Filmkritik Boss Baby - Schluss mit Kindergarten
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Im Jahre 2017 erschien das Boss Baby das erste Mal auf der großen Leinwand und fühlte sich damit besonders an. Ein Neugeborenes mit einer klaren Mission und mit der Stimme von Alec Baldwin sieht man nicht jeden Tag und doch wollte der Film damals zu viel. Er war zu schnell, zu bunt, zu abgedreht und es gelang nicht zu ihm, oder zu seinem Bruder Tim eine Bindung aufzubauen. Der Film huschte einfach nur so durch, ohne eine Wirkung zu hinterlassen. Daraufhin folgte 2018 eine Serie, die man sich aktuell noch auf Netflix anschauen kann und die ganze 49 Folgen und 4 Staffeln lang geht. Doch auch da blieben die zwei Brüder noch jung. Nun ist aber wieder etwas Zeit vergangen und sie sind tatsächlich erwachsen geworden und haben sich auseinander gelebt. Tim ist zu dem Familienvater geworden, der man bei ihm erwartet hätte und hat mit Tina und Tabitha zwei wunderbare Töchter erhalten. Doch während Tabitha ein liebevolles und unscheinbares Mädchen ist, hat Tina ein paar Geheimnisse, die sie ganz offensichtlich versteckt. Sie ist auch im Familiengeschäft von Baby Corp tätig und ihr Onkel Templeton (Das Boss Baby) ist dabei ihr klares Vorbild. Er ist nun zu einem wahren Chef geworden und hat seine Zeit als Baby hinter sich gelassen und fast sogar vergessen. Doch als Dr. Erwin Armstrong (im Original: Jeff Goldblum) als neuer Schurke auf den Plan tritt, braucht Tina jede Hilfe, die sie bekommen kann und wie kann Templeton besser helfen, als Boss Baby. Mit besonderer Babymilch verwandeln er und Tim sich und machen sich auf, die Welt mit Tina zu retten. Wird es ihnen erneut gelingen, nach dem Schurken aus Teil 1 (Steven Buscemi) nun auch diesem Kerl das Handwerk zu legen oder ist der Feind eine Nummer zu groß für sie?
Szene aus Boss Baby 2 © Universal Pictures
DreamWorks hat sich in den letzten Jahren mit seinen Filmen immer mehr zu einem echten Gegner für Disney positioniert und während deren Fortsetzungen meist in dem Windschatten ihres ersten Teils standen und auch bei PIXAR es nicht anders war, hatten sie es wirklich drauf, die Fortsetzungen noch besser zu machen. Das war in den letzten Jahren bei "Trolls - World Tour", "Drachenzähmen leicht gemacht 2", "Shrek 2 & 3", teilweise beim letzten Werk "Croods 2" und nun auch bei diesem Film so. Der Film "Boss Baby 2" ist dabei zwar auch sehr abgedreht, doch in einem angenehmen Maße. Man hat spürbar aus dem ersten Teil gelernt und weiß nun, wie man den Fans gibt, was sie wollen, die anderen Kinogänger mit zu viel aber nicht überfordert. Es gab mit Tina eine wunderbare Ergänzung und eine Figur, die amüsant und hinreißend zugleich war. Sie wurde reingeschrieben, um das heutige Frauenbild zu verstärken und dass auch kleine Mädchen eine Figur haben, bei der sie sich beim Schauen "einhaken" können. Eine Figur, die ihnen vielleicht auch als Art Vorbild dienen soll und wenn sie so gut ist wie hier, ist das vollkommen fein. Hier wurde das Frauenbild nämlich nicht mit der Brechzange reingedrückt wie bei vielen anderen Fällen, sondern es fühlt sich natürlich und echt an. Genauso sollte es sein! Doch auch die beiden Brüder bekommen hier gelungenere Szenen und amüsantere Witze als im Vorgänger. Die Beziehung der Beiden zueinander wird viel stärker ausgearbeitet und bekommt eine größere Wirkung, als die Tatsache, dass es "nur" Brüder sind. In meinem Kinosaal haben bei den Witzen tatsächlich nicht nur die Kinder gelacht, sondern in sehr vielen Fällen auch ihre Eltern, was ein gutes Zeichen war.
Szene aus Boss Baby 2 © Universal Pictures
Schwachpunkte hatte dieser Film eigentlich nur bei seinem Antagonisten. Es ist zwar schön zu sehen, dass kein Geringerer als Jeff Goldblum sich die Ehre gibt diese Figur zu sprechen und er eigentlich in jedem seiner Filme überzeugen kann. Das ändert aber nichts an der Figur an sich. Diese ist nämlich wieder klischeehaft böse, ohne jegliche Form von Veränderung. Man erkennt seinen Plan weit im Voraus und hat vollkommen recht. Er besitzt keine Wirkung und man hat diese Figur leider viel zu schnell vergessen. Schneller als es eigentlich hätte sein müssen und hätte er nicht nur gesprochen, sondern hätte sich auch etwas mehr an der Figur beteiligen dürfen, wäre bestimmt etwas sehr viel Besseres bei herausgekommen. Wobei man muss noch dazu sagen, dass der Film zwar für das eine Mal sehr großen Spaß macht und meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat, er aber nicht überdauern wird und in seinem Genre durch nichts besonders stark auffällt. Es ist eine bessere Mittelware, aber damit kann man sich hier trotzdem zufrieden geben und mit dem Film seinen Spaß finden.
Fazit: Boss Baby 2 ist eine gelungene Fortsetzung, die seinen ersten Teil in jedem Punkt übertrifft und nicht nur Kindern eine Freude machen wird. Es ist schön diese Figuren wiederzusehen bzw. mit Tina auch eine zum allerersten Mal und vor allem sie würde ich so gerne wieder sehen. Habe schon lange nicht mehr so sehr über eine Figur (im positiven Sinne) gelacht und ich wäre auch einem dritten Teil in keinster Weise abgeneigt.
by Peter Brauer
Bilder © Universal Pictures Intl.