Filmkritik Dame, König, As, Spion
Filmwertung: |
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| 6/10 |
David John Moore Cornwell spionierte im Auftrag der britischen Krone. Er vernahm in Österreich und Westdeutschland Flüchtlinge, die aus dem Ost-Block über den Eisernen Vorhang durchbrannten. Schon im Alter von 33 Jahren quittierte Cornwell seinen Dienst. Der studierte Sprachwissenschaftler wandte sich fortan unter dem Künstlernamen John le Carré der Schriftstellerei zu. John le Carré schrieb Agentenromane über den Kalten Krieg. Seine wohl bekanntesten Werke sind: "Der Spion, der aus der Kälte kam", "Dame, König, As, Spion", "Eine Art Held" und "Agent in eigener Sache". Sie erzählen die Geschichte eines Agenten, der in den eigenen Reihen nach einem russischen Maulwurf sucht. Regisseur Tomas Alfredson (SO FINSTER DIE NACHT) hat diese Romane gebündelt und bringt die Geschichte um den berühmten Agenten Smiley nun auf die Leinwand. Der Autor der Romanvorlage, John le Carré, hat selbst sogar ein wenig zum Film beigesteuert. Der mittlerweile 80 Jahre alte Schriftsteller war ausführender Produzent.
Eine missglückte Aktion des britischen Geheimdienstes in Budapest hat politische Folgen: Der langjährige MI6-Chef „Control“ (John Hurt) und seine rechte Hand George Smiley (Gary Oldman) müssen ihren Hut nehmen und eine junge Generation übernimmt die Macht im „Circus“, wie der Auslandsgeheimdienst von seinen Agenten genannt wird. Nur wenige Monate später wird Smiley reaktiviert: Im direkten Auftrag der Regierung soll er einem ungeheuren Verdacht nachgehen: Gibt es an der Spitze des Circus einen Maulwurf des sowjetischen KGB? Fünf Männer sind verdächtig: der neue Chef Percy Alleline (Toby Jones), der selbstbewusste Bill Haydon (Colin Firth), der altgediente Roy Bland (Ciarán Hinds), der Bürokrat Toby Esterhase (David Dencik) und – sein Ziehsohn Smiley selbst.
DAME, KÖNIG, AS, SPION ist ein einwandfrei inszenierter Spionage-Thriller. Er spielt in den 1970´er Jahren, also noch zu den Spitzenzeiten des Kalten Krieges. Sehr detailgetreu, ja fast detailversessen bringen die Filmemacher diese Zeit auf die Bildschirme. Kostüme und Frisuren, Ausstattung, Möbel und Autos zeugen von einer vergangenen Epoche. Dabei werden sie selbst häufig zum Stilmittel und transportieren für den Zuschauer Botschaften und Stimmungen.
Gary Oldman (THE DARK KNIGHT) als Agent George Smiley bewegt sich stets in einem kalten, trüben und langsamen Dunst. DAME, KÖNIG, AS, SPION ist trotz aller Details farblos und kommt ohne Schnörkeleien aus. Die Charaktere bewegen sich vorsichtig. Sie sind die Figuren in einem geheimnisvollen Schachspiel. Diese großartige Inszenierung ist wunderbar gelungen und wirklich schön anzusehen. Dazu trägt auch die fabelhafte Besetzung bei. DAME, KÖNIG, AS, SPION zeigt die Elite des britischen Films.
Handlung und Aufbau der Geschichte sind allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und werden viele Zuschauer enttäuschen. In jedem Fall erfordert DAME, KÖNIG, AS, SPION äußerste Konzentration. Es ist ein verworrenes und verschlungenes Katz-und-Maus-Spiel, das teilweise sehr anstrengend zu verfolgen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass der Film in der ersten Hälfte sehr langsam abläuft und mitunter Sequenzen enthält, die scheinbar völlig aus der Handlung herausfallen. Erst in der zweiten Hälfte nimmt der Film an Fahrt auf. In den letzten 30 Minuten wird der zweistündige Thriller dann wirklich spannend.
Fazit: Gary Oldman sagte, der Film sei so Anti-Bond wie nur irgend möglich. Diese Aussage trifft absolut zu. DAME, KÖNIG, AS, SPION ist eine schöne Inszenierung mit Starbesetzung, aber Handlung und Aufbau der Geschichte lassen Begeisterungsrufe ausbleiben.
by Ramon Weilinger