Filmkritik Bombshell - Das Ende des Schweigens
Filmwertung: |
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| 9/10 |
Fox News ist ein riesiges Medienunternehmen. An der Spitze steht der Gründer Roger Alies (John Lithgow). Er ist sehr bedacht, seine Mitarbeiter in einem guten Licht dastehen zu lassen, vor allem die Mitarbeiterinnen. Dafür benutzt er moralisch extrem fragwürdige Methoden, die unglaublich frauenverachtend sind. Die Moderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) möchte diesen Kreis durchbrechen und geht mit dieser Geschichte zu einer Anwaltskanzlei. Denen sind allerdings die Hände gebunden, da sie mehr Aussagen benötigen. Es beginnt ein Kampf zwischen der maskulinen Medienwelt und der Ruf nach Emanzipation.
Megyn Kelly in der Männerdomäne von FOX NEWS © Wild Bunch Germany
„Bombshell – Das Ende des Schweigens“ beruht auf dem wahren Skandal um den Fox News-Gründer Roger Alies. Im Laufe des Films versucht die Moderatorin Gretchen Carlson (Nicole Kidman) weitere Mitstreiterinnen zu finden, auch wenn sich das als schwere Aufgabe herausstellt. Vor allem die Journalistin Megyn Kelly (Charlize Theron) tut sich schwer, sich gegen ihn zu stellen. Er hat einfach einen riesigen Einfluss auf die News-Branche, aber auch auf ihr persönliches Leben. Viele Leute haben durch ihn einen Job gefunden und fänden es unfair, wenn sie gegen ihn aussagen müssten. Das genau ist die Wunde, in die der Film reinsticht. Obwohl ein Mensch viel Gutes getan hat, muss auch die Rückseite der Medaille gezeigt werden. Diese ist in dem Film komplett versifft mit toxischer Maskulinität und fehlendem Verständnis für Emanzipation. Alies Sicht auf die Frau ist nun mal das bloße Sex-Objekt.
Dabei findet der Film einen sehr einfühlsamen Weg, um die Geschichte zu erzählen. Selbst bis zum Schluss geht der Film nicht in die entgegengesetzte Richtung und zeigt puren Männerhass. Vielmehr entwickelt sich der Film zu einer Charakterstudie von Frauen, die unter demselben Mann leiden, allerdings komplett andere Herangehensweisen besitzen. Gretchen Carlson geht den konfrontativen Weg, wobei Megyn Kelly sich eher bedeckt hält. Der Film etabliert aber noch eine dritte Frau und kreiert damit eine unglaublich einfühlsame Geschichte. Die News-Produzentin Kayla Pospisil (Margot Robbie) ist neu im Team und wird direkt Opfer von Alies Sexismus. Sie lässt es allerdings komplett über sich ergehen, da sie der Meinung ist, dass es zur Loyalität dazugehört.
Megyn Kelly (Charlize Theron), Gretchen Carlson (Nicole Kidman) und Kayla Pospisil (Margot Robbie) im Aufzug von FOX NEWS. © Wild Bunch Germany
Mit diesen drei Frauenrollen zeigt der Film sehr präzise, wie sich die Medienwelt zu diesem Zeitpunkt entwickelt hat und welchen Einfluss sie auf die Personen hat. Neben den drei Hauptdarstellerinnen zeigt der Film aber auch etliche weitere Figuren, die sich diesem System gebeugt haben. Eine Ausnahme macht da die Redakteurin Jess Carr (Kate McKinnon). Sie hält zu Kayla Pospisil und versucht ihr zu zeigen, dass die stille Akzeptanz der falsche Weg ist. Sie dient am ehesten als Identifikationsfigur, obwohl sie relativ wenig zu sehen ist.
Leider ist die Screentime ein großes Problem beim Film. Der Film findet leider nicht die richtige Balance, sodass einige wichtige Figuren stellenweise fast schon vergessen werden. Der Film kümmert sich nur phasenweise um die einzelnen Charaktere und da sich ihre Wege kaum kreuzen, gibt es Stellen, wo Figuren 30 Minuten lang nicht gezeigt werden. Ein weiteres Problem, was vor allem am Anfang ist, ist die Fülle an Figuren. Es werden zu Beginn dutzende Figuren etabliert und wenn man sich mit der Geschichte nicht wirklich befasst hat, dauert es einige Zeit, bis man die Verbindung unter den Charakteren versteht. Zum Ende tritt das Problem dann nochmal auf, sodass der Abschluss des Films etwas leidet.
Megyn Kelly (Charlize Theron) mit Roger Ailes (John Lithgow) © Wild Bunch Germany
Der Regisseur Jay Roach („Austin Powers“-Filme) hat sich dieses Projekt ans Herz gelegt und hat die Geschichte fantastisch umgesetzt. Sein Cast ist wirklich mit Hochkaräterinnen besitzt, sodass in den Hauptrollen Charlize Theron („Mad Max: Fury Road“/„Long Shot“), Nicole Kidman („The Killing of a Sacred Deer“/„Boy Erased“) und Margot Robbie („Once Upon a Time in Hollywood”/„
Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn”) zu sehen sind. Letztere bekam sogar eine Oscar-Nominierung. Aber auch Kate McKinnon („Yesterday“/„Ghostbusters“) zeigt ihr Können abseits von humoristischen Rollen.
Fazit: „Bombshell – Das Ende des Schweigens“ ist ein wunderbares Drama über die wahren Begebenheiten bei der Fox News-Leitung. Der Film geht dabei nicht in den Männerhass über, sondern zeigt eher die wahren Intentionen und Gefühlslagen der Personen. Die Emanzipation ist dabei sehr wichtig, auch wenn vor allem anfangs die Story sehr vollgeladen wirkt, da sehr viele Figuren etabliert werden. Ein wichtiger Film, der zum Umdenken anregt.
by René Fischell