Filmkritik Dallas Buyers Club
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Basierend auf einer wahren Geschichte, die der echte Ron Woodroof 1992 in zahlreichen Interviews wiedergab, wird sein Leben auf der Kinoleinwand in Szene gesetzt. Cowboy Ron (Matthew McConaughey) genießt ein exzessives Leben. Alkohol, Drogen und wechselnde Frauenbekanntschaften halten seine Lebensgeister wach. Als er nach einem Zusammenbruch die tödliche HIV-Diagnose erhält, weigert er sich sein Schicksal anzunehmen. Nur noch 30 Tage bleiben ihm laut der Ärzte, um das Notwendigste zu regeln. Aber Ron setzt alles daran, um so lange wie möglich am Leben zu bleiben und der Krankheit mit allen Mitten zu trotzen.
Aber nicht nur die tödliche Krankheit und ihren gravierenden Symptomen schwächen Ron, sondern auch den Reaktionen seiner einstigen Freunde. Plötzlich wird auch er als von dem Verhalten gestraft, das er vor seiner Diagnose selbst an den Tag legte. Als Schwuchtel verschrien und wie ein Aussätziger behandelt, bleibt er seinem eigenen Schicksal überlassen. Aus der Not heraus wendet er sich an den Transsexuellen Rayon (Jared Leto), der in der schwersten Zeit zu seinem engsten Vertrauten und besten Freund wird. Gemeinsam suchen sie nach Alternativen, da die legal verschriebenen Arzneimittel ihren Körpern mehr Schaden zufügen, als die Symptome in Schacht zu halten. Während Ron in seinem gegründeten Dallas Buyers Club die Leidensgenossen mit geschmuggelten Medikamenten aus dem Ausland versorgt, die die Blutwerte stabil halten, führen die Untersuchungen in der Arzneimittelforschung zu skandalösen Ergebnissen.
Das Drama Dallas Buyers Club schafft es nicht nur die Hintergründe des HIV-Virus und die daraus resultierende AIDS-Erkrankung zu beleuchten, sondern auch die Unwissenheit der Menschen in den Anfangsjahren darzustellen. Die wissenschaftliche Forschung lässt Lücken im System erkennen, denen wehrlose Patienten zum Opfer fallen. Unachtsam eingesetzte Präparate schwächen die Infizierten und führen zum Vorzeitigen Tod, was mit allen Mitteln vertuscht wird.
Die Maskenbildner und Kostümdesigner haben eine beeindruckende Arbeit geleistet. Matthew McConaughey und Jared Leto steht, nicht zuletzt durch ihre enorme Gewichtsreduktion, der Tod sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Abgemagert, eingefallen und mit einer beängstigend grauen Haut, zeigt sich der Verlauf der Krankheit auf dramatische Art. Der körperliche Verfall geht einher mit der psychischen Verfassung der Infizierten. Der Kampf um die letzten Lebensmomente nimmt den Zuschauer schmerzlich gefangen und berührt ihn auf eine zutiefst emotionale sowie menschliche Ebene. Ebenso hilflos wie die Figuren selbst, muss man mit ansehen, wie die Männer Tag für Tag ihrem Tode näher kommen. Doch der Film will keineswegs mit traumatischen Bildern schockieren, sondern die Wahrnehmung der Zuschauer für eine Krankheit sensibilisieren, die unabhängig von Herkunft, Alter oder Geschlecht jeden treffen kann. Die ernste Stimmung wird immer wieder von einem stimmig morbid-ironischen Humor durchbrochen, der besonders durch die schillernde Persönlichkeit Rayon getragen wird.
Dem Tod vor Augen wandelt sich Ron vom homophoben Cowboy zum mutigen Aktivisten, der die Arzneimittelhersteller aufrütteln will. Sein Kampf gegen die Krankheit und die Behörden ist mitreißend inszeniert. Entgegen der anfänglichen Lebenserwartung von nur 30 Tage, stirbt Ron erst sieben Jahre später im Jahr 1992. Drehbuchautor Craig Borton interviewte den Texaner während seiner letzten Lebenswochen über seine Erfahrungen seit der positiven HIV-Diagnose 1985. Ron Woodroof Kenntnisse über die bis dahin kaum erforschte Krankheit AIDS dienen Borton als Basis für das authentische Drama Dallas Buyers Club, das 1996 fertig gestellt wird. Erst 2000 wurde das Drehbuch in Zusammenarbeit mit der Autorin Melisa Wallack gestrafft, bevor zwölf Jahre später die Dreharbeiten begonnen.
Matthew McConaughey und Jared Leto wurden für ihre herausragenden Leistungen bereits mit je einem Golden Globe Award in den Kategorien "Bester Hauptdarsteller Drama" und "Bester Nebendarsteller" ausgezeichnet. Bleibt abzuwarten, ob der Film am 2. März bei der diesjährigen Oscar-Verleihung ebenfalls abräumen wird. Bisher ist Dallas Buyers Club in sechs Kategorien nominiert: Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller, Bestes Originaldrehbuch, Bester Schnitt, Bestes Make-Up und beste Frisuren.
Fazit: Ein beeindruckend authentisches und bewegendes Drama über einen AIDS-Patienten, der seine Krankheit selbst in die Hand nimmt und sich mit Mut und Entschlossenheit gegen die Forschung wendet. Diese berührende Geschichte und ihre starke Charaktere liefern eine meisterhafte Aufklärungsarbeit.
by Sandy Kolbuch