Filmkritik Die Monster Uni
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Mit "Monsters University" bringen die Pixar Animation Studios entgegen der üblichen Praxis, wie beispielsweise bei "Toy Story" oder "Cars", keine Fortsetzung, sondern erstmalig ein Prequel heraus, das also die Vorgeschichte zu "Die Monster AG" erzählt. Ausgestattet mit einem für Uni-Filme extrem unüblichen, hier aber selbstredenden G-Rating, das natürlich bereits in den USA Zuschauern aller Altersklassen Zugang gewährt, haderte der anstelle von Doug Sweetland für die Regie ins Boot geholte Dan Scanlon angeblich mit dem Anfang der Geschichte. Ursprünglich sollten Mikes Eltern einbezogen werden und ihn am ersten Tag zur Monster-Uni bringen, was Scanlon aber fallen ließ, um Mike nicht zu verletzllich darzustellen. Für junge Menschen, die weit weg von zu Hause studieren, gilt der Spruch, sie weinen zweimal. Einmal, wenn sie zur Uni hin müssen und ein zweites Mal, wenn sie wieder weg müssen. Für junge Monster gilt das gleichermaßen.
10 Jahre bevor Mike Glotzkowski (im Original: Wazowski) und James P. "Sulley" Sullivan zu den dicksten Freunden und besten Arbeitern der Monster AG wurden, mussten sie sich dem harten Monster-Uni-Alltag stellen. Das grüne Glupschauge und der haarige Riese waren nicht immer beste Freunde, sondern konnten sich anfangs überhaupt nicht leiden. Wer es unter den Schreckern zu etwas bringen will, muss auf die Uni. Dort steht jedes Monster in Konkurrenz zum anderen, weshalb sich Mike und Sulley bei ihrer ersten Begegnung an der Hochschule auch nicht sonderlich sympathisch sind. Jeder ist mit dem Ziel am Campus, der größte Schrecker von ganz Monstropolis zu werden. Doch sowohl Mike und Sulley, als auch die anderen Kommilitonen merken bald, dass es wichtiger ist, ein sich untereinander helfendes Team zu bilden, als nur ihren persönlichen Erfolg zu verfolgen. Dieser Gedanke kommt vor allem zum Tragen, als Mike zu einem Hochschulkampf herausgefordert wird, den er unbedingt gewinnen muss, um nicht von der Uni geschmissen zu werden.
Passend zum Duktus der Uni-Story um junge sich profilieren wollende Monster, betraute man mit Dan Scanlon einen jungen Kreativen mit der Regiearbeit, der u.a. bereits bei Disney/Pixars Kinohit "Cars" von 2006 als Storyboard Artist tätig war. Nach dem bis heute fast kultischen Erfolg der "Monsters, Inc." von 2001 konnte Disney/Pixar für das neue vorangestellte 3D-Abenteuer erneut auf die Original-Synchronstimmen von Billy Crystal, John Goodman und Steve Buscemi zurückgreifen, während in der deutschen Fassung erneut Ilja Richter den giftgrünen Einäuger spricht, um nur einen zu nennen. Neben den alten Bekannten sind in der Monster Uni viele neue frische Monstergesichter zu sehen. Pixar hat etwa 500 verschiedene Charaktere entwickelt, wovon die im Background des Storyboards zu sehenden in 6 verschiedene Monster-Typen unterteilt sind, die beispielsweise einmal eher stachelig, haarig daher kommen oder sich in Körperform, Augäpfel, Krakenarmen oder anderem unterscheiden. Eine der größten Neuerungen, die sich Pixar bei der Produktion von "Monsters University" zu nutzen machte, ist die Global Illumination (GI), die dem Film eine markante visuelle Palette bot. Die globale Beleuchtung ermöglicht in der 3D-Computergrafik die Simulation der Licht-Wechselwirkungen von Objekten, wodurch ein relativ realistisches Bild erzeugt werden kann.
Wie eingangs erwähnt wird Mike also nicht von seinen Eltern zur Uni gebracht, sondern kommt mit dem Bus an den Ort seiner Träume, den er einst als "Grünschnabel" mit seiner Klasse besichtigte. Der Film bietet in der Story die Konstellation in einem Uni-Alltag, die durchaus nicht nur Monstern bekannt sein dürfte. Der eine (Mike) ist hoch motiviert, aber eindeutig weniger bis gar nicht vom Talent geküsst, während der andere (Sulley) die Gene eines Schreckers in sich trägt, aber unendlich faul und unmotiviert in Erscheinung tritt. Frei nach dem Motto, der eine will, aber kann nicht und der andere kann, aber will nicht. Und auch ohne die Exzesse, die uns stets in Filmen in und um die Uni im menschlichen Gewand geboten werden, arbeitet "Die Monster Uni" sich weiter tapfer durch die Uni-Klischees, die sich aber zwangsläufig bieten. So gibt es eine Studentenverbindung namens "Omega Kreischma (OK)", die sich eher der Nerds annimmt und die alsbald zum Duell gegen die vermeintlichen Sieger-Typen antritt. Für wen da wohl das Herz des kindlichen und auch erwachsenen Zuschauers schlagen wird, wenn doch der Blauflauschige und der Giftgrüne im Team der Außenseiter und Eckensteher der monströsen elitären Uni antreten?
"Die Monster Uni" ist ein schön schräger, warmherziger und rasanter Filmspaß für die ganze Familie, der trotz des noch viel größeren visuellen Angebots an monströsen Gestalten nicht ganz an den Kultstatus der "Monster AG" herankommt. Wenigstens wissen wir jetzt, wie Mike und Sulley sich einst den Weg in die Poststelle der Monsters, Inc. Factory geebnet haben.
by André Scheede