Filmkritik Das perfekte Geheimnis
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Bora Dagtekin steht seit seinen Anfängen mit der Serie "Türkisch für Anfänger" in der ARD, für einen ganz besonderen Humor. Humor, den er mit dem dazugehörigen Film, aber auch mit "Fack Ju Göhte 1-3" noch weiter ausbauen konnte und Humor, mit dem er in den letzten Jahren viele Fans sammeln konnte und auch ich mag seinen Humor sehr gerne. Kein Wunder also, dass ich mich auch sehr auf seinen neuesten Film "Das perfekte Geheimnis" gefreut habe. Nur fällt bei diesem Film schnell auf, dass er anders ist als die anderen Filme von ihm. Ich würde sogar sagen, dass er sich nicht anfühlt wie "Fack Ju Göhte", sondern eher wie der deutsche Film "Der Vorname" aus 2018. Klar, den ein oder anderen Witz gibt's auch hier, doch es ist dennoch keine so wirkliche Komödie, wie man sie nach dem Trailer erwartet. Was der Film aber ist und ob er dennoch funktioniert, erfahrt ihr im Folgenden.
In bester Laune beim gemeinsamen Dinner: Simon (Frederick Lau), Leo (Elyas M'Barek), Pepe (Florian David Fitz), Rocco (Wotan Wilke Möhring), Bianca (Jella Haase), Carlotta (Karoline Herfurth) und Eva (Jessica Schwarz) © Constantin Film Verleih GmbH / Lucia Faraig
Das erste, was an diesem Film auffällt, ist sein wunderbarer Cast. So viele talentierte Schauspieler geben sich hier die Ehre mitzuspielen (und es gibt auch zahlreiche Gaststars aus der "Fack Ju Göhte"Reihe, bei denen man aber echt aufpassen muss, um sie nicht zu verpassen, denn man kann sie alle nur hören), egal ob es ein Elyas M Barek, eine Caroline Herfurth, ein Wotan Wilke Möhring, eine Jella Haase, eine Jessica Schwarz, ein Frederik Lau oder auch ein Florian David Fitz ist. Allesamt sind sehr gefragte Schauspieler, die Massen anziehen und besonders Florian David Fitz kennt sich mit dieser Art des Films aus, da er auch bereits im "Der Vorname" eine der Hauptrollen übernommen hat und seine Rolle hier auch sehr ähnlich ist, wie seine "Der Vorname"Rolle. Es gibt hier und da gute Witze (Aber wie gesagt viel weniger als erwartet) und dutzende Themen, die hier aufgemacht werden, über die man sich nach diesem Film in einer Gruppe auch gut drüber austauschen kann. Der Film sorgt für eben jenen Austausch und beinhaltet Themen, über die man auch gut sprechen kann und teilweise auch sprechen sollte, gut also, dass der Film Massen ins Kino ziehen wird. Auch fällt auf, dass Bora hier wirklich nicht versucht auf groß zu machen mit dutzenden Schauplätzen, sondern der Film klein und fein nur in einer Wohnung spielt, außer der Anfang und das Ende. So kommt ein Gefühl wie in einem Theaterstück auf und die Themen können hier viel besser rübergebracht werden.
Der Abend gerät langsam aus den Fugen - Simon (Frederick Lau) und Rocco (Wotan Wilke Möhring) haben ihren Spaß, im Gegensatz zu Bianca (Jella Haase). © Constantin Film Verleih GmbH / Lucia Faraig
Leider fällt aber bei diesem Film auf, dass er sich eher an ein älteres Publikum richtet und während sich die ganze Familie bei "Türkisch für Anfänger" oder auch "Fack Ju Göhte" gemeinsam ins Kino setzen und eine gute Zeit verbringen konnte, da es was für ein junges und altes Publikum gegeben hat, wird das Junge hier nicht mehr angesprochen. Die meisten Dinge kennen die Jüngsten noch nicht oder wissen nicht, wie sie diese richtig aufnehmen sollen. Es gibt zudem viele Witze, die leider wirklich nicht funktionieren. Es ist eine Geschichte, die zu flach, oberflächlich und vorhersehbar bleibt und auch hier hat man wieder gesehen, dass der Trailer einfach das Beste vorwegnehmen kann. Der Trailer hat den gesamten Film verraten und fühlt sich an, wie die ganzen 2 Stunden in ein paar Minuten gepresst. Hast du den Trailer gesehen, hast du den Film gesehen, das fand ich als dritten Punkt sehr traurig.
Fazit: Bora Dagtekin hat sich nach „Türkisch für Anfänger“ und „Fack Ju Göhte“ etwas Neues gewagt: Einen Film, wo es in erster Linie nicht um Humor, sondern um Themen geht, die ein Gespräch anregen. Es ist kein vierter „Fack Ju Göhte“ und auch leider kein Film mehr, der sich an die ganze Familie richtet, wie eben die vier vorherigen Filme. Er ist ein Film mit einem ganz klaren Publikum: Fans der Schauspieler. Für die Geschichte muss man sich den Film nicht ansehen, doch wer die Schauspieler mag und weiß auf was er sich einlässt, der kann im Kino immer noch einen schönen Abend verbringen.
by Peter Brauer