Filmkritik A Long Way Down
Filmwertung: |
 |
| 6/10 |
Bei "A Long Way Down" handelt es sich um die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans des britischen Erfolgs-Autors Nick Hornby (About A Boy). Umgesetzt hat das Ganze Regisseur Pascal Chaumeil (Der Nächste, bitte!, Der Auftragslover), der hiermit auch gleichzeitig seinen ersten englischsprachigen Film produziert hat.
Ich selbst kannte das Buch vorher nicht und sah mir dadurch dieses Werk vollkommen unvoreingenommen an.
"A Long Way Down" geht direkt zu Beginn in die Vollen - nämlich in die Nacht in der die vier Protagonisten ihr Leben eigentlich beenden wollen. So wird man ohne große Umschweife direkt zum Kern der Geschichte katapultiert. Das ist zwar alles andere als schlecht, doch es geht leider viel zu schnell von statten. Es kann gar kein richtiger Spannungsbogen aufgebaut werden, weil direkt klar ist, was als nächstes kommt. Der Prozess des Zusammenfindens der vier Charaktere erfolgt quasi unmittelbar in den ersten zehn Minuten, sodass man als Zuschauer recht schnell verleitet wird alles irgendwie sehr vorhersehbar und "schicksalsmäßig" zu finden. Was insgesamt die Story-technischen Unzulänglichkeiten wieder wett macht ist die Rolle der Jess, gespielt von Imogen Poots (The Look of Love, Drecksau). Mit ihrer komplett anderen Art - im Vergleich zu den anderen drei Figuren - sticht sie so hervor und bringt so viel Sarkasmus aber auch Charme und Emotionen mit ins Spiel, dass es einfach nicht langweilig wird. Genauso wie Maureen, gespielt von Toni Collette (Hitchcock, Sixth Sense), in ihrer Art sehr eigen ist, doch durch ihre Geschichte stark berührt und einen einfach mitfühlen lässt. Im Gegensatz dazu stehen die beiden Männer, deren Hintergrund zwar nicht wirklich bemitleidenswert ist, aber die im Grunde eine Art Gegenpohl zu den Damen bilden. So erlebt man zwar einen Pierce Brosnan (Der Ghostwriter, James Bond 007) wie üblich in guter schauspielerischer Manier, auffallen tut er dabei allerdings nicht - was zuletzt durchaus an seiner Rolle als "Ex-Fernsehgesicht" Martin Sharp liegen könnte. Ähnliches findet man auch bei JJ, gespielt von Aaron Paul (Quad, Breaking Bad), der scheinbar das "Problemkind" darstellt, aber nur schwer Mitgefühl erzeugen kann.
Chaumeil hat bei der Umsetzung des Films sehr darauf geachtet den richtigen Humor mit einfließen zu lassen um das eigentlich ernste und vor allem tragische Thema "Selbstmord" etwas aufzufangen und zugänglicher für den Zuschauer zu machen. Das gelang ihm sehr gut und auch Nebenrollen, wie Sam Neill (Escape Plan, Die Legende der Wächter) als Vater von Jess, haben einen essentiellen Teil dazu beigetragen. Dass es bisweilen trotzdem einige arg melodramatische Situationen gibt, fällt vielleicht gerade dadurch stärker auf.
Anbei sei noch gesagt: Das Timing für die Veröffentlichung dieses Streifens hätte man wirklich passender wählen können. Denn mitten im Frühling einen Film zu zeigen, der im Winter spielt und auch noch in der Silvesternacht beginnt, ist irgendwie merkwürdig.
Fazit: "A Long Way Down" ist ein charmantes Drama, dass mit dem richtigen Mix aus Humor, Tragik und Menschlichkeit für nette Unterhaltung sorgt. Leider, trotz stark emotionaler Atmosphäre und den interessanten Lebensgeschichten der Protagonisten, etwas unschön aufgebaut sowie insgesamt recht seicht und wenig spektakulär um einen Kinobesuch lohnenswert zu machen. Dann vielleicht doch erst einmal das Buch zur Hand nehmen.
by Aline Nickel