Filmkritik Das Mädchen mit den goldenen Händen
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Die größte Errungenschaft von „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ dürfte darin bestehen, wie authentisch diese zerklüftete Mutter-Tochter-Beziehung zum Leben erweckt wird. Bereits die erste Szene zwischen den beiden Parteien zeigt dieses schwierige Verhältnis in all seinen Facetten. Bevormundung, Unverständnis, Ärger und Wut, aber auch Liebe und Anerkennung. Doch spürt man, dass die beiden einfach entfremdet sind. Eine Mutter, die von allen im Ort als Heilige angesehen wird, für ihre Tochter aber nur selten ein offenes Ohr hat, kann das schon mal mit sich bringen.
Gudrun (Corinna Harfouch) bereitet sich auf ihren 60. Geburtstag vor © Wild Bunch Germany
Dabei werden diese komplizierten Interaktionen oft treffend in weiten Einstellungen eingefangen. Der Zuschauer bekommt so als Außenstehender einen interessanten Einblick, kann aber - und das ist ein großes Problem des Films - nur selten wirklich mit den Figuren mitfühlen. Man verschreibt sich sowohl in der Bildsprache als auch narrativ zu wenig einer wirklichen Erzählperspektive, und lässt den Zuschauer somit außen vor. Zu vieles soll dabei über stille Bilder funktionieren. Eine Herangehensweise, der ich normalerweise applaudiere, mich hier aber kalt ließ.
Das Innenleben der Figuren, komplexe Gefühle von Zurückweisung und Zuneigung, ist dabei allzu schwer zu greifen. Zum Teil verstehen wir dieses nicht ausreichend, und wenn doch fühlen wir es schlichtweg nicht. In der Folge bleiben die Charaktere eben immer zu entrückt, wodurch ich ihre Handlungen zum Teil eher als verwirrend wahrnahm. Immerhin wird all dies von einem Soundtrack untermalt, der zwar gefühlvoll gerät, sich aber nie zu sehr aufdrängt und somit genau das ist, was der Film insgesamt sein sollte.
Victoria (Ulrike Krumbiegel) und Gudrun (Corinna Harfouch) im ehemaligen Kinderheim © Wild Bunch Germany
Dabei erfüllen die Schauspieler alle ihren Zweck tadellos. Zwar ist keine Stand-out-Performance zu finden, doch sind hier durch und durch kompetente Akteure zu finden. Nur schaffen sie es kaum von den narrativen Schwächen abzulenken. Schließlich verliert sich die ohnehin schon etwas ziellose Geschichte in der zweiten Hälfte auch noch zunehmend in Parallelhandlungen, die zu sehr auseinanderlaufen, nur um dann abrupt in einem überstürzten, aber doch angenehm versöhnlichem Finale zu enden.
Fazit: „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ ist trotz einiger unwiderlegbarer Stärken letztlich leider nur ein durchschnittliches Drama, das euch bereits auf dem Weg zum Parkplatz wieder aus dem Gedächtnis zu schwinden beginnt. Nicht schlecht, mehr wie ein schulterzuckendes „Mehr“ hat der Film dann aber letztlich auch nicht verdient.
by Sebastian Stegbauer