Cake

Cake (2014), USA
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Warner Bros.

Cake Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Claire Bennett (Jennifer Aniston) leidet. Ganz offensichtlich erträgt sie ständig physische Schmerzen – das wird deutlich durch ihren von Narben übersäten Körper und durch ihre Haltung – sie stöhnt bei jedem zögernden Schritt. Aber auch ihren emotionalen Schmerz kann sie schlecht verbergen: Ihre Direktheit grenzt an handfeste Beleidigungen, fast in jeder Äußerung bricht die Wut aus ihr hervor. Auf diese Weise hat sie ihren Ehemann und alle Freunde vertrieben – sogar von ihrer Schmerzsyndrom-Selbsthilfegruppe wird sie ausgeschlossen.
In ihrem einsamen Leben hat Claire nur noch Kontakt zu ihrer Haushälterin/Betreuerin Silvana (Oscar-Kandidatin Adriana Barraza), die sich widerwillig mit Claires Alkohol- und Medikamentenkonsum abfindet. Doch dann begeht Nina (Oscar-Kandidatin Anna Kendrick) Selbstmord – sie gehörte zu Claires Selbsthilfegruppe. Daraufhin entwickelt Claire eine neue fixe Idee: Obwohl sie Nina kaum kannte, beginnt sie deren Todesfall zu untersuchen und gerät so in die Grauzone zwischen Leben und Tod, Isolation und Herzschmerz, Gefahr und Erlösung. Dass sie sich ins Leben von Ninas Mann (Sam Worthington) und Sohn drängt, könnte für Claire tatsächlich die Rettung bedeuten.


Jennifer Aniston, Sam Worthington und Anna Kendrick | mehr Cast & Crew


DVD und Blu-ray | Cake

Blu-ray
Cake Cake
Blu-ray Start:
27.08.2015
FSK: 12 - Laufzeit: 120 min.
DVD
Cake Cake
DVD Start:
27.08.2015
FSK: 12

Filmkritik Cake

Filmwertung: | 6/10


Der Film von Regisseur Daniel Barnz (Um Klassen besser, Beastly, Phoebe im Wunderland) basiert auf einer Kurzgeschichte von Patrick Tobin, der für „Cake“ auch gleich das Drehbuch schrieb. Gedreht wurde passenderweise in Los Angeles, von April bis Mai 2014, was zur Folge hatte, dass viele vor Ort lebende Schauspieler auch für kleine Nebenrollen engagiert werden konnten.

Claire Bennett (Jennifer Aniston) leidet, sehr sogar. Ihr Gesicht und ihr Hals sind von Narben übersät. Auch ihr Rücken schmerzt so stark, dass Claire mehrfach am Tag zu verschreibungspflichtigen Medikamenten greift, oft und lange schläft und depressiv ist. Ihren Mitmenschen gegenüber ist sie direkt, der Übergang zur Beleidigung ist fließend. So hat sie auch ihren Ehemann vertrieben. Aus ihrer Selbsthilfegruppe wird sie zudem rausgeworfen, weil sie nach dem Selbstmord von Nina (Anna Kendrick) der Gruppe und deren Leiterin Annette (Felicity Huffman) gegenüber ausfällig Ninas Tod ausgeführt hat und alle zum Weinen brachte. Fortan ist Claires Leben mehr denn je von Einsamkeit geprägt. Nur ihre Betreuerin und Haushälterin Silvana (Adriana Barraza) hält zu ihr. Als Claire unter Medikamenteneinfluss immer wieder Nina in ihrem Kopf sieht, geht sie deren Selbstmord nach und trifft dabei auch auf deren zurückgelassenen Mann Roy (Sam Worthington). Können die beiden einander Halt geben?

Die Geschichte schöpft ihr Potenzial nicht in Gänze aus. Der Zuschauer findet nur schwierig einen Zugang zu diesem Film und seinen Figuren, was an der mangelnden Charaktertiefe liegt. Das ist schade, da „Cake“ viel besser sein könnte. Doch mit dem Schnitt verbauen es sich die Verantwortlichen selbst. Dieser hat einige auffallende Schwächen. Das gilt auch für das Drehbuch. Denn es wird viel zu spät aufgelöst, warum Claire eine so schwierige und leidende Person ist. Und selbst dann wird dieser Teil von Claires Geschichte leider nicht ausführlich behandelt. Das wiederum hat für den gesamten Film zur Folge, dass Claire zwar im Mittelpunkt des Geschehens steht, aber der Zuschauer Probleme hat, sich wirklich tiefgehend mit ihr zu identifizieren. In Ansätzen gelingt dies, aber hier wäre so viel mehr möglich gewesen.
Außerdem ist die ruckelnde Kameraführung, die mehrfach negativ auffällt trotz einiger guter Einstellungen ein weiterer Schwachpunkt. Doch „Cake“ hat auch seine Stärken. Denn die Geschichte einer psychisch kranken Frau ist allen Schwächen zum Trotz packend, melodramatisch und spannend erzählt, hat viele interessante Momente und gebrochene Figuren zu bieten. Der Alltag Claires und ihrer Betreuerin Silvana wird interessant aufbereitet und erklärt. Gerade die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren ist eine große Stärke des Filmes.
Auch die stimmige Musikuntermalung kann überzeugend, zudem die exzellente Landschaftsauswahl, wobei hier die Frage offen bleibt, wie Claire sich solch ein luxuriöses Haus leisten kann.

Die Schauspieler agieren auf gutem Niveau. „Cake“ ist jedoch vor allem auf Jennifer Aniston (Entgleist, Marley & ich, Wir sind die Millers) zugeschnitten, die ohne Zweifel das Herzstück dieses Filmes ist. Die in Los Angeles geborene und lebende Komödiendarstellerin erhielt für ihre herausragende, vielschichte Performance völlig zu Recht die Golden Globe Nominierung als beste Hauptdarstellerin in einem Drama. Auszeichnungen konnte sie beim Capri-Hollywood Film Festival und dem Santa Barbara International Film Festival gewinnen. Bei den „Oscars“ wurde die 46-Jährige hingegen trotz ihrer mit Abstand besten Karriereleistung übergangen.
An ihrer Seite zeigt auch Adriana Barraza (Babel, Thor, Amores Perros) eine beeindruckende Leistung. Die anderen Darsteller haben dagegen wenig Spielzeit. Während Anna Kendrick (The Voices, Pitch Perfect, End of Watch), Sam Worthington (Avatar – Aufbruch nach Pandora, Kampf der Titanen, Last Night) und Felicity Huffman (Desperate Housewives, Magnolia, Georgias Gesetz) noch ein paar gute Szenen haben, die im Gedächtnis bleiben, sind die Auftritte von William H. Macy (Fargo, Shameless, The Sessions), Chris Messina (Argo, Julie & Julia, Vicky Cristina Barcelona), Lucy Punch (Bad Teacher, Hot Fuzz, Ich sehe den Mann Deiner Träume) und Brittany Robertson (Dan – Mitten im Leben, Mütter und Töchter, Kein Ort ohne Dich) sehr kurz geraten. Ganz am Rande in der Selbsthilfegruppe ist auch die von den Blackfoot-Indianern abstammende und am 16. Oktober 2014 verstorbene Misty Upham (Frozen River, Im August in Osage County, Django Unchained) in ihrem letzten Film für einen Augenblick zu sehen.

Fazit:
Guter Film mit einer herausragenden Jennifer Aniston, die die mit Abstand beste Rolle ihrer Karriere spielt. Leider können weder der Schnitt, noch die Storyführung mit ihrem Niveau mithalten. Sonst wäre „Cake“ ein ganz großer Film geworden.
by Stefan Bröhl

Bilder © Warner Bros.