Filmkritik Batman v Superman: Dawn of Justice
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Batman v Superman – Dawn of Justice ist einer der meisterwarteten Blockbuster des Jahres. Viele machten sich im Vorfeld Gedanken darüber, ob Ben Affleck als neuer Batman den äußerst beliebten Christian Bale adäquat ersetzen kann. Viele waren ebenfalls vom letzten Superman-Film Man of Steel nicht beeindruckt und erhoffen sich nun mehr. Darüber hinaus ist es hier auch der erste Kinoauftritt von Wonder Woman in einem Realfilm und nicht wenige stehen diesem doch etwas ungleichem Duell zwischen dem Menschen Bruce Wayne und dem mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestatteten „Gott“ aus dem Planeten Krypton skeptisch gegenüber.

Die Erwartungen an dem Streifen sind immens. Denn mit BvS beginnt auch das Duell DC vs Marvel (
Marvels Captain America 3: The Civil War startet Ende April). Letzten Endes geht man etwas ernüchtert aus dem Kino, denn die Erwartungen wurden nicht erfüllt. Obwohl es an sich ein sehr solider Superhelden-Film ist, bleibt es für Marvel in einem Monat eine leichte Aufgabe, den DC-Comic-Film zu toppen und das Duell, wer den besseren „Held vs. Held“-Film hat, für sich zu entscheiden.
Warner Bros. teilte den Journalisten vor der Pressevorführung mit keine Spoiler in ihre Kritik zu schreiben. Dazu wurde explizit auf die Sperrfrist bis zum 22.03.16, 23.00Uhr hingewiesen. Hat man sich diesen Film dann angeschaut, fragt man sich wozu dieses ganze Tamtam gemacht wurde. Bei Star Wars war es verständlich, doch hier verläuft alles recht Überraschungsarm ab. Ein Blick auf den 2. offiziellen Trailer genügt, um ausreichend gespoilert zu werden, denn viel mehr als das was im Trailer zu sehen ist, passiert handlungstechnisch auch nicht. Der Grund warum BvS über seine 2,5h große Probleme hat, liegt primär am Drehbuch. Man mag zunächst womöglich annehmen, dass das Drehbuch in solchen Blockbustern keine wesentliche Bedeutung hat. Doch der Film beweist, dass ein gutes Drehbuch enorm wichtig ist, damit der Film über seine gesamte Lauflänge funktioniert.
BvS beginnt äußerst stark. Man ist mitten im Geschehen und man spürt auf Anhieb die 250 Millionen Produktionsbudget. Die erste Viertelstunde überzeugt mit stark inszenierter Action und tollen visuellen Effekten. Dann gibt es einen Zeitsprung und der Film beginnt langsam seine Story aufzubauen. Hier hat der Film seine Momente, wenn sich beispielsweise Clark Kent und Bruce Wayne das erste Mal treffen oder wenn Antagonist Lex Luthor das erste Mal auf der Leinwand auftritt. Doch insgesamt will der Film einfach nicht in Schwung kommen. Das Erzähltempo ist sehr schwerfällig und das zweite Drittel leidet an einer enormen Langatmigkeit. Denn kurz gefasst rettet Superman Menschen wo es nur geht, während Batman vor seinen Computern grübelt.

Lois Lane, die Freundin und Arbeitskollegin von Clark Kent, macht zudem Entdeckungen, welche die US-Regierung belasten könnten, aber wen interessiert das, wenn der Film Batman v Superman heißt. So verstrickt sich der Film in Nebenhandlungen, die mit dem letzten Drittel wenig bis gar nichts zu tun haben. Enttäuschend ist hier eben auch, dass der 2. Trailer zu BvS eben jene Endschlacht ankündigt. Denn dort sieht man Wonder Woman in Aktion und das von Lex Luthor erschaffene Monster Doomsday. Es sollte der Film sein, indem zwei ikonische Superhelden gegeneinander kämpfen, doch der Film wird diesem Titel kaum gerecht. Denn schlussendlich ist der Höhepunkt des Films nicht Batman gegen Superman, sondern der im Trailer angekündigte Kampf zwischen Batman, Superman und Wonder Woman gegen Doomsday, der zwar bombastisch aussieht, aber mehr dazu später. Die Handlung wurde schlichtweg nicht stringent erzählt, so dass man als Zuschauer teilweise eine gewisse Distanz zum Geschehen einnimmt und sehnlichst auf den Showdown wartet. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, dass Christopher Nolan (Memento, Prestige, Inception) mit David S. Goyer wie in Man of Steel auch hier wieder am Drehbuch arbeitet. Tatsächlich wirkte am Drehbuch von BvS neben David S. Goyer diesmal Oscar-Preisträger Chris Terrio mit. Gebracht hat dies aber auch nicht viel. Man nahm sich sehr viel Zeit und hat es dabei nicht geschafft, den beiden Hauptakteuren eine bestimmte Motivation zu geben, sich zu bekämpfen. Die Macher nahmen sich mit diesem Projekt sehr viel vor, doch sie wollten schließlich zu viel. Oftmals wirkt es äußerst verkrampft und hölzern wie hier versucht wird, die Story voranzutreiben, um dem Titel gerecht zu werden. So leidet das Drehbuch an Logiklöchern und verlässt sich zu sehr nur auf seine düstere Atmosphäre sowie den Schauwerten der Action und vergisst dabei ein Drehbuch mit guten Dialogen, einem spannenden Handlungsverlauf oder Twists zu entwerfen. Dass Zack Snyder ohnehin eher als Regisseur bekannt ist, der auf die großen Bilder und Schauwerte setzt und weniger auf eine runde Erzählweise, kommt zu dem mäßigen Drehbuch hinzu.
Warum dieser Film dennoch eine gute Bewertung erhält, hat verschiedene Gründe, die nun nach und nach erläutert werden. Die erste Sache mit der sich viele beschäftigt haben, war ob Ben Affleck ein ebenbürtiger Batman ist.

In der Tat liefert er eine sehr solide Leistung ab und ist auf keinen Fall fehlbesetzt. Er spielt den schwerreichen Geschäftsmann, der eine besondere Schwäche für hübsche Frauen hat, von Alpträumen geplagt und wegen seinen getöteten Eltern traumatisiert ist und angetrieben von Rache das Verbrechen von Gotham City bekämpfen will, äußerst souverän. Dabei hat er eine besondere Aura und Präsenz in seinen Szenen, die ihn auch ohne Batman-Kostüm unheimlich machen. Körperlich ist er auch in einer starken Verfassung, so hat er sich für den Film wie auch Bale extrem viel Muskelmasse antrainiert. Gut in Form ist auch Henry Cavill als Superman, der sich in seiner Rolle sichtlich wohl fühlt und bereits in Man of Steel unter Beweis stellte, dass er eine gute Besetzung ist. Viele Comic-Experten standen ebenfalls der Besetzung der Wonder Woman misstrauisch gegenüber. Denn die kurvige und starke Amazone wird von dem eher zierlichen israelischen Model Gal Gadot verkörpert. Besonders viel Screen-Time hat Gadot nicht. Dass sie in den Abendkleidern auf diverse Feiern eine tolle Figur macht, ist unbestritten. Ob Gadot die richtige Besetzung für Wonder Woman ist, lässt sich spätestens nächstes Jahr in dem Film „Wonder Woman“ der Juni 2017 in die Kinos kommt, sagen. Man kann letztlich festhalten, dass sie in den Kampfsequenzen eine gute Figur macht und allgemein neben ihrer Attraktivität eine besondere Ausstrahlung und viel Charme besitzt. Jeremy Irons spielt die Figur von Bruce Waynes Butler Alfred. Diese wurde in der Dark Knight-Trilogie von Michael Caine verkörpert. Hier konnte man nicht viel falsch machen. Man ersetzte schlichtweg die eine britische Schauspielikone mit der Anderen. Auch Irons sorgt mit dem trockenen Humor von Alfred für den einen oder anderen Schmunzel-Moment und überzeugt als ruhiger und erfahrener Gefährte an der Seite von Bruce Wayne. An den Hauptdarstellern oder auch Nebenfiguren, die von Laurence Fishburne und Amy Adams klasse verkörpert werden, liegt es nicht, denn diese holen mehr raus, als das Drehbuch bieten kann. Jesse Eisenberg war eine gewagte Wahl als exzentrischer Unternehmer Lex Luthor (im 10 Jahre alten Superman Returns wurde dieser von Kevin Spacey verkörpert). Eisenbergs Schauspiel wirkt an manchen Stellen faszinierend und unterhaltsam, doch teilweise auch etwas „over the top“ und überzogen. Es ist definitiv eine andere und sehr mutige Interpretation des Lex Luthors von Jesse Eisenberg, die polarisieren wird.
Wie schon im vorherigen Abschnitt angedeutet, ist die Action hier grandios und für den Zuschauer ein besonderes Erlebnis. Dies ist auch der ganz große Pluspunkt von Batman v Superman. Sowohl der Anfang, als auch eine Verfolgungsjagd in der Mitte des Films sowie die Endschlacht sind famos inszeniert.

Die visuellen Effekte sind überwältigend und hier würde sich auch der 3D-Zuschlag lohnen. Der Endkampf ist spektakulär visualisiert und Popcorn-Kino vom Feinsten. Der Film hat große Schauwerte, weswegen hier eine große Leinwand fast unabdingbar ist. Hans Zimmer wirkte am Soundtrack mit und dieser ist wie viele Action-Sequenzen schlichtweg episch. Der Soundtrack untermalt die typisch düstere Atmosphäre der DC-Filme mehr als gelungen. Regisseur Zack Snyder hat sich im letzten Drittel für die Inszenierung scheinbar mächtig ins Zeug gelegt und überzeugte mit brachial starken CGI-Effekten. Denn technisch ist der Film was auch das Sound Design und den Schnitt angeht auf einem hohen (aber bei einer 250 Mio. Produktion erwartungsgemäßen) Niveau. Doch beim Schnitt muss man differenzieren. Die Schnittarbeit innerhalb der Action-Sequenzen ist sehr stark. Hingegen ist der Schnitt zwischen einzelnen Szenen ungünstig und verursacht eine unsaubere und unlogische Erzählung und stiftet gar Verwirrung, da verschiedene Szenen einfach aneinandergereiht wurden ohne große Aussagekraft oder Sinn. Hier muss wieder gesagt werden, dass das Drehbuch der Kern allen Übels ist. Genreübergreifend würde der Film insgesamt womöglich eine niedrigere Bewertung erhalten, doch man muss ihm im Superhelden-Kosmos beurteilen und hier wiegen nun mal die Charaktere und die Inszenierung der Action mehr als das Drehbuch.
Fazit: Zusammenfassend lässt sich folgendes festhalten: Batman v Superman bekommt man hier nicht wirklich zu sehen. Vielmehr ist es Doomsday v (ein Teil der) Justice League. Das Drehbuch ist über weite Strecken nicht in sich stimmig und schleppt sich im 2. Drittel bis zum Showdown. Ben Affleck überzeugt und auch der restliche Cast liefert einwandfreie und genrekonforme Arbeit ab. Optisch, insbesondere was die Visualisierung der Kämpfe angeht, ist der Film bombastisch und man spürt jede einzelne investierte Million bei den Kämpfen. Letztlich ein ganz guter Superhelden-Film, der aber viel Potenzial liegen gelassen hat.
by Morteza Wakilian