Filmkritik Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Mit der Kindererziehung ist das so eine Sache. Um den Nachwuchs zu einem emotionalen, charakterlichen, sozialen und intellektuellen Menschen zu erziehen, geben Eltern alles. Manche bevorzugen dabei die autoritäre Erziehung, während andere auf eine antiautoritäre Erziehung setzen. Und bei manchen Kindern hat man leider Gottes dennoch den Anschein, sie hätten überhaupt keine Erziehung genossen. Doch wie sich die Eltern auch entscheiden, sie werden immer wieder auf unterschiedliche Meinungen treffen, die den bevorzugten Erziehungsstil in Frage stellen oder gar kritisieren. Wenn die größten Verächter der gelebten Kindsprägung jedoch die eigenen Eltern sind, dann folgen daraus unausweichliche Probleme.
Die Erziehungsansichten des 21. Jahrhunderts stellen vermutlich viele Großeltern vor unvollendete Tatsachen. Strenge Regeln und altmodische Spiele scheinen keinerlei Wirkung mehr zu zeigen. Und in Zeiten der modernen Technik ist Hausarrest schon lange keine Strafe mehr. Erst das ausgesprochene Verbot zur Handy- oder Internetnutzung dürfte dem heutigen Nachwuchs den Angstschweiß auf die Stirn treiben.
In der lockerleichten Komödie „Die Bestimmer – Kinder haften für ihre Eltern“ bringt Regisseur und Produzent Andy Fickman („Daddy ohne Plan“) den Generationskonflikt auf den Punkt. Hier müssen sich Artie (Billy Crystal) Diane Decker (Bette Midler) nicht nur als funktionelle Großeltern beweisen, sondern sich auch wieder als liebevolle Eltern für ihre einzige Tochter Alice in Erinnerung rufen. Und so stellen die unverhofft gemeinsamen Tage mit den Enkelkindern gleich eine doppelte Chance für die ganze Familie dar. Zumal das Haus von Phil (Tom Everett Scott) und Alice (Marisa Tomei) bereits vollautomatisiert ist und die Kinder bestens bewacht. Das gerade dies eine völlig Gradwanderung für Artie darstellt, der gerade wegen seiner technischen Unkenntnisse als Stadionsprecher gekündigt wurde, versteht sich von selbst.
Humorvoll stellen die Drehbuchautoren Lisa Addario („Könige der Wellen“) und Joe Syracuse („Lover Girl“) die Probleme mit dem Nachwuchs in den Fokus. Anders als bei Filmen des Genres handelt es sich jedoch bei Harper (Bailee Madison), Turner (Joshua Rush) und Baker (Kyle Harrison Breitkopf) um wohlerzogene Kinder. Jedenfalls so lange sie kein Zucker bekommen. Aber auch nach dem heimlichen Verzehr einer Torte und einem kurzzeitigen Chaos, endet der Film nicht, wie befürchtet in einem Desaster. Lediglich eine wenig angebrachte Kotzszene kratzt an der Schmerzgrenze des Humors. Selbst das „Klolied“ kann mit einem Schmunzeln verschmerzt werden.
Die Idee für den Film stammt von Billy Crystal („Reine Nervensache“), der damit seine eigenen Erfahrungen verarbeitet, die er bei dem ersten längeren Babysitting mit seinem Enkelkind machte. Privat sowie im Film kann der Darsteller mit seiner überforderten Rolle als Großvater glänzen. Bette Midler („Club der Teufelinnen“) sorgt als liebevolle und aktive Großmutter für anrührende Momente, wenn sie ihre Enkelin hilft, die eigenen Wünsche zu erkennen. Und Oscar-Gewinnerin Marisa Tomei („Was Frauen wollen“) erweckt als überorganisierte New-Age-Mutter Sympathie auf der ganzen Linie. Auch die drei Jungdarsteller fügen sich wunderbar in das Gesamtkonzept.
Fazit: Humorvoller Familienfilm, der die Konflikte zwischen moderner und traditioneller Erziehung mit guten Darstellern in Szene setzt.
by Sandy Kolbuch
Bilder © 20th Century Fox