Filmwertung: |
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| 7/10 |
Chappie, der neue Streifen von „Distict 9“ – Regisseur Neill Blomkamp und Autorin Terri Tatchell wurde von der Fangemeinschaft schon länger herbeigesehnt. Der Grund ist neben dem altbewährten und auch in der Realität oft diskutierten Thema des künstlichen Bewusstseins bei Maschinen auch die neue Stufe der Technologie und Grafik in dem Streifen. Doch noch während der Sichtung wird klar, dass dieser Streifen die SciFi-Fangemeinde in zwei Parteien spalten wird.

Der Polizei ist ein revolutionärer Coup gegen die hohe Kriminalitätsrate in Südafrika gelungen: Dank des Einsatzes von eigenständig arbeitenden Robotern gelingt ihnen eine beständige Kontrolle in Johannesburg. Erfinder Deon Wilson (Dev Patel, „Slumdog Millionaire“) arbeitet aber mittlerweile an etwas Progressiverem, dass die Welt verändern wird und programmiert erfolgreich ein künstliches Selbstbewusstsein, dass er an einem abgewrackten Roboter austesten will. „Chappie“, so sein Name, ist zwar hyperintelligent, muss aber anfangs wie ein Kind lernen. Dass er in die Hände eines Drogenkartells gerät richtet nicht nur in Johannesburg schaden an. Für den neidischen Vincent (Hugh Jackman, „X-Men“-Reihe, „Les Miserables“) ist es ein gefundenes Fressen, um Deon aus dem Weg zu räumen und mit seiner eigenen Technologie zu glänzen.
Der Handlungsverlauf ist nicht ganz neu und enthält Elemente aus anderen, bekannten Produktionen wie „Terminator“, „Ich bin Nummer 5“ oder „Transendence“, mixt diese aber miteinander zu einem explosiven Blockbustercocktail. Denn das ist „Chappie“ in erster Linie: Popcorn-Kino, das Spaß macht, nicht an einer Stelle langweilt und mehr als bildgewaltig ist. Denn wie auch in Filmen wie „Planet der Affen“ oder „Herr Der Ringe“ wird Hauptcharakter Chappie via Peformance Capture gelenkt (hier durch Sharlto Copley, „Maleficent“), erscheint aber nicht wie das Ergebnis eines Computers, sondern als wäre eine echte Roboter-Requisite / -Kostüm den Film über am Set. Man wird auf keinen Fall schlecht über die Grafik staunen. Des weiteren sind es die kleinen Dinge, die „Chappie“ ausmachen bzw. vielleicht auch nicht ausmachen. Beeindruckender könnte zum Beispiel die Entscheidung über Südafrika als Handlungsort nicht sein, denn nicht zu unrecht fragte sich der Zuschauer oft belustigt, wieso alle unglaublichen Filmvorfälle in den United States stattfinden. Das Land bringt einen gleich zum nächsten Streitpunkt, denn als Hauptdarsteller in dem Film wirken die beiden Rave-Rapper des Duos „Die Antwoord“ stark mit. Und mit stark ist zum Einen die gewöhnungsbedürftige Musik als beinahe kompletten Soundtrack (neben Hans Zimmer wohl bemerkt!) und zum Anderen die viele Werbung in eigenem Interesse gemeint.

Über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich streiten, generell ist es aber erfrischend, mal etwas anderes auf die Lauscher zu bekommen. Doch die Werbung, die Sony so schon sehr offensichtlich in ihren Filmen einfügt wird hier noch übertroffen: Yo-Landi Va$$er und Ninja spielen sich nicht nur namentlich selber: Dass sie T-Shirts, Tattoos, Schmuck und Graffiti mit Bandlogos und Plattenschriftzügen tragen, ist so präsent, dass es penetrant wird und tatsächlich die Wertung des Films beeinflusst.
Auch bei der Besetzung haben sich die Macher etwas gewagt. Während Sigouney Weaver („Exodus: Götter und Könige“) sich erneut als Frau in Machtposition zeigt, ist neben Dev Patel, den man eigentlich nicht ins Science-fiction-Genre einordnen würde, vor Allem Hugh Jackman überraschend, ungewohnt und auch ein wenig schockierend. Diese Rolle bei dem sympathischen Australier sorgt garantiert für Gesprächsbedarf zwischen Filmfans. Dabei meistert er sie gekonnt, doch es ist gut vorstellbar, dass viele ihn nicht authentisch finden werden. Bei den Eigenschaften der Figuren selber hapert es dabei ein wenig, sie scheinen lückenhaft und ihre Handlungen passen teilweise nicht zusammen.
Selten hat mich ein Film so stark überlegen lassen müssen. Fürs Kino lohnt sich „Chappie“ schon, denn er bringt alles mit, was man für die Leinwand braucht: ein herausragendes Bild, mitreißenden Sound, Mut und gute Darsteller. Einzelheiten schwächen zwar den Alles in Allem funktionierenden Streifen, 7 Punkte sind aber trotzdem noch drin.
by Jennifer Mazzero