Booksmart

Booksmart (2019), USA
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Komödie
Kinostart Deutschland: - Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH

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Booksmart Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Molly und Amy haben in der Highschool alles richtig gemacht. Mit Bestnoten blicken sie nun wohlverdient einer glänzenden Zukunft an Elite-Unis entgegen und herab auf die Loser ihrer Klasse. Doch am letzten Schultag stellt Molly voller Entsetzen fest, dass es auch ihre Mitschüler an die besten Unis geschafft haben – obwohl diese offenbar nur Party im Kopf hatten. Fest entschlossen, sich nichts entgehen zu lassen, überredet sie Amy den Spaß der letzten Jahre in den noch verbleibenden Stunden auf der Highschool nachzuholen. Eine epische Nacht des schlechten Benehmens steht ihnen bevor, an deren Ende eine Lektion steht, die man nicht aus Büchern lernen kann.

Kaitlyn Dever, Beanie Feldstein und Jessica Williams | mehr Cast & Crew


Booksmart - Trailer




DVD und Blu-ray | Booksmart

Blu-ray
Booksmart Booksmart
Blu-ray Start:
10.04.2020
FSK: 12 - Laufzeit: 102 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Booksmart Booksmart
DVD Start:
10.04.2020
FSK: 12 - Laufzeit: 98 min.

Filmkritik Booksmart

Filmwertung: | 7/10


Das Coming-of-Age-Genre gilt sicher zu den meistfrequentierten der Filmgeschichte. Selbst wenn man sich nur auf High School-Komödien beschränkt, stößt man auf Unmengen Genrevertreter. In diese Sparte, die einst John Hughes regelmäßig füllte, stießen später wohl am prominentesten „American Pie“ und eine Generation darauf „Superbad“. Erst kürzlich gelangen mit dem sträflich unterschätzen „The Edge of Seventeen“ und dem Kritikerliebling „Lady Bird“ sogar weitere moderne Klassiker. Nun folgt mit „Booksmart“ der nächste Versuch, dem Coming-of-Age-Film frische Facetten abzugewinnen.

Tatsächlich mutet das Regiedebüt von Schauspielerin Olivia Wilde wie ein weibliches Quasi-Remake von „Superbad“ an: Nicht nur stehen zwei unzertrennliche Freundinnen im Mittelpunkt, die gewissermaßen Außenseiter ihrer Schule sind, der Film spielt auch kurz vor dem High School-Abschluss. Auch hier wird die Haupthandlung in eine abenteuerliche Nacht verlegt, bei der sich alles darum dreht, zu einer ganz bestimmten Party zu gelangen.

Booksmart: Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) wollen jede Menge Spaß nachholen
Booksmart: Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) wollen jede Menge Spaß nachholen © ANNAPURNA PICTURES, LLC
Sicher, die Figuren sind denkbar anders angelegt und Olivia Wilde geht eigene inszenatorische Wege, die in einem optisch ansprechenden und teils eigenwilligen Film resultieren. Doch der erzählerische Kern erweist sich leider als spürbar formelhaft und in jedem Schritt vorhersehbar. Die Erkenntnisse, die die beiden Protagonistinnen erreichen und die Etappen und Konflikte, die sie dabei durchmachen müssen, finden sich so beispielsweise nahezu 1:1 auch in „Superbad“ und vermutlich zig anderen High School-Filmen wieder. Wichtig ist es dann eben, seinem Film einen frischen Anstrich zu geben, was Wilde nur in Ansätzen gelingt.

Nochmal auf Anfang: Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) sind bereits seit ihrer Kindheit beste Freundinnen. Anders als ihre High School-Kameraden haben sie immer auf Feiern und Exzesse verzichtet, um sich ganz auf ihren Lernstoff zu fokussieren, wodurch sie später für Elite-Colleges gewappnet sein wollen. Die Mühe hat sich ausgezahlt, so wird Molly etwa nach Yale gehen. Ihr bescheidenes Ziel ist es, die jüngste Richterin am Obersten Gerichtshof der Geschichte zu werden. Für die bekennende Streberin bricht jedoch eine Welt zusammen, als sie zufällig erfährt, dass scheinbar all die Schüler, die zumindest aus ihrer Sicht jahrelang dem Hedonismus frönten, ebenso renommierte Colleges besuchen werden. Der Plan ist klar: Sie und Amy müssen alles nachholen, was sie die letzten Jahre verpasst haben. Hierfür visiert sie die Party von ihrem heimlichen Schwarm Nick (Mason Gooding), die jedoch erst einmal in einer nächtlichen Odyssee gefunden werden muss.

Booksmart: Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein) schwören sich, es krachen zu lassen
Booksmart: Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein) schwören sich, es krachen zu lassen © ANNAPURNA PICTURES, LLC
Zunächst einmal zu den Stärken von „Booksmart“: Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein agieren nicht nur mit ansteckender Spielfreude, sie harmonieren auch wundervoll miteinander und sind absolut glaubwürdige beste Freundinnen. Sie geben ihren Parts Energie, Komplexität und Dimension, wodurch der Film enorm an Lebendigkeit gewinnt. Zudem ergibt sich eine gelungene Balance aus der physischer auftretenden Feldstein und der introvertierten und emotional tiefgründigeren Dever. Wilde hält den Film rasant und unterhaltsam, wobei sie trotz aller Komik nie den menschlichen Kern aus den Augen verliert. Darüber hinaus ist sie spürbar bemüht, dem allgemeinen Ruf nach Diversität nachzukommen, was zwar nobel, aber letztlich auch etwas bemüht daherkommt. Trotz der Bemühungen des spielfreudigen Nebencasts wirken die Figuren stereotypisiert und nicht wie greifbar reale Figuren.

Von Beginn an erscheint „Booksmart“ etwas zu angestrengt: Nicht nur, dass die High School scheinbar ausschließlich mit schrillen Vögeln bevölkert ist, viele davon erhalten überhöhte Einführungen in viel zu inflationär eingesetzten Musiksequenzen in Zeitlupe, die einfach zu dick auftragen und aus der eigentlich realistischen Grundierung des Films herausreißen. Wirklich inspiriert oder frisch wirkt der Humor leider auch nur selten, zu oft hat man den Eindruck, das alles schon mal besser gesehen zu haben. Der Humor wirkt teils zu erzwungen und erreicht eigentlich nie die hysterischen Hochs eines „Superbad“. Das muss natürlich auch nicht unbedingt das Ziel sein, jedoch hat man einfach den Eindruck, dass hier viel komödiantisches Potential nicht genutzt wurde.

Booksmart: Letzter Schultag: Nick (Mason Gooding), Triple A (Molly Gordon) und Tanner (Nico Hiraga) wissen, wie man feiert
Booksmart: Letzter Schultag: Nick (Mason Gooding), Triple A (Molly Gordon) und Tanner (Nico Hiraga) wissen, wie man feiert © ANNAPURNA PICTURES, LLC
Natürlich ist „Booksmart“ auch dahingehend progressiv, dass Amy schon seit zwei Jahren offen homosexuell ist und niemand eine große Sache daraus macht. Das hat auch bei „Love, Simon“ schon hervorragend geklappt, dieses Selbstverständnis ist absolut löblich und wichtig. Dass Molly nahezu aggressiv feministischen Gleichberechtigungsikonen wie Ruth Bader Ginsburg nacheifern will, ihr Zimmer mit Fotos von Ginsburg oder Michelle Obama und Parolen wie „Time’s Up“ zugekleistert hat und sie mit Amy Codewörter wie „Malala“ ausgemacht, positioniert den Film überdeutlich ins Hier und Jetzt. Dennoch wirken diese Merkmale seltsam erzwungen und statt organischer Charaktereigenschaften mehr wie eine zu aufgesetzte politische Agenda der Macher. Überhaupt erscheint der nahezu konfliktlose Raum, durch den sich die Figuren bewegen, merkwürdig idealistisch und realitätsfern.

Am besten ist der Film dann, wenn er seine Figuren ganz natürlich sein lässt, ohne eine Agenda zu verfolgen. Da wäre zum Beispiel ein wunderbar poetischer und kathartischer Moment, bei dem Amy durch einen Pool schwimmt. Oder eine herrlich bizarre Stop Motion-Sequenz, bei der die beiden Freundinnen nach dem unfreiwilligen Genuss von in psychedelische Substanzen getauchte Erdbeeren in kleine Puppen verwandelt werden. Auch Gastauftritte begnadeter Komiker wie Will Forte und Lisa Kudrow als Molly Eltern oder Jason Sudeikis als etwas unkonventioneller Rektor sorgen für gelungene komödiantische Akzente. Eines der Highlights ist darüber hinaus Mike O’Brien als etwas zwielichtiger Pizza-Lieferant, der allerdings arg stereotyp gezeichnet ist.

Booksmart: Lisa Kudrow und Will Forte sind Amys sehr fürsorgende und verständnisvolle Eltern
Booksmart: Lisa Kudrow und Will Forte sind Amys sehr fürsorgende und verständnisvolle Eltern © ANNAPURNA PICTURES, LLC
Letztlich ist „Booksmart“ eine absolut solide, aber keineswegs das Rad neuerfindende Coming-of-Age-Komödie. Die gut aufgelegten Darsteller sind unzweifelhaft die große Stärke des Films, der erzählerisch allerdings arg vorhersehbar und formelhaft daherkommt. Progressive Alleinstellungsmerkmale wie die Besetzung zweier weiblicher Hauptfiguren (von der eine homosexuell ist) mit feministischer Haltung und der diversen Besetzung sind löblich, machen den Film aber nicht besser.

Fazit:
„Booksmart“ ist zwar ein rasanter und gut aufgelegter Coming-of-Age-Film mit zwei starken Hauptdarstellerinnen, durch eine zu vorhersehbare Erzählung und insgesamt zu aufgesetzt wirkender Figuren- und Milieuzeichnung büßt der Film aber viel Potential ein und kann den Klassikern des Genres nur bedingt das Wasser reichen.
by Florian Hoffmann

Bilder © Weltkino Filmverleih GmbH