Filmkritik A Million Ways to Die in the West
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Einst war der Wilde Westen eine beliebte Kulisse des Genrekinos dessen Cowboys als echte Männer verehrt wurden. Doch spätestens nach Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ oder Jerry Buckheimers „
Lone Ranger“ haben die Cowboys und Indianer eine erhebliche Umdeutungen erfahren. Der Wilde Western dient nun aberwitzigen Komödien als Handlungsort, wo sich unvorstellbare Ereignisse ergeben. Auch Filmemacher und Drehbuchautor Seth MacFarlane zeigt, dass das Leben im Wilden Westen schlichtweg unmöglich ist. Seine Geschichte rankt sich um Schafzüchter Albert (Seth MacFarlane), der zwar immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, jedoch im Wilden Westen sichtlich fehl am Platz ist. Er geht jeder Schlägerei und Schießerei aus dem Weg und taugt aufgrund seines ängstlichen Verhaltens weder als Cowboy, noch als Verlobter. Und so verliert Albert nach einem abgesagten Duell mit Foy (Neil Patrick Harris) nicht nur sein Ansehen, sondern auch seine Freundin Louise (Amanda Seyfried). Wie zu erwarten, muss der Loser sein Leben und seine Ansichten nun ändern, um das Mädchen seiner Träume zurückzugewinnen. Dass er dafür Nachhilfe bei einer schönen Lady bekommt, die mit ihrer unkonventionellen Art sein Herz erobert und ihn dem Liebeskummer überwinden lässt, erklärt sich von selbst. Und so nimmt die Geschichte in erahnbaren Bahnen ihren Lauf. Anna (Charlize Theron) nutzt ihr Potenzial, um Albert nach ihren Wünschen zu formen. Dies gelingt ihr Spielend und liefert dem Publikum eine absurde Sequenz nach der anderen. Während sich der Schafhirte dutzender Schießübungen unterziehen muss, plagt seinem Freund Edward (Giovanni Ribisi - „Ted“) ein weitaus größeres Problem. Nur allzu gerne würde er seine Freundin Ruth (Sarah Silverman – TV-Serie „Monk) zum Beischlaf überreden. Doch das gläubige Salongirl glaubt nicht an den vorehelichen Sex. Sie vertritt naiv ihre Ansichten, während ihre körperlichen Aktivitäten vom Gegenteil zeugen und dadurch den Zuschauer amüsieren. Der Auftritt von dem gefürchteten Banditen Clinch (Liam Neeson) fügt sich der Geschichte an und hat ebenfalls amüsante Absurditäten zu bieten, die teils über die Grenzen des guten Geschmacks hinausgaloppieren.
Seth MacFarlane, Erfolgsregisseur von „
Ted“, zieht in seinem neuesten Werk den Western mit seinen stereotypischen Figuren mächtig durch den Kakao. Absurde Gefahren lauern in der kargen Einöde des Städtchens Old Stump an jeder Ecke. Wer nicht bei einer Schlägerei im Salon zu Tode kommt, wird auf der sandigen Straße erschossen, von Bullen überrannt, von Wölfen gerissen oder von einem gigantischen Eisklotz erschlagen. Die Todesrate der Stadtbewohner ist hoch und wirkt reichlich überzogen. Doch da „A Million Ways to Die in The West“ insgesamt völlig sinnfrei und niveaulos ist, nimmt der Regisseur dies gerne in Kauf. Auf die Szenen, in denen es mit schlechten Fäkal- und Brachialhumor gänzlich übertrieben wird sowie auf die zur Gewaltverherrlichung neigenden Sequenzen, hätte MacFarlane jedoch getrost verzichten können. Mit zahlreichen Gesangsnummern versucht er den Gewaltszenen entgegenzuwirken und zu verdeutlichen, dass sich der Film keinesfalls selbst in irgendeiner Art und Weise ernst nimmt.
Am Rande der derb-frechen Komödie finden die altbekannten Elemente des Genres ihre Erwähnung. Und so trifft der vermeidliche Held der Geschichte in einem Duell auf seinen Kontrahenten, raucht zusammen mit Indianern die Friedenspfeife und findet in einer hochmodernen Dampflokomotive Zuflucht.
MacFarlane selbst übernimmt die Hauptrolle des nichtsnutzigen Schafshirten und kann damit durchaus amüsieren, auch wenn seine darstellerischen Fähigkeiten recht bescheiden ausfallen. Mit Charlize Theron („Snow White and the Huntsmen“) als bildschönes sowie knallhartes Cowgirl Anna ist das passende Gegenstück zu Albert gefunden. Neil Patrick Harris, bestens bekannt aus der Sitcom „How I Meet Your Mother“, rutscht mit seiner Figur des egozentrischen Verkäufers sehr in den Klamauk ab. Da er jedoch Parallelen zu seiner Paraderolle der TV-Serie erkennen lässt, ergibt sich für die Serienfans eine unterschwellige Zweitdeutung, die wiederum unterhält. Lediglich Amanda Seyfried („In Time“) und Liam Neeson („Non Stop“) werden auf banale Merkmale reduziert und können damit weitaus weniger Lorbeeren für ihr Schauspiel einheimsen.
Der durchweg parodierte Klamauk ist trotz seiner gnadenlosen Überspitzung einfach nur grauenhaft unterhaltsam und lustig, sofern man sich in der richtigen Stimmung befindet. Wer bereits beim Trailer das Gefühl hatte, den falschen Film zu sehen, sollte lieber auf den Kauf eines Kinotickets verzichten.
Fazit: MacFarlane nimmt mit seiner abgedrehten Komödie „A Million Ways to Die in The West“ den Western auf die Schippe. Schlagfertige Dialoge, untypische Stereotypen, absurde Situationen und ein überzogener Humor sorgen im Stil von „Ted“ für hemmungsloses Popcornkino.
by Sandy Kolbuch
Bilder © Universal Pictures Intl.