Filmkritik Avatar - Aufbruch nach Pandora
Filmwertung: |
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| 8/10 |
„Avatar“ – ein einzelnes Wort und viele Menschen scheinen derzeit weltweit allein beim Klang dieses Begriffes in Jubelschreie auszubrechen, bekommen glasige Augen und fallen in die Erinnerung eines der für sie wohl beeindruckendsten Kino-Erlebnisse zurück, das sie jemals gehabt haben. Doch ist dieser Hype wirklich gerechtfertigt oder verbirgt sich hinter den strahlenden Bildern von „Avatar“ eher ein Versuch die Zuschauer zu blenden?
Zuerst einmal die Fakten: Es handelt sich bei diesem Film um den wohl teuersten, der jemals gedreht wurde, denn die Produktion hat sage und schreibe 500 Millionen US-Dollar verschlungen, was bedeutet, dass dieser Film so teuer war wie „Titanic“ und „
Transformers 2“ zusammen. Mit seinen rund 160 Minuten Laufzeit bedeutet dies, dass jede einzelne Minute rund 3 Millionen Dollar kostet – Wahnsinn!
Als Regisseur zeichnet sich
James Cameron verantwortlich, der bereits mit Filmen wie „Titanic“ oder „Terminator 1& 2“ bewiesen hat, dass er in der Lage ist Legenden des Films zu drehen, was die Geldgeber für dieses Mammut-Projekt wohl einerseits verleitet haben wird, ihm diese immense Summe von einer halben Milliarde Dollar anzuvertrauen. Andererseits muss gesagt werden, dass dieses Werk Cameron selbst schon seit rund 12 Jahren am Herzen lag, denn er wollte direkt nach seinem unglaublichen Erfolg mit „Titanic“ den Film „Avatar“ drehen, doch die technischen Mittel waren noch nicht annähernd zu dem fähig, wovon Cameron geträumt hat. Nun ist die Technik soweit und mit „Avatar“ gelang ihm zumindest Trick-technisch ein wahrer Augenschmaus.
Doch was kann der Film? Ist er sein Geld wert?
Avatar ist ganz klar einer der spektakulärsten Filme aller Zeiten, mit einer visuellen Stärke, die wirklich dazu verleitet in die Lobes-Hymnen mit einzusteigen, besonders wenn man ihn sich in 3D anschaut. Der Film strotzt nur so mit seiner Farbenpracht, wirklich grandiosen Ideen bei der Umsetzung der Struktur des Planeten Pandora und über die Effekte brauch an dieser Stelle nicht geredet werden, denn die sind absolut makellos und schwer zu übertreffen.
Jedoch muss man bei der ganzen Begeisterung realistisch betrachten, dass Cameron mit Ausnahme von
Sigourney Weaver, mit der er schon beim Film „Alien“ zusammenarbeitete, nur relativ unbekannte B-Schauspieler aufwartet, die dem Film stellenweise Flair rauben. So ist da z.B. der Hauptdarsteller
Sam Worthington, der zuletzt bei
Terminator Salvation zu sehen war, der einen Soldat mit gelähmten Beinen spielt und dann auserwählt wird in den Körper eines Avataren versetzt zu werden, um ein Dorf auf Pandora zu infiltrieren. Problematisch hierbei ist, dass er zu keinem Zeitpunkt über die Mimik eines typischen Soldaten hinauskommt, obwohl seine Rolle soviel mehr ist als das. Das „blaue“ Gegenstück, nämlich die Hauptdarstellerin des Films,
Zoe Saldana, zuletzt beim neusten Star-Trek-Teil auf der Leinwand, spielt Sam Worthington als Eingeborene des Dorf-Stammes in nahezu jeder Szene an die Wand, da sie wirklich das verkörpert, was ihre Rolle erfordert : Misstrauen, Zuneigung, Angst, Trauer und Liebe.
Ein großes Problem jedoch neben den Schauspielern, die man noch akzeptieren kann, ist die Story: ein Fremder kommt in eine neue Welt, „verkleidet“ sich um die Sitten & Bräuche zu erlernen, nur um später unter einem Gewissenskonflikt zu leiden. Diese Geschichte erinnert leider sehr stark an eine moderne Version von „Pocahontas“ und selbst wenn es ein Tribut an diesen Disney-Film sein sollte, kann man für ein Budget von 500 Millionen Dollar ein besseres Drehbuch erwarten, als eine nahezu identische Kopie dieses Zeichentrickfilms.
Zusammenfassend kann man sagen, dass James Camerons der wohl visuell stärkste Film der letzten Jahre gelungen ist, den man allein wegen den Effekts und der Farbenpracht, die man garantiert nie so gesehen haben wird, anschauen sollte. Jedoch sollte man sich auch darauf gefasst machen, dass man sein Gehirn lieber ausschaltet, da man sich sonst während des Films über die Vorhersehbarkeit der Ereignisse ärgert und sich somit ein optisches Feuerwerk beraubt.
by Sven Hensel
Bilder © 20th Century Fox