Filmwertung: |
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| 7/10 |
Eigentlich hat Sönke Wortmann bereits 2015 angefangen, eine neue Art von Filmen zu machen. Eine Art, die es damals im deutschen Kino nicht so häufig gegeben hat. Es war ein Kammerspiel und man kann sich dieses Werk noch immer gut anschauen. Der große Hype wurde aber erst mit seinem zweiten Film richtig losgetreten. Nach diesem folgten viele andere Genre-Vertreter und die Nachfrage nach einer Fortsetzung fing an. Wortmann hat damit aber ein wenig gewartet und sich eher auf andere Stoffe fokussiert. Nun ist sie aber endlich da und schafft es ihren Vorgänger gut weiterzuerzählen. Die Familie hat sich darauf verständigt, dass der Name Adolf nur ein Spaß war und sich auch die anderen Gesprächsstoffe geklärt haben. Nun ist etwas Ruhe eingekehrt. Doch diese soll bald wieder zu Ende sein, denn Dorothea lädt ihre Kinder und deren Partner in ihre Ferienwohnung nach Lanzarote ein und dort steht ein großes Problem an. Sie hat René geheiratet und seinen Nachnamen angenommen. Nun hat sie also nicht nur einen neuen Mann nach dem Mann und Vater ihrer Kinder, sie hat auch den Nachnamen in denen ihres quasi Sohns geändert. Das ist zu viel für die Truppe und doch ist das erst der Anfang.
DER NACHNAME – mit den bekannten Charakteren Stephan Berger (Christoph Maria Herbst, l.), Elisabeth Berger-Böttcher (Caroline Peters, 2.v.l.), René König (Justus von Dohnányi, 3.v.l.), Dorothea König (Iris Berben, 3.v.r.), Anna Wittman (Janina Uhse, 2.v.r.) und Thomas Böttcher (Florian David Fitz, r.). © Constantin Film
Die erste klare Stärke dieses Films ist, dass man die bekannten Figuren nun aus der schönen Wohnung in Bonn herausnimmt und sie in eine neue setzt. Jedoch nicht irgendwohin, sondern in die tropische Sonne von Lanzarote. Das gibt direkt ein sommerliches Gefühl und macht einem Lust seine Koffer zu packen und in den Urlaub zu fliegen. Daneben kommt der komplette Cast aus dem Vorgänger zurück und man merkt ihnen an, dass sie nun viel besser aufeinander abgestimmt und sich auch sympathischer sind. Sie wissen genau was sie selbst, aber auch ihre Kollegen ausmacht. Sie können gut über sich selbst lachen und sich auch nicht zu ernst nehmen, was gut ist, denn in diesem Werk gibt es einige Momente wo sie sich sonst überwinden müssten. Es wurden hier wieder fantastische Texte geschrieben, die sich über alles und jeden auslassen und die genauso gut funktionieren wie im Vorgänger. Wer die Art der Unterhaltungen damals also schon mochte, wird mit ihnen in diesem Werk genauso viel Spaß haben. Er bietet genügend Stoff zum lachen, nachdenken und diskutieren. Wenn der Fernseher wieder aus ist oder man das Kino verlassen hat, lässt man das Gesprochene nicht zurück, sondern nimmt sich daraus etwas für sich selbst mit.
Janina Uhse in Der Nachname © Constantin Film
Allerdings nicht alles, denn dafür gibt es hier zu viele Themen. Durch die hohe Anzahl wird aber jeder etwas für sich persönlich finden und das von den Darstellern so toll rübergebracht, dass man hier nicht das Gefühl hat, sie hätten nur ihre Texte auswendig gelernt. Ganz im Gegenteil sogar. Es wirkte tatsächlich so, als ständen die Schauspieler hinter den Entscheidungen ihrer Figuren und da hatte Wortmann wieder einmal ein perfektes Händchen für seinen Cast. Man bekommt nach diesem Werk Lust auf einen dritten Film und nach dem Vor- und dem Nachnamen, auf die Anschrift. Eine Möglichkeit, die sicherlich noch genutzt wird und falls nicht, ist Wortmann gut darin, die Schauspieler mit denen er schon mal zusammengearbeitet hat, immer wieder zu verpflichten. Sollten sie also in der Truppe nicht mehr wieder kommen, muss man sich von den einzelnen Schauspielern nicht unbedingt verabschieden. Die einzige Schwäche ist jedoch, dass er sich nicht mehr ganz so frisch anfühlt und alles vom Film schon mal irgendwie da gewesen ist. Das hätte eine weitere Fortsetzung in ein paar Jahren natürlich noch mehr, da das Genre gerade so viele Filme erbringt, doch wenn das die einzige Schwäche ist, dann ist das genauso aushaltbar wie bei dieser ersten Weiterspinnung.
Fazit: Der Nachname ist eine in sich stimmige Fortsetzung, die in einem sonnigen Setting, großartige Schauspieler mit tollen Texten aufeinander treffen lässt. Man hat sich Mühe gegeben, das gewisse Etwas des Vorgängers zurückzuholen. Er ist genauso gut wie man es sich erhofft und hält die Qualität des ersten Teils, sowie des Trailers konstant aufrecht.
by Peter Brauer