Filmkritik Das grenzt an Liebe
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Wer mit dem eigenen Leben unzufrieden ist, verkriecht sich in seine selbstgeschaffene Höhle. Im Selbstmitleid badend distanziert man sich immer mehr von seinen Mitmenschen und verliert die sozialen Kontakte, die man eins pflegte. Doch wer bereit ist, sich dem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu stellen, kann eine Überraschung erleben.
In Rob Reiners Komödie „Das grenzt an Liebe“ übernimmt Michael Keaton („Liberace“) die Figur des mürrischen Witwers Oren Little. Als Paradebeispiel der personifizierten schlechten Laune, vergrault der Immobilienmakler mit seiner missmutigen Art nicht nur seine Kunden, Freunde und Nachbarn, sondern auch die eigene Familie. Erwartungsgemäß gelingt es einer lebensfrohen Dame an seiner Seite, mit viel Feingefühl und Mut die harte Schale zu durchbrechen und den Miesepeter umzupolen. Doch bis es soweit ist, liefert sich Nachbarin Leah (Diane Keaton) und der Griesgram erst einmal die eine oder andere Auseinandersetzung. Neben der sich anbahnenden Liebesbeziehung zwischen den konträren Nachbarn der Generation 60plus, steht die Vater-Sohn-Problematik von Oren und seinem ehemals drogensüchtigen Spross im Fokus der Handlung. Die Distanz zwischen den Männern ist spürbar. Während Luke (Scott Shepherd) versucht einen Schritt auf seinen Vater zuzugehen, weicht dieser stets von ihm zurück. Der Schmerz der Vergangenheit sitzt so tief, dass selbst die neunjährige Enkeltochter Sarah (Sterling Jerins) das Herz ihres Großvaters nicht erweichen und als Vermittlerin agieren kann.
Die Geschichte schwankt zwischen dem thematisierten Verlust durch den Tod, die aufopfernde Liebe zu einem Kind und die Neuentdeckung der Liebe im Alter, hin und her. Trotz der Höhen und Tiefen, die sich durch die Interaktion der Figuren verdeutlichen, bleibt die Geschichte beliebig. Diane Keaton („Was das Herz begehrt“) und Michael Douglas („Wall Street“) schaffen durchaus liebenswerte Momente, deren emotionale Tiefe jedoch an der Oberfläche haften bleibt. Rob Reiner, der mit „Das Beste kommt zum Schluss“ einen beeindruckenden Film inszenierte, bleibt mit „Das grenzt an Liebe“ weit hinter seinen Möglichkeiten. Die Reaktionen der Figuren sind größtenteils vorhersehbar, während einige Momente völlig aus der Luft gegriffen scheinen. Nach anfänglicher Ablehnung der Enkeltochter braucht es letztendlich nur einen Augenblick, bis alle Bedenken über Board gekehrt werden, was weder logisch noch nachvollziehbar ist.
Michael Douglas gelingt es perfekt, den menschenverhassten Fiesling in Szene zu setzen. Und auch Diane Keaton kann in ihrer gewohnt überdrehten Art punkten. Die Chemie zwischen den Hauptfiguren stimmt also. Lediglich dem Drehbuch von Mark Andrus gelingt es nicht, das komödiantische Traumpaar in Szene zu setzen. Und so verlieren sich die Auseinandersetzungen in einem verbalen Geplänkel, statt bewusst auf die Spitze getrieben zu werden. Ebenso unmotiviert erweist sich auch die spätere Liebesbeziehung des Paares, die schon fast als Zweckgemeinschaft verstanden werden kann. Große Gefühle kommen bei dem Film leider nicht auf. Auch der Humor bleibt größtenteils auf der Strecke. Schade.
Fazit: Diane Keaton und Michael Douglas liefern mit ihrer Rentnerkomödie „Das grenzt an Liebe“ seichten Klamauk. Auf vorhersehbare Art und Weise nähern sich die konträren Nachbarn an, um schlussendlich als starkes Team dem Alter zu trotzen. Der liebenswerten Geschichte für die Generation 60plus fehlt es leider an emotionalem Tiefgang und schlagfertigen Humor, wobei die Vorraussetzungen dafür gegeben wären.
by Sandy Kolbuch
Bilder © Senator Filmverleih