Filmkritik Abraham Lincoln Vampirjäger
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Abraham Lincoln. Vampirjäger. Das klingt bizarr? Ist es auch!
Da wird auf einmal der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, ein Selfmade-Man und Volksheld der Amerikaner, nicht nur zum Abschaffer der Sklaverei sondern auch zum Bekämpfer eines rücksichtslosen Vampir-Clans.
Drehbuchautor Seth Grahame-Smith mag es kurios. Sein erster Bestseller war Pride and Prejudice AND Zombies und demnächst kommt sein Roman Unholy Night heraus, ein Abenteuer-Thriller über die Heiligen Drei Könige. Kein Wunder also, dass Tim Burton auf ihn aufmerksam wurde, der als einer der Produzenten des Films fungiert.
Der aus Russland stammende Regisseur Timur Bekmambetov ist seit seinen internationalen Kassenschlagern Wächter der Nacht und Wächter des Tages, spätestens aber seit WANTED ein Garant für rasantes Action Kino. Hier ist kein Platz für die schwärmerisch-sensiblen Vampire aus Twilight, den Vampire Diaries oder True Blood. Bekmambetov erklärt: „Die Vampire in unserem Film sind weder romantisch noch freundlich noch glitzern sie.” Sie sind Filmmonster, wie sie es früher waren. Und wenn sie erstmal die (Eck-) Zähne fletschen und den Sabber aus dem Mund brüllen, wie Ridley Scotts Alien, ist einem wahrlich eher zum Fürchten als zum Verlieben.
Der an der berühmten Juilliard ausgebildete Bühnenschauspieler Benjamin Walker gibt den legendären US-Präsidenten, der den frühen Tod der Mutter rächen will. Erst als junger Mann erkennt er im Mörder einen Vampir und geht bei einem selbst von Vampiren gejagtem, übermenschlich-starkem Jäger (Dominic Cooper) in die Lehre.
Schon bald ist er ein Axt-schwingender Auftragskiller/Superheld. Jeder Mord ist ein neues Element in der Revue der Action-Nummern. Und als er endlich Rache nehmen darf kommt es zum ersten Show-Down, einer irren Verfolgungsjagd inmitten einer riesigen aufgeschreckten Pferdeherde. Diese von Weta Digital (Avatar) verantwortete Szene ist ein Juwel in Sachen visueller Effekte. Der Kamreamann Caleb Deschanel war auch schon fünf Mal für den Oscar nominiert und William Hoy ist Zack Snyders (300, WATCHMEN, Sucker Punsh) Cutter des Vertrauens. Die Action Szenen sind also in besten Händen. Nur fragt man sich ob ein Pferd tatsächlich in den Händen eines Vampirs im Kreis um dessen Kopf gewirbelt und dann auf Abraham Lincoln geschleudert werden muss. Manchmal ist es besser etwas zu lassen, selbst wenn es theoretisch machbar ist.
Gelungen ist dagegen die lange anhaltende militärische Übermacht der Südstaaten in der entscheidenden Schlacht von Gettysburg damit zu erklären, dass Untote und nicht Menschen als Soldaten kämpften. Die Vampire kämpften an der Seite der Konföderation, da in den Südstaaten die für alle ersetzbaren Sklaven zu einer einfachen Nahrungsquelle für sie geworden waren. So versagten die Kugeln der Union ihre letale Wirkung. Und endlich ist uns auch klar warum damals sämtliche Silberbestände des Nordens für den Bürgerkrieg eingeschmolzen wurden. Nicht etwa zur Geldgewinnung, sondern weil das Edelmetall Silber die einzige Waffe gegen die Armee der Vampire darstellte. Leider verliert aber so auch der kolossale Obelisk in Washington D.C., dessen Bau nach dem Bürgerkrieg wieder aufgenommen wurde seine am Anfang des Films suggerierte pfählende Bedeutung. Wie überhaupt viele Möglichkeiten einen skurril-trashigen Film zu machen von dem Action-Regisseur Bekmambetov ungenutzt blieben.
by Jana Havlik
Bilder © 20th Century Fox