Filmwertung: |
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| 7/10 |
Polit-Thriller, die auf einer wahren Begebenheit beruhen, können unterschiedlich umgesetzt und gestaltet werden. Leider gibt es darunter auch einige, die zwar lehrreich sind, aber etwas an Spannung vermissen lassen. Doch „Argo“ (Originaltitel: „Argo“, US, 2012) von und mit Ben Affleck ist eine gelungene und spannende Umsetzung realer Ereignisse.
Am 4. November 1979 wird auf dem Höhepunkt der iranischen Revolution die US-Botschaft in Teheran von militanten Studenten gestürmt und 52 Amerikaner werden als Geiseln genommen. Sechs Amerikaner schaffen es, sich in die kanadische Botschaft zu flüchten und werden dort vom Ken Taylor (Victor Garber), dem kanadischen Botschafter, versteckt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Geiselnehmer bemerken, dass ein paar Personen fehlen und so wird die CIA beauftragt, die Geflohenen aus dem Iran herauszuholen. Der Spezialagent fürs „Ausfiltern“, Tony Mendez (Ben Affleck), entwirft den Plan, die sechs Personen als kanadisches Filmteam auszugeben und sie so zu befreien. Zu diesem Zweck wird ein Film benötigt, der als Tarnung dienen soll. Die Sci-Fi-Geschichte „Argo“ wird ausgewählt und die gesamte Hollywoodmaschinerie, samt Casting, Kostüme und Werbung, wird dafür in Gang gesetzt.
Das Drehbuch von Chris Terrio setzt sich aus Teilen des Buches „The Master in Disguise“ von Antonio J. Mendez und dem Artikel „The Great Escape“ (erschienen im Magazin „Wired“) von Joshuah Bearman zusammen. Das entstandene Drehbuch und seine Umsetzung überzeugen durch Spannung und Detailreichtum. Die Geschichte wird in keiner Minute langweilig und fesselt den Zuschauer bis zuletzt. Durch den ständigen Wechsel der unterschiedlichen Schauplätze wird ein differenziertes Bild entwickelt, das die Lage von verschiedenen Seiten zeigt. Die Bedrohung wird durch Bilder, welche die Geiselnahme schildern, aufrecht erhalten. Höhepunkt der Spannung stellt die Befreiung dar, in der sich die einzelnen Personen in ihren Rollen perfekt einfügen müssen, um zu überzeugen und so aus dem Land fliehen zu können. Die Geschichte konzentriert sich hier auf eine weniger bekannte Seite der Befreiung. Die Zusammenarbeit von Hollywood und CIA ist erst viele Jahre nach den Ereignissen bekannt geworden und bildet so die Grundlage der Geschichte. Dadurch kann der Film nicht nur ein gutes historisches Bild wiedergeben, sondern zeigt auch die Arbeit der CIA und ihre Strukturen genauer. Sehr interessant ist ebenfalls die Darstellung der Filmindustrie Hollywoods und dessen komplexe Mechanismen. Es ist detailliert, informativ und unterhaltsam dargestellt, wie ein Film entsteht und welche Schritte alle beachtet werden müssen. Da es sich bei dem Film um eine wahre Begebenheit handelt, spielt die Authentizität eine große Rolle. Neben der Verwendung von altem Bild- und Filmmaterial wurden die Situationen so realistisch wie möglich nachgestellt, wie es auch noch einmal im Abspann betont wird. Auch die Auswahl der Schauspieler zeigt eine große Nähe zu den wirklichen Personen. Im Gesamten wurde der Look der 70er Jahre gut eingefangen.
Der komplette Cast ist gut besetzt und kann bis in die kleinsten Nebenrollen überzeugen. Allen voran Ben Affleck, der seinen Part solide und überzeugend spielt, gefolgt von den beiden Schauspielergrößen Alan Arkin und John Goodman, die für ihre Darstellung der Hollywoodmagnaten viele Sympathien vom Zuschauer erhalten und auch wesentlich zum Unterhaltungsfaktor des Films beitragen, bis hin zu den Darstellern der sechs in Gefahr schwebenden Amerikanern (darunter Clea DuVall und Tate Donovan), deren Angst und Nervosität man förmlich spüren kann.
Fazit: Ben Affleck ist mit „Argo“ ein interessanter und guter Film gelungen, der es schafft die Spannungskurve über den gesamten Film aufrecht zu erhalten und der zudem noch informativ ist. Der Film gibt einen guten Einblick in die historischen Ereignisse, in die Filmindustrie und die Arbeitsweise des amerikanischen Geheimdienstes.
by Doreen Matthei