährigen Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence), die in einer gewalttätigen, mystische Welt der Zukunft ihr Leben bestreiten muss. Zum Schutz ihrer jüngeren Schwester Primrose meldet sie sich freiwillig als Tribut für die diesjährigen Tödlichen Spiele. Mit der Gewissheit ihr Leben in den gefährlichen Hunger Games zu verlieren, tritt sie mit den übrigen 23 Tributen aus den insgesamt 12 Distrikten des Landes den Kampf an.
Die in der Zukunft spielende Handlung vereint gekonnt das Buchwissen, um das zerstörte Nordamerika, aus dem die Nation Panem entstanden ist, sowie gesellschaftskritische Meinungen der Neuzeit. Die moderne Klassengesellschaft wird sowohl durch das machtvolle Kapitol, als auch durch die hungerleidenden Distrikte versinnbildlicht. Das feindliche Kapitol bildet bereits optisch einen Kontrast zu den in Armut lebenden Menschen in den Distrikten. Satte und grelle Farben sowie pompöse Outfits, die nahezu als Kostüm angesehen werden können, symbolisieren Wohlstand und Macht. In der dargestellten Welt korrodieren die hinterwäldlerischen Ansichten und Lebensumstände der Distrikte mit hochmoderner und apokalyptischer Technik des Kapitols, sodass die Klassengesellschaft während der gesamten Handlung greifbar ist. Die Spiele dienen der gesellschaftlichen Unterhaltung, zu der bereitwillig Jugendliche zwischen zwölf und achtzehn Jahren geopfert werden. Die live übertragenden Gladiatorenspiele erinnern an das moderne Reality-TV, in dem der Zuschauer nahezu zum Voyeurismus gedrängt wird.
Die Geschichte wird getragen durch die starken und glaubhaften Charaktere, die allesamt gut besetzt wurden: Jennifer Lawrence (Winter´s Bone) verkörpert die starke Heldin Katniss, die stets zum Wohle ihrer Familie die eigenen Bedürfnisse ignoriert. Schlagfertig, mutig und kampfbereit stellt sie sich ihren Gegnern und überwindet dabei alle Hürden. Zum Schutz des eigenen Lebens und derer, die ihr wichtig sind, wird sie Widerwillen zur eiskalten Mörderin. In der Kontrahentin Rue (Amandla Stenberg) erkennt sie ihre kleine Schwester wieder, deren grausamen Tod sie rächt. Beeindruckend und nachvollziehbar wird ihr Wesenswandel dargestellt, der nicht zuletzt Fragen über eine künftige Gesellschaft impliziert. Ihre Schwester Primrose (Willow Shields) ist für sie der Grund zum Überleben. Peeta Mellark wird von Newcomer Josh Hutcherson (The Kids Are All Right) als sensibler Mitläufer dargestellt, der sich seinem Schicksal voller Angst stellen muss. Anfangs unsicher, gelingt es ihm in seiner Rolle zu reifen und das Kinopublikum sowie das Kapitol gleichsam für sich einzunehmen. Durch sein Verhandlungs- und Manipulationsgeschick setzt er alles daran, um Katniss Lebens zu retten. Katniss bester Freund Gale, der von Liam Hemsworth (Mit Dir an meiner Seite) nimmt im Film eine wichtige Rolle ein, auch wenn er nur zwischenzeitlich in die Handlung einbezogen wird. Er lehnt sich gegen das Kapitol auf und schärft dadurch Katniss Blick für das Wesentliche. Nach ihren Weggang wird er sich seiner Gefühle bewusst, sodass nach und nach eine emotionale Dreiecksbeziehung entsteht.
Auf der Seite des Kapitols vertritt die PR-Managerin Effie Trinket (Elizabeth Banks) alle Ansichten und Meinungen der Machthaber. Weniger herzlos wirkt hingegen der Showmaster Claudius Templesmith (Toby Jones), der lediglich seine Arbeit tut. Stylist Cinna (Lenny Kravitz) wird zu Katniss Verbündeten, der ihr trotz der unerbittlichen Lage Mut machen kann und stets an sie und ihre Fähigkeiten glaubt. Als Kontrast dazu kann der Spielleiter Seneca Crane (Wes Bentley) gesehen werden, der für die Einschaltquoten nahezu über die Leichen seiner Spieler geht.
Suzanne Collins erster Tribute von Panem-Roman erschien im Jahr 2008 und begeisterte nicht nur Jugendliche mit der zukunftsvisionären Darstellung, sondern auch Erwachsene. Bereits 2009 erkaufte Produzentin Nina Jacobson (Zwei an einem Tag) die Filmrechte und konnte Lionsgate für das gemeinsame Projekt gewinnen. Für die Filmadaption beteiligte sich Collins an der Drehbucharbeit und fungiert nunmehr als ausführende Produzentin. Gemeinsam mit Regisseur Gary Ross, der bereits vier mal für den Oscar nominiert war und seine Karriere als Co-Autor begann, gelingt es ihr die Story als Naturspektakel unter Einfluss modernster Technik auf die Kinoleinwand zu zaubern. In Anlehnung an den antiken griechischen Theseus-Mythos wurde die Welt von Katniss geschaffen, in der regelmäßig Menschen aus dem Volk in den tödlichen Kampf geschickt werden. In einer verlassenen Textilstadt in North Carolina entstand das futuristische Distrikt 12, während das Kapitol in einer ehemaligen Philip-Morris-Fabrik errichtet wurde. Die Szenen in der freien Natur entstanden in einem Naturschutzgebiet, ebenfalls in North Carolina. Kostümdesignerin Judianna Makovsky, die bereits den Figuren in X-Men: Der letzte Widerstand zu einem unverwechselbaren Aussehen verhalf, entwarf für das Kapitol eine extravagante Haute Couture. Während hier die schillernden Farben und skurrile Kostüme dominieren, wurden die Distrikte in einfacher Kleidung und natürlich gedeckten Farben gekleidet. Die moderne Technik bildet einen weiteren Gesichtspunkt, der sowohl durch seine Gestaltung als auch durch die Umsetzung überzeugen kann. Selbst die animierten Hundemutationen wirken in ihrer Ausführung durchaus stimmig.
Fazit: Ein Film über Freundschaft und Mut, der gekonnt Abenteuer, Science Fiction, Drama, Fantasy und romantische Gefühle von Teenagern miteinander vereint.
by Sandy Kolbuch