Filmwertung: |
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| 9/10 |
Man stelle sich vor die Welt wäre am Ende, alles was man zu kennen geglaubt hat, hat aufgehört zu existieren und der letzte Atemzug der Menschheit ist ebenso vergangen wie sämtliches Leben auf dem Planeten. Das einzige was noch über die Erde wandert sind Maschinen und puppenartige Wesen: hereinspaziert in den innovativsten und düstersten Animationsfilm aller Zeiten – „9“.
Hineingeworfen in den Film mit der Geburt der Puppe mit der Rückennummer „9“, befindet sich der Zuschauer direkt von Beginn an in einer Atmosphäre, die er wohl nie so erlebt haben wird. Jeder der sich vorher bereits einen Animationsfilm z.B. von Pixar oder Disney angesehen hat, wird fröhliche Charaktere und eine vor Farbenpracht nur so blühende Umgebung erwarten. Doch wer diese Bilder vor Augen hat, während er die ersten Minuten von „9“ erlebt, wird derartig überrascht und nahezu schockiert sein, dass man seine Augen reiben möchte, weil man ihnen misstraut.
Die gesamte Optik des Films ist derartig kühl, zerstörerisch, verstörend und beinahe greifbar unangenehm, dass man den Machern wirklich nur danken kann für diesen Film, denn er ist so viel mehr als alles andere zuvor. Optisch wirkt er wie eine Mischung aus dem Ende von Krieg der Welten gemixt mit den Visionen des Lebens nach einem Atomkrieg plus einer äußerst düsteren Version von Wall-E.
Als Zuschauer sitzt man tatsächlich vor dieser Leinwand und kann kaum glauben, was einem dort präsentiert wird, denn die Bildgewalt ist derartig fesselnd, dass man keine Sekunde verpassen möchte. Generell ist die Bildsprache das große Highlight des Films, denn man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und findet sich geistig mit den Fragen „Was geschieht hier nur?“ wieder. Nichts ist zu spüren von Animationsfilmen wie Toy Story oder die Monster AG, dieser Film ist wie eine erwachsene Visualisierung der Apokalypse.
Daher ist er absolut nichts für Kinderaugen, auch wenn die Puppenwesen für Kinder vielleicht süß aussehen mögen, ist das Setting und die Handlung des Films derartig verstörend, dass dringend davon abgeraten wird, Kinder unter 12 Jahren in diesen Film zu nehmen. Themen wie Tod, Leid, Verderben, Chaos und sehr viele äußerst einprägende Bilder sind Leitmotive in diesem Werk, die hoffentlich dazu führen, dass eine Altersfreigabe von mind. 12 Jahren erteilt wird.
Verantwortlich für den harten Tobak den man in „9“ serviert bekommt ist
Shane Acker, der zum einen bereits den Kurzfilm „9“ geschrieben und gedreht hat, auf dem der im Februar erscheinende Film basiert und zum anderen zeichnete er sich u.a. verantwortlich für die Effekte in „
Herr der Ringe-Die Rückkehr des Königs“. Hinter ihm steht jedoch ein noch größerer Name, der auch nachvollziehbar macht, warum der Film derartig düster ist, nämlich
Tim Burton („Sweeney Todd“, „Sleepy Hollow“, „Bettlejuice“) als Produzent.
Diese beiden schaffen es nicht nur den düstersten Animationsfilm aller Zeiten Leben einzuhauchen, sondern verbauen in dem Film derartig viele tollen Ideen, dass man als Cineast zum ersten Mal seit langem von der Handlung und den Geschehnissen überrascht ist, denn sie sind eben alles andere als vorhersehbar.
Einziges Manko was diesem Film von einer beinahe perfekten Bewertung trennt ist die geringe Laufzeit von 80 Minuten, denn so faszinierend die Welt, die Geschehnisse und die Bilder auch sind, hätte man sich mehr gewünscht. Nach 80 Minuten ist das Spektakel bereits vorbei und der Zuschauer wird entlassen mit dem Wunsch noch mindestens weitere 30-40 Minuten weiter in der Atmosphäre von „9“ schwimmen zu können.
So lässt sich als Fazit sagen, dass der Film derartig einzigartig (gut) ist, dass man den Machern nicht nur Lob, sondern auch Dank aussprechen kann, sich an diesen Film gewagt zu haben, auch wenn sie wissen, dass er kommerziell nicht der erfolgreichste sein wird, eben weil er nichts für Kinder ist. Erwachsene jedoch werden fasziniert und gleichzeitig verstörend erstaunt werden ob der Bilder die sich auf de Leinwand abspielen, gepaart mit vielen großartigen Ideen, tollen Effekten und einer Story, die zum Nachdenken anregt. „9“ - absolut empfehlenswert.
by Sven Hensel
Bilder © Universal Pictures Intl.