Filmwertung: |
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| 5/10 |
Deutsche Komödien haben es im Vergleich zu den amerikanischen Produktionen schwer. Den Amerikanern gelingt es scheinbar spielend, die Schattenseiten des Lebens mit einem Schmunzeln im Gesicht zu überwinden und auch aus jeder noch so misslichen Lage eine humorvolle Situation zu schaffen.

Bei den Deutschen hingegen wirken die fast identischen Geschichten meist überzogen, albern und abgehoben. Schön zu sehen ist, dass es hin und wieder Komödien gibt, die die Balance zwischen Humor und Tragik meistern können. Der neuste Film von und mit Matthias Schweighöfer („What a Man“) gehört leider nicht zu den Glanzlichtern der deutschen Kinokunst. Der Ansatz der Geschichte von „Der Nanny“ ist nett und bietet durchaus Potenzial für eine spritzige Komödie. Leider hapert es in der Umsetzung. Schweighöfer, der selbst den alleinerziehenden Vater von zwei pubertierenden Rotznasen mimt, ist alles andere als glaubwürdig. Er versucht einen 50er Jahre Vater in Szene zu setzen, der seinen Beruf über die Familie stellt. Doch leider ist der Darsteller für diese Art von Rolle mehr als zwanzig Jahre zu jung. Den Mittdreißiger als überforderten Vater Clemens an der Seite seiner schwer erziehbaren Kinder Winnie (Paula Hartmann) und Theo (Arved Friese) zu sehen ist, ungewollt komisch. Die Unglaubwürdigkeit der Vaterrolle erschreckt sich auch auf das traute Heim der Familie. Diese wohnt nicht etwa in einer luxuriösen Villa, sondern gleich in einem Schloss mit mehreren Hektar Land. Nur der treuergebene Butler fehlt, um das Bildnis einer adligen Familie zu komplettieren. Während die Ausstattung des Familiensitzes eine Nummer zu groß geraten ist, wurde der Hintergrund der Figuren auf ein Minimum konzentriert. Der Zuschauer erfährt weder, warum die Familie in einem Schloss lebt und sich keinerlei Gedanken um die finanziellen Mittel machen muss, noch warum die schmerzlich vermisste Mutter der pöbelnden Kinder aus dem Leben scheiden musste.
Die Geschichte aus der Feder von Schweighöfer, Lucy Astner und Murmel Clausen („Der Schuh des Manitu“) ist weder innovativ noch besonders lustig. Die Kinder vergraulen jede Nanny, die ihr Vater zu ihrem Wohlergehen einstellt, innerhalb kürzester Zeit.

Dass dieses unreife Verhalten jedoch nur ein versteckter Schrei nach Aufmerksamkeit ist, erklärt sich fast von selbst und wird dann auch im Laufe der Geschichte mehrfach thematisiert. Etwas spritziger wirkt das Vorgehen von Rolf, gewohnt verschoben gespielt von Milan Peschel („Schlussmacher“), der sein abrissgefährdetes Heim vor dem Bauherrn schützen will. Um ausgerechnet Clemens von seinem Bauvorhaben abzubringen, nistet er sich als Nanny in dessen Heim ein, um den Feind von Innen zu vernichten. Dass ihm jedoch die Kinder ans Herz wachsen und er die Familienbande festigen will, gehört durchaus nicht zu seinem anfänglichen Plan, sorgt aber für ein paar herzliche Momente. Veronica Ferres („König von Deutschland“) hingegen, die einen kurzen Auftritt als Nanny zu meistern hat, glänzt durch Overacting und erinnert mit ihren künstlichen Warzen an Emma Thompson in „Eine zauberhafte Nanny“. Die einzig authentische Darstellung liefert Ilka Bessin, besser bekannt als Cindy aus Marzahn, die mit ihrer gekonnten Kodderschnauze ihren Sohn zurrecht pfeift und damit als klischeebehafteter Stereotyp für einen gelungenen Auftritt sorgt.
Die Gags sind alt und bekannt und die Dialoge wirken überspitzt und in vielen Szenen sehr künstlich. Paula Hartmann (Serie „Tierärztin Dir. Mertens“) versucht im Stil von „Fack ju Göthe“- Chantal verbal zur Wehr zu setzen und ihrem Vater für die fehlende Fürsorge zu bestrafen. In bezug auf ihr Alter wirkt die zickige Teeny-Art jedoch aufgesetzt und verpufft schon nach den ersten Dialogen.
Fazit: Seichte Kinounterhaltung nach Schema-F. Schweighöfers Komödie bietet durchaus Potenzial, das jedoch aufgrund der altbekannten Gags, der vorhersehbaren Geschichte und der künstlich wirkenden Dialoge nicht genutzt wird.
by Sandy Kolbuch