Filmwertung: |
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| 8/10 |
Der allererste "Transformers"-Film kam 2007 raus und schlug ein wie eine Bombe. Bei einem Produktionsbudget in Höhe von 150 Millionen Dollar spielte er weltweit 709 Millionen Dollar ein und war ein Riesenerfolg für Paramount, der endlich ein erfolgreiches Franchise hatte. Man muss bedenken, dass Paramount im Gegensatz zu Warner Bros., Fox, Sony und Disney keine Rechte an bekannten Superhelden hat, daher war der Erfolg von "Transformers" so gut für das Studio; sie hatten eine Goldmine gefunden. Die nächsten Filme haben immer mehr Geld eingespielt, der dritte Film des Franchises "Transformers: Dark of the Moon" hat dann zum ersten Mal die Milliarden-Grenze geknackt. Im vierten Film übernahm Mark Wahlberg dann die Hauptrolle und ersetzte damit Shia LaBeouf. An dem Zeitpunkt waren die Kritiken schon längst im Keller, jeder zerriss die Transformers-Filme. Der letzte Film des Franchises, "Transformers: The Last Knight" markierte dann den Tiefpunkt: Das geringste Einspielergebnis überhaupt, knapp über 600 Millionen Dollar, bei einem Budget von über 217 Millionen Dollar. Also war es Zeit, dass Paramount seine Strategie ändert. Die Idee: Mehr Spin-Offs, und ein neuer Regisseur. Die Wahl für den ersten Ableger fiel auf Bumblebee, und das war die richtige Entscheidung. "Bumblebee" ist ein sehr unterhaltsamer Film mit einem tollen Duo und viel Herz.
Bumblebee und Hailee Steinfeld (Charlie) © Paramount Pictures / Hasbro / Photo Credit: Will McCoy
Nachdem festgelegt wurde, dass Michael Bay für eine zeitlang (oder für immer) keine "Transformers"-Filme mehr drehen soll, begann die Suche nach einem neuen Regisseur. Die Wahl fiel auf Travis Knight, der eigentlich in der Animationswelt zu Hause ist. Sein Regiedebüt gab er mit "Kubo – Der tapfere Samurai", der 2016 veröffentlicht und sofort für zwei Oscars nominiert wurde. Knight ist ein Glücksgriff für Paramount, denn man wird endlich wieder mal bei einem Film mit Transformers gut unterhalten. Dabei verzichtet Knight nicht auf CGI-Schlachten mit den Transformers, davon ist in dem Film genug vorhanden. Dennoch liegt der Fokus sowohl auf Charlie's Freundschaft mit Bumblebee als auch auf den zwischenmenschlichen Beziehungen. Das soll aber nicht heißen, dass die Actionszenen nicht gut inszeniert sind. Der Film ist aus technischer Sicht einwandfrei, die Inszenierung handwerklich perfekt und auch die Battles zwischen den Transformers können sich sehen lassen. Dabei gelingt es Knight, dass der Zuschauer bei diesen Sequenzen stets den Überblick behält. Die Wackelkamera kommt nur selten zum Einsatz, was bei Michael Bay nicht der Fall war, daher machen die Actionszenen extrem viel Spaß. Das Drehbuch stammt von Christina Hodson. Als ich ihren Namen las, dämpfte sich zunächst meine Vorfreude auf den Film. Denn ihre ersten zwei Skripte, "Shut In" und "Unforgettable: Tödliche Liebe" waren beide nicht gerade gelungen. Doch Hodson's Arbeit hier ist wirklich super ausgefallen. Sie schafft es nicht nur, dass die Zuschauer ihre Freude an Transformers wiederfinden, indem sie einen perfekten Bumblebee abliefert. Ihr gelingt es auch, verschiedene Genres miteinander zu vereinen, ohne dass der Film unausgewogen wirkt. "Bumblebee" funktioniert sowohl als Blockbuster als auch als Teenie-Komödie mit einer kleinen Lovestory, die nie von der Mainstory ablenkt, sondern sie perfekt ergänzt. Sie ist ebenfalls für das Drehbuch für den kommenden DC-Film "Birds of Prey" verantwortlich, also man darf gespannt sein.
Bumblebee © Paramount Pictures / Hasbro / Photo Credit: Paramount Pictures
Hailee Steinfeld ist Charlie, eine High School Schülerin, die gerne alleine ist und sozialen Kontakt meidet, nachdem sie ihren Vater verloren hat. Auf ihre Mutter ist sie ebenfalls nicht gut zu sprechen, denn sie hat schon längst jemand neuen kennengelernt. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Reparieren eines Schrottautos, denn von ihrer Mutter bekommt sie kein neues. Als sie an ihrem Geburtstag auf dem Schrottplatz einen gelben Volkswagen Beetle findet, darf sie ihn prompt behalten. Sie war gerade dabei, ihn zum Laufen zu bringen, da erwacht B-127 zu Leben. Nach einer kurzen Kennenlernphase gibt Charlie ihm den Namen Bumblebee und sie wird zu seinem besten Freund und Beschützer. Steinfeld bekam im Alter von 14 Jahren ihre erste Oscarnominierung für "True Grit", ihre wurde eine große Karriere vorausgesagt. Danach wurde es etwas ruhig um sie, einige Jahre später fing sie wieder an, Filme zu drehen, die aber alle floppten. Mit "Pitch Perfect 2" und "The Edge of Seventeen" kam sie wieder zurück auf die Erfolgsspur, und 2018 war bisher ihr absolut bestes Jahr. "Spider-Man: A New Universe" ist wahrscheinlich der beste Animationsfilm des Jahres, und auch "Bumbleebee" hat alle mit seiner Qualität überrascht. Dabei ist sie wirklich die perfekte Hauptdarstellerin für den Film. Man kauft ihre Beziehung zu dem Alien von einem anderen Planeten ab, sie ist witzig, kann aber auch in den emotionalen Momenten überzeugen. John Cena verkörpert Agent Burns, der mit seiner Truppe Bumblebee als erstes begegnet ist und seitdem ein Hass auf Transformer entwickelt hat. John Cena konnte schon in "Blockers" beweisen, dass er mehr kann als nur muskelprotzende Männer verkloppen kann. Und auch hier ist liefert er eine solide Performance ab. Man kann nur hoffen, dass er sich endlich vom Wrestling verabschiedet und sich komplett Hollywood widmet, denn der gute Mann hat Talent. Jorge Lendeborg Jr. spielt Memo, der sich in Charlie verliebt, und macht seine Sache ebenfalls sehr gut und sorgt so für manch großen Lacher.
John Cena als Agent Burns © Paramount Pictures / Hasbro / Photo Credit: Jaimie Trueblood
"Bumblebee" gehört zu den größten Überraschungen des Kinojahres 2018. Nach den schrecklichen Transformers-Filmen der letzten Jahre habe ich mir auch hier nicht viel erhofft, doch ich wurde auf hohem Niveau unterhalten. Regisseur Travis Knight's Herangehensweise an das Material unterscheidet sich von Bay's Stil, und das tut dem Franchise richtig gut. Anstatt Dutzende von Transformers einzuführen gibt es hier zum größten Teil der Laufzeit nur drei Transformers: Bumblebee und zwei Decepticons, die ihn verfolgen. Des Weiteren sind keine belanglosen CGI-Kämpfe zwischen den Transformers zu sehen, die technisch perfekt, aber lieblos inszeniert sind. Knight legt hier viel mehr Wert auf die Beziehung zwischen Charlie und Bumblebee. Der Film schafft es, dass man mit Bumblebee und dem Schicksal der Autobots mitfühlen kann. Natürlich kommt auch hier die Action nicht zu kurz, und die überzeugt ebenfalls. Knackig in Szene gesetzt, und der Zuschauer hat stets den Überblick, verbreitet alles viel Laune. Genauso wie "Ready Player One" nutzt auch "Bumblebee" die Magie der Nostalgie. Der Film ist in den 80ern angesiedelt, und Verweise auf die Jahre dürfen natürlich nicht fehlen. Vom "Breakfast Club" bis hin zum Soundtrack mit Rick Astley und und LL Cool J ist wirklich alles dabei. Dabei wirken diese Anspielungen nie forciert, sondern sehr natürlich und originell, obwohl man das alles schon mal so in einer anderen Form gesehen hat. Dank John Cena, der sich zu einem der besten Comedyschauspieler Hollywoods entwickelt, kommen die Lacher auch nicht zu kurz. Bumblebee sorgt auch für einie witzige Momente, ebenso die überzeugende Lovestory zwischen Charlie und Memo. Unter der Oberfläche bietet der Film mehr als nur Action und Humor. "Bumbleebee" im Kern ist ein Film über die Suche nach der eigenen Bestimmung. Das gilt sowohl für Charlie als auch für Bumblebee. Charlie ist über den Tod ihres Vaters immer noch nicht hinweg, während ihre Mutter einen anderen geheiratet hat. Doch dank Bumblebee hat sie wieder Freude am Leben und macht es sich zur Aufgabe, ihn zu beschützen. Währenddessen ist Bumblebee der einzige Autobot auf der Erde und all seine Freunde sind auf ihn angewiesen. Erst im letzten Drittel zeigt er, dass Optimus Prime's Vertrauen in ihn gerechtfertigt war.
Fazit: Die Produzenten planen neben einem Sequel auch einen Film über Optimus Prime. Wenn die nächsten Filme in dem Franchise so sind wie 'Bumblebee', dann immer her damit, denn dieser Film ist ein Erfolg auf ganzer Linie.
by Denizcan Sürücü
Bilder © Paramount Pictures Germany