Filmkritik Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Filmwertung: |
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| 9/10 |
Filme sind gelegentlich wie Schall und Rauch. Man erfreut sich an ihnen, doch schon kurze Zeit nach dem Kinobesuch verflüchtigt sich ihre Faszination zu. Josh Boones Drama „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hingegen ein wertvoller und bewegender Film, der das Herz des Zuschauers im Sturm erobert und auch nach dem Abspann tief in der Erinnerung verankert bleibt.
Basierend auf dem vielfach ausgezeichneten Bestseller „The Fault in Our Stars“ des US-Autors John Green, erzählt das Drama die außergewöhnliche Liebesgeschichte der zwei Teenager Hazel (Shailene Woodley) und Agustus (Ansel Elgort). Beide teilen das gleiche Schicksal: Krebs. Auf unterschiedliche Art und Weise haben sie gelernt, mit der Diagnose umzugehen und ihren Abschied vom Leben vorzubereiten. Mit einer leichten Prise Ironie und Zynismus haben beide eine Mauer um sich herum errichtet, die sie von ihren geliebten Menschen abschotten soll, um den Schmerz erträglich zu machen. Auf der Suche nach dem verbleibenden Sinn des Lebens treten die Jugendlichen eine Reise an, um sich ihren gemeinsamen Herzenswunsch zu erfüllen. Doch das Treffen mit dem verehrten Autor Peter Van Houten (Willem Dafoe), dessen Buch „Ein herrschaftliches Leiden“ ihnen soviel Kraft und Hoffnung gab, erweist sich als bittere Enttäuschung. Und dennoch bleibt die Reise für Hazel und Augustus unvergesslich, da sie während ihres Aufenthalts in Amsterdam etwas viel kostbareres gefunden haben. Die Gewissheit, dass sie die Gefühle, Ängste und Schmerzen des anderen verstehen, lässt sie immer mehr zu einer Einheit zusammenwachsen. In den schlimmsten Stunden ihres noch verbleibenden Lebens spenden sie sich Trost und Geborgenheit, aus der eine aufrichtige Liebe erwächst.
Regisseur Josh Boone („Love Stories“) ist es gelungen, der Romanvorlage vollends gerecht zu werden. Unglaublich einfühlsam bebildert er das Schicksal von Krebskranken, die sich hoffnungsvoll an das Leben klammern, während sie bereits Abschied nehmen. Routinierte Besuche im Krankenhaus und die vielfältigen Nebenwirkungen werden nicht außer Acht gelassen. Und dennoch ist „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ kein Krebsfilm, in dem der Schmerz, die Hoffnungslosigkeit und der Leidensweg der Patienten im Fokus steht. Diesen nehmen zwei starke Persönlichkeiten ein, die ihr Schicksal mit Humor tragen und die letzten Lebensmomente auskosten, um alles in sich aufzusaugen was ihnen zuteil wird. Und allein durch diese Einstellung ist ihnen das letzte große Glück gewiss, das ihnen das Gefühl gibt, die Welt mit einem Lächeln auf den Lippen verlassen zu können.
Shailene Woodley und Ansel Elgort, die bereits beide in dem Dystopie-Film „Divergent – Die Bestimmung“ zu sehen waren, verkörpern authentisch die krebskranken Teenager Hazel und Augustus. Sehr berührend und tiefgründig nehmen sie den Zuschauer mit in ihre Welt, in der Schmerz, Leid und der bevorstehende Tod Alltag sind. Der Wunsch, dass der Partner die Grabrede schreibt, kommt einer Liebeserklärung gleich, die im Hinblick auf die dramatische Situation verständlich erscheint. Der Abschied vom Leben und von der Familie wird in ruhigen Bildern in Szene gesetzt, in der Hoffnung und Leid Hand in Hand gehen. Pointierte und prägnante Dialoge tragen die gesamte Handlung und verleihen ihr eine unvergessliche Faszination für die Schönheit der Worte.
Nach 120 Minuten verlässt man zutiefst getroffen und gleichzeitig glücklich das Kino. Jedoch nicht, ohne sich ähnlich wie die Filmfigur Hazel zu fragen, wie die Geschichte für die Hauptfigur ausgegangen sein mag.
Fazit: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist ein sehr emotionales, tiefgründiges und trauriges Drama, das dem Zuschauer ans Herz geht. Die frechen Hauptfiguren machen Mut, dem ausweglosen Schicksal zu trotzen und das Glück niemals loszulassen. Die wunderschöne Liebesgeschichte ist trotz der dramatischen Hintergründe wunderschön inszeniert. Man sollte beim Kinobesuch auf keinem Fall die Taschentücher vergessen!
by Sandy Kolbuch
Bilder © 20th Century Fox