Filmkritik Can a Song save your Life?
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Wenn man der Filmindustrie Glauben schenken mag, ist Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, um seine Träume Realität werden zu lassen. Doch auch gleichzeitig ist Amerika das Land der gebrochenen Herzen, der verschenkten Möglichkeiten und der gefallenen Talente. Diese zwei völlig konträren Blickwinkel, die immer untrennbar miteinander verflochten zu sein scheinen, lernt man auch in dem Drama „Can a Song Save Your Life“ von John Carney kennen. Er schickt die Britin Gretta (Keira Knightley) gemeinsam mit ihren Lebensgefährten Dave (Maroon-5-Sänger Adam Levine) voller Hoffnungen nach Amerika. Während Dave zu einer erfolgreichen Persönlichkeit wird, eine neue Liebe triff und sich selbst verwirklicht, lernt Greta die Schattenseiten des Lebens kennen. Desillusioniert schleicht sie durch die Straßen, bis ihr der einst erfolgreiche Musikproduzent Dan (Mark Ruffalo) eine große Chance gibt.
Die Geschichte ist denkbar einfach und bei weitem nicht sonderlich originell. Filme über enttäuschte Talente, beendete Beziehungen und die Flucht vor der eigenen Selbstaufgabe hat man schon mehrfach gesehen. Doch Filmemacher John Carney gelingt es dennoch, seinen Film zu einem kleinen Meisterwerk zu machen. Und dies einzig und alleine durch eine wichtige Zutat: Herzblut. Eben jenes Herzblut steckte er in die Musik, die seinen Film von der ersten Sekunde an bis zum Ende trägt. Die Melodie des Lebens wird eingefangen auf der offenen Straße zwischen Häuserschluchten, auf Dächern oder mitten im Park. Herumlärmende Kinder, Passanten und Polizeisirenen bilden als alltägliches Leben einen authentischen Hintergrund der traurigen, poppigen und lebensfreudigen Lieder, die den Zuschauer gefangen nehmen.
Nach seinem Oscar-prämierten Erfolgsfilm „Once“ vereint Drehbuchautor und Regisseur Carney, der selbst auf eine Karriere als Musiker zurückblicken kann, erneut zwei Figuren über ihre Leidenschaft zur Musik miteinander. Die tiefen Emotionen der Figuren werden für den Zuschauer spürbar über die Musik transportiert. Gleichzeitig wird New York in einer einzigartigen Weise durch stimmige Bilder eingefangen, die den Zeitgeist der Metropole in seiner Besonderheit widerspiegelt. Während Gretta versucht ihre Beziehung zu retten und Dan eine Karriere wiederbeleben will, nimmt die Stadt New York die dritte Hauptfigur ein.
Keira Knightley („Fluch der Karibik“) stellt mit ihrer Rolle unter Beweis, dass sie auch als Sängerin Talent besitzt. Mark Ruffalo („Hulk“) bildet den perfekten Gegenpart zur schönen Sängerin. Hin- und hergerissen mit seinem eigenen Schicksal hadernd, findet er eine ebenwürdige Partnerin, die ihn unterstützt. Als wichtige Figur zwischen dem ungewöhnlichen Paar agiert Hailee Steinfeld („
True Grit“) als pubertierende Teenagerin, die über die Musik einen neuen Zugang zu ihren entfremdeten Vater findet. Das Figuren-Ensemble harmoniert auf ähnliche Weise wie die Musik. Sie fügen sich wie Noten aneinander und ergeben nur im Gesamtwerk eine melodische Einheit, die Freundschaft, Liebe und Leid auf einfühlsame Art miteinander vereint.
Die Hommage an den Big Apple ist durchaus vorhersehbar. Die Beziehungen zwischen den Figuren verlaufen den Erwartungen gemäß, wobei sich die negativen Erlebnisse der Figuren und ihre positiven Erfahrungen in etwa die Waage halten. Doch dank des grandiosen Soundtracks, der die gesamte Laufzeit des Films zwischen Hinter- und Vordergrund wechselt, sieht man über die Vorhersehbarkeit hinweg. Aufgenommen an den unterschiedlichsten Orten von New York bekommt das Kinopublikum durch die Musik von Gregg Alexander ein Gefühl dieser niemals ruhenden Stadt geboten. Die dazugehören Bilder von Kameramann Yaron Orbach („Our Idiot Brother“) komplettieren das Kunstwerk, das man sich auch gerne ein zweites Mal ansieht.
Fazit: Ein wundervoll melodisches Drama, über die hoffnungsvolle Magie der Musik. Mark Ruffalo als ideenreicher Plattenproduzent und Keira Knightley als talentierte Songschreiberin und Sängerin versöhnen mit einem grandiosen Mix aus Tragik, Humor und wundervollen Klängen, die zum Träumen einladen.
by Sandy Kolbuch