Filmwertung: |
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| 7/10 |
Es gab schon dutzende Kriegsdramen aus deutschem Hause, Filme, die direkt an der Front gespielt oder aus dem Hintergrund von ihr berichtet haben. Projekte, die den Schrecken vollkommen gezeigt haben und welche, wo er nur im Hintergrund passiert ist. Wieso sollte dieses neue Werk daher etwas Anderes sein? Was macht diesen Film so außergewöhnliche? Tatsächlich überhaupt nichts. Der Film fällt in seinem Genre durch keine Punkte besonders auf. Trotzdem ist er nicht schlecht inszeniert und macht das, was er sein soll, perfekt. Im Kern geht es hier um Ludwig, seinen Sohn Rolf und dessen Hund Adi. Diese drei wollen zu Zeiten von Adolf Hitler ihrem Land entfliehen und nach New York reisen. Dort wartet die Frau/Mutter der Beiden und es scheint so, als würde es dort ein besseres Leben geben. Da sie aber keine Papiere haben und auf der Liste der Nazis stehen, müssen sie aufpassen. Schnell wird der Pfad schwerer als ursprünglich angenommen und die Frage, ob sie es beide lebendig schaffen immer größer.
Volker Bruch und Julis Weckauf in Der Pfad © Warner Bros.
Der Krieg in unserem Lande ist schon etwas her und es wäre sehr zu wünschen, dass er auch nie wieder kommen würde. Doch das Thema, dass Menschen ihr Land verlassen und alles dafür tun würden, in einem anderen neuanzufangen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, ist noch heute so aktuell wie jemals zuvor. Das macht der Film auch ganz am Ende mit einer Texttafel klar. Er schickt den Konsumenten mit dem Gedanken aus dem Saal, dass das noch heute viele Menschen erleben müssen und nur da wir kein Krieg mehr haben, es noch lange nicht weg ist. Es ist ein wichtiges Thema, welches man auch wunderbar mit den Kleinen besprechen und mit den Großen diskutieren kann. Der Film ist dabei aber auch nicht zu heftig für Kinder, sondern erinnert tatsächlich sogar an einigen Punkten an Filme wie "Huckelberry Finn" und Co. Er ist zwar mit einem geschichtlichen Hintergrund versehen, doch runtergebrochen auf das, was Kinder daraus ziehen können, eine spannende Abenteuergeschichte, wo man oft genug nicht weiß was als Nächstes kommen wird. Der Film macht schnell klar, dass das alles sein kann und durch die deutschen Soldaten, die lauern, kann die Gefahr auch hier wirklich hinter jeder Ecke warten. Man bekommt mit Julius Weckauf einen perfekten Protagonisten spendiert, dem man gut folgen kann. Er sieht als Kinderdarsteller ganz anders auf den Krieg als mancher Erwachsener es könnte und hinterfragt auch einige Punkte, die für etwas Ältere ganz klar sind. So bekommt man in diesem Genre nochmal eine ganz andere Sichtweise. Weckauf ist dabei ein wirklich charmanter Schauspieler, dem man gerne durch diesen Film folgt, der das Projekt gut auf seinen Schultern tragen kann und der auch im Zusammenspiel mit dem restlichen Cast brilliert.
Nonna Cardoner in Der Pfad © Warner Bros.
Doch anders als in seinen ersten drei Filmen, wo er gestandene Schauspieler neben sich hatte, die ihn getragen haben, muss er in diesem Film die Hauptrolle komplett frei einnehmen. Es gibt zwar auch hier einige Schauspieler, die aus so manchem deutschen Projekt bekannt sind, doch sie lassen dem Jungen mehr Freiraum als sonst. Selbst als junger Hape Kerkeling hatte er ein kleineres Feld, hat damals aber das Beste draus gemacht und es ist noch immer seine beste Rolle. Als Protagonist ist es allerdings auch sehr wichtig Gefühle und Emotionen zu zeigen, doch gerade dabei tut er sich wirklich schwer. Man glaubt ihm nicht, wenn er trauert und gerade in den Momenten wirkt sein Text nicht gefühlt, sondern nur auswendig gelernt. Doch er steht noch am Anfang seiner Karriere, die bestimmt noch viele Jahre dauern wird, da wird er es sicherlich noch lernen können Gefühle zu zeigen. Ansonsten sieht man bei diesem jungen Mann aber viel Potenzial und freut sich schon darauf, ihm beim Lernen zuzusehen. Es ist ein Film, der an vielen Stellen schöne Momente einfängt und sich für seine Figuren Zeit lässt. Wenn sie mal ein Fisch fangen oder sich über Zahnpasta unterhalten, kann der Konsument immer wieder aufatmen und sich gut fühlen. Der Film hat dabei eine tolle Mischung aus bedrohlichen Momenten und viel Zuversicht.
Fazit: Der Pfad fällt nicht groß in seinem Genre auf, man verpasst nichts, wenn man ihn auslässt, bekommt nichts was man noch nicht kannte und doch ist es ein positiver Familienfilm, mit einigen schönen Momenten und einem Hauptdarsteller der sich sichtbar Mühe gibt.
by Peter Brauer