Die Erfindung der Liebe

Die Erfindung der Liebe (2013), Deutschland
Laufzeit: - FSK: 0 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: NFP

Die Erfindung der Liebe Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Eigentlich drehte Lola Randl DIE ERFINDUNG DER LIEBE bereits 2011, vor DIE LIBELLE UND DAS NASHORN (Filmfest München 2012). Doch dann starb Hauptdarstellerin Maria Kwiatkowsky, die Dreharbeiten wurden abgebrochen. Nun hat Lola Randl den Film vollendet, umgebaut, hat einen neuen Film aus dem alten erschaffen. Einen Film, der zart ist und radikal: ein Stückwerk, das sich emotional doch zu einem Ganzen fügt; ein Werk, das das Filmemachen, seine Leidenschaft, seine Tragik, seinen Zynismus, sein Scheitern und sein Gelingen zeigt. Wir sehen Szenen des ersten Drehs, verknüpft mit neu gedrehtem Material. Am Ende des Films fügen sie sich natürlich in die Erzählung ein, in der es um die verkaufte Liebe eines Paares geht. Der Mann heiratet eine Reiche wegen des Geldes, das junge renitente Mädchen bleibt ein Störfaktor. Es geht um Störungen und Zerstörung von Erzählung. Die Figuren und der Lauf des Films verändern sich dabei ständig.

Maria Kwiatkowsky, Mario Adorf und Irm Hermann | mehr Cast & Crew


DVD und Blu-ray | Die Erfindung der Liebe

DVD
Die Erfindung der Liebe Die Erfindung der Liebe
DVD Start:
04.06.2015
FSK: 0 - Laufzeit: 100 min.

Filmkritik Die Erfindung der Liebe

Filmwertung: | 6/10


Mittwoch, 6. Juli 2011. "Sie hätte nachmittags mit dem Zug in Köln ankommen müssen. Sie war nicht drin." schildert Regisseurin Lola Randl die erwartete Ankunft ihrer Hauptdarstellerin, der Schauspielerin Maria Kwiatkowsky am Set des Films "Die Erfindung der Liebe". Bereits am Abend zuvor war sie schon nicht zu den Proben für ein Theaterstück an der Berliner Volksbühne erschienen. Daraufhin ging ihre Mutter zu ihrer Wohnung und fand ihre Tochter Maria tot vor. Die Dreharbeiten wurden abgebrochen, doch nun hat Lola Randl den Film beendet und er wird ab dem 1. Mai im Kino zu sehen sein.

Zu Beginn des Films sprechen die Schauspieler in kurzen Statements über den tragischen Tod ihrer Hauptdarstellerin, wie sie davon erfahren haben und wie sich alle Beteiligten fühlten. Die Story handelt im Kern davon, wie eine junge Frau namens Emily Schenk (Maria Kwiatkowsky) ihren Freund Daniel (Bastian Trost) davon überzeugt, die schwerkranke Geschäftsfrau Amine von Kirsch (Sunnyi Melles) zu heiraten, um ihr Erbe zu erhalten. Der umgebaute Film beginnt mit einem gefühlvollen Moment, der Beerdigung der Schauspielerin und etabliert fortan ein Film-im-Film-Geschehen, das einerseits die ursprüngliche Geschichte erzählt, andererseits das große Loch nach dem schmerzlichen Verlust der Hauptdarstellerin darstellt und außerdem die Eitelkeiten, Lächerlichkeiten und Unwägbarkeiten des Filmemachens nahezu dokumentarisch beleuchtet.

Die in München geborene Regisseurin Lola Randl legt nach ihrem Spielfilmdebüt "Die Besucherin" (2008) und "Die Libelle und das Nashorn (2012) nun mit "Die Erfindung der Liebe" ihren dritten Film vor, der sie wahrlich vor extreme Herausforderungen stellte. An prominenter Unterstützung mangelt es ihr nicht im Cast, konnte sie doch neben Sunnyi Melles auch Samuel Finzi und Mario Adorf, mit dem sie schon bei "Die Libelle und das Nashorn" zusammenarbeitete, für ihr Projekt gewinnen. Der Film wurde überschattet vom Tod Kwiatkowskys, wobei das fast eine Untertreibung wäre. Das neue Konzept des Films versucht dies in keiner Sekunde zu kaschieren und konfrontiert alle Beteiligten und nun auch den Zuschauer mit dem Geschehenen. Von Anfang an ist klar, dass dieser Film Kwiatkowsky gewidmet ist und dass die eigentliche Story in den Hintergrund tritt. Vor ihrem letztlich auf den 4. Juli 2011 datierten Tod wurden lediglich einige Motive mit ihr in Luxemburg abgedreht. Von der eigentlichen Liebesgeschichte zwischen Emily und Daniel war jedoch kaum etwas im Kasten, da der Dreh in Köln noch bevorstand. Mit viel Selbstironie steigt an ihrer Stelle einfach die Praktikantin (Marie Rosa Tietjen) an Daniels Seite ein. Sie kommt von der Straße, kann nicht spielen, nur ein bisschen Text merken. Ideale Voraussetzungen, um als Schauspielerin zu arbeiten.

Maria Kwiatkowsky hat im besten Sinne an beiden Enden gebrannt, wie sie eindrucksvoll in "En Garde" zeigte, der 2004 den Silbernen Leoparden bei den Filmfestspielen in Locarno gewann und ihr den Deutschen Kritikerpreis einbrachte. Die 1985 in Ostberlin geborene Schauspielerin galt seitdem als eines der hoffnungsvollsten Talente und ihr extrovertiertes, charismatisches Schauspiel, das sie bisweilen schutzlos wirken ließ, war auch in mehreren Produktionen an der Volksbühne Berlin zu bewundern. "Die Erfindung der Liebe" konnte das fehlende Material mit Kwiatkowsky nicht kompensieren und steht in seiner Story vor einem narrativen Nichts und gerade zu Beginn wird dem Zuschauer der durch den Verlust übrig gebliebene Trümmerhaufen überdeutlich. Doch statt zu kaschieren, was nicht zu kaschieren war oder statt das Projekt einzustampfen, entschied man sich, einfach weiterzumachen und ein fiktives Filmteam ins Geschehen zu implementieren. Vermengt mit der Wirklichkeit, entwickelt sich ein organisches Ganzes mit Filmleuten, die nicht in Trauer erstarren, aber doch verständlicherweise wie paralysiert wirken. Damit hat Lola Randl an 16 weiteren Drehtagen mit Unterstützung von allen Seiten nicht gerettet, was nicht zu retten war, sondern ein so noch nie da gewesenes Filmerlebnis um ein nicht zu leugnendes schlimmes Ereignis geschaffen. Die Liebe existiert nicht, sie ist nur eine literarische Erfindung. Dieser Film existiert auch nicht, er ist nur eine aus der Not geborene, äußerst kreative Erfindung. Am Ende steht Emily alias Maria auf dem Dach der Villa und fragt, was passiert, wenn… Da wird noch mal schmerzlich klar, auch sie existiert leider nicht mehr.

Lola Randl erfindet ihren Film nach dem tragischen Tod ihrer Hauptdarstellerin neu und formt aus einem Scherbenhaufen ein kleines selbstironisches Filmdokument, dem die Melancholie eines geschockten Filmteams innewohnt.
by André Scheede

Bilder © NFP