Filmkritik Der 7bte Zwerg
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Spätestens seit der Erscheinung von Walt Disneys Zeichentrickfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937) sind die Wichtelmänner weltweit bekannt. In vielen Erzählungen zu Randfiguren degradiert, widmet Produzent, Autor und Schauspieler Douglas Welbat den zipfelmützentragenden Waldbewohnern ein eigenes Franchise. Gemeinsam mit Komiker Otto Waalkes entstand 2004 der aberwitzige Realfilm „7 Zwerge – Männer allein im Wald“. Zwei Jahre später folgte das Sequel „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“. Beide Filme lockten insgesamt mehr als zehn Millionen Zuschauer ins Kino, sodass 2006 bereits die Planungen für einen dritten Teil begannen. Doch diesmal entschieden sich die Macher für einen Animationsfilm, um das Franchise auf dem weltweiten Markt anbieten zu können.
Das familienfreundliche Format bietet knalligbunte Animationen mit liebenswerten Figuren, die ihren realen Vorbildern aus den ersten zwei Filmen (Otto Waalkes, Mirco Nontschew, Martin Schneider, Ralf Schmitz etc) nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, sondern sich auch ihre Stimmen leihen. In Verbindung mit neuen und unbekannten Wesen, wie etwa dem amüsanten Drachen Burner, ist der Film optisch gelungen. Die Geschichte ist hingegen bei Weitem nicht so lustig wie erwartet und auch die musikalischen Einlagen sind mitunter etwas zu viel des Guten. Die kleinen Kinobesucher werden sich an der farbenfrohen Märchenparodie erfreuen können, während den erwachsenen Begleitern weitaus seltener ein Lachen über die Lippen kommen wird. Amüsant anzusehen ist durchaus, dass Zwerg Bubi mit seiner Tollpatschigkeit ein Riesenchaos auslöst, das er zusammen mit seinen Freunden versucht ungeschehen zu machen. Und auch der am Burnout leidende Drache Burger hat den einen oder anderen Witz parat. Wirklich zum Schreien komisch ist der Animationsfilm jedoch an keiner Stelle. Otto-Fans kommen dennoch auf ihre Kosten, weil der Komiker seinem animierten Zwilling stimmlich den altbekannten Charme einflößt. Nina Hagen verleiht der gruseligen Eiskönigin Dellamorta ihren ganz eigenen Reiz, was in nervenaufreibende Gesangseinlagen mündet. Die heimliche Hauptrolle des Films nimmt jedoch der depressive Drache Burner ein, der mit den gängigen Klischees und Vorurteilen gegen seine Art aufräumt.
Die verschiedensten Märchen werden facettenhaft in dem Animationsfilm vereint, was am Rande für Unterhaltung sorgt und wieder einmal zeigt, dass Märchenfiguren sich gerne auf fremdem Terrain bewegen. Gerade aus diesem Grund sollte man sich mit Märchen auskennen, um die Anspielungen verstehen zu können. Im Gegensatz zu den Realfilmen sind die Figuren gezähmt und halten sich mit doppeldeutigen Äußerungen zurück, was dem jüngeren Zielpublikum geschuldet ist. Der Humor wird flach gehalten und beschränkt sich größtenteils auf die Nennung und Abbildung verschiedener Märchenfiguren und die Tollpatschigkeit der Zwerge, was über die gesamte Laufzeit des Films nicht wirklich funktioniert.
Animationstechnisch bietet der Film schon hohes Niveau, ist aber keinesfalls mit Filmen von Pixar oder Disney zu vergleichen. Der Einsatz von 3D-Technik macht sich in einigen Szenen bemerkbar, ist aber keine Notwendigkeit. Wer mit kleinen Kindern das Kino besucht, kann den Film getrost in 2D sehen.
Fazit: Der dritte Zwergen-Streich gipfelt sich in einem knalligbunten Animationsabenteuer, in dem die Zwerge auf allerhand Märchenfiguren treffen. Trotz optischer Entsprechung der realen Vorbilder, die den Figuren ihre Stimmen leihen, will der Funke nicht so recht überspringen. Lockerleichte Unterhaltung findet man bei diesem Film sicherlich, doch werden Kinder weitaus mehr Spaß an dem kunterbunten Zwergen-Abenteuer haben, als ihre erwachsenen Begleiter.
by Sandy Kolbuch