Filmkritik 50/50 - Freunde fürs Über(leben)
Filmwertung: |
 |
| 9/10 |
Ein Film über Krebserkrankungen wirkt erst einmal wenig erbauend. Aber Regisseur Jonathan Levine vermag es, beim Erzählen seiner Geschichte nicht in tiefe Abgründe zu verfallen und auch immer wieder Humor einzubauen, ohne dabei den Draht zur Realität zu verlieren.
Adam (Joseph Gordon-Levitt) ist 27, hat einen Job, den er liebt, eine schöne Freundin und raucht weder, noch trinkt er. Dennoch trifft ihn ein Schicksalsschlag: Adam hat Krebs. Und dazu noch eine seltene Art von Wirbelsäulentumor, bei der die Überlebenschancen bei 50 Prozent liegen. Geschockt und hilflos und mit dem Beistand seines besten Freundes Kyle (Seth Rogen) und der jungen Psychologin Katherine (Anna Kendrick) muss Adam sich der Diagnose stellen und Levine nimmt uns mit auf eine Reise zwischen Drama und Komik, zwischen Tragik und Leichtigkeit und zwischen Leben und Tod.
Adam ist Autor für Radioshows, wenn er nicht arbeitet, trifft er sich mit seinem Freund Kyle oder gibt sich der noch frischen Beziehung zu seiner Künstlerfreundin Rachel hin. Er führt ein normales Leben, bis die unerwartete Krebsdiagnose wie der Blitz einschlägt und alles verändert. Adam findet sich nicht nur im emotionalen Tumult wieder, der Krebs beeinflusst auch seine Mitmenschen. Während seine Mutter am liebsten gleich bei Adam einziehen würde, wendet sich die überforderte Freundin Rachel zunehmend von ihm ab und auch die gänzlich unerfahrene Psychologiestudentin Katherine, deren dritte Patient Adam ist, ist alles andere als sicher im Umgang mit seiner Krankheit.
Joseph Gordon-Levitt hat es in den letzten Jahren vollbracht, sich vom einfachen Seriendarsteller (3rd Rock from the Sun) zum erfolgreichen und ernstzunehmenden Hollywood Jungdarsteller hoch zu spielen (Inception, GI Joe, 500 Days of Summer) und er macht seinem Ruf auch in '50/50' alle Ehren. Wenn einem aber Seth Rogen (Beim ersten Mal, Superbad, Zack and Miri make a porno) auf einem Filmplakat entgegen lächelt, so denkt der Kinogänger immer noch oft an spaßige, aber wenig ernstzunehmende Komödien, die auch gerne mal unter die Gürtellinie abtauchen. Dies wäre allerdings eine wenig akkurate Beschreibung für '50/50', denn hier handelt es sich um ein durchaus ernstes Thema, welches hier und da auf sehr gelungene Art und Weise mit Humor unterlegt wird, aber niemals an Niveau verliert. Zwar benutzt Adams bester Freund gerne mal die ein oder andere Profanität zuviel und Mädels aufreißen ist sein liebstes Hobby, aber Rogen schafft es trotzdem, Kyle realistisch und verletzlich darzustellen. Eigentlich ein entspannter und lustiger Typ, macht ihm Adams Diagnose sichtlich zu schaffen, auch wenn er sich dies ungern anmerken lässt und nur heimlich auf dem Klo Krebsratgeber liest um dem Freund beizustehen. Rogen verpasst dem Film die nötige Leichtigkeit und Kyle vermag es, mit gelungenen Sprüchen und dem Einsatz leichter Drogen dafür zu sorgen, dass auch Adam nicht in der Schwere versinkt.
Allen voran brilliert aber Joseph Gordon-Levitt in seiner Rolle. Er verkörpert Adam realistisch und durchweg glaubwürdig. Von sichtbarem Schauspiel keine Spur. Levitt wirkt so echt, dass er dem Film, der mehr oder weniger auf der Geschichte von Autor Will Reiser, welcher selbst mit 27 an Krebs erkrankte, basiert, hier und da den Flair einer Dokumentation verleiht. Ohne in Selbstmitleid oder große Dramatik zu verfallen, aber dennoch so emotional überzeugend und facettenreich, schafft es Levitt, Adam nicht nur ursympathisch darzustellen, er nimmt dem Zuschauer auch jegliche Möglichkeit, sich dem Mitfühlen zu entziehen.
Auch Anna Kendricks Darstellung der verunsicherten Psychologiestudentin Katherine ist hervorragend. Obwohl sie jedes Fettnäpfchen mitnimmt, schafft sie es, zu Adam durchzudringen und ihm im Umgang mit der Diagnose zu helfen.
Durch das gelungene Zusammenspiel der drei Jungstars und unterlegt mit einem herrlich passenden und wunderschönen Soundtrack bestehend aus Klassikern und Stücken von LOST-Komponist Michael Giacchino, ist '50/50' durchweg sehenswert.
Fazit: Die Chancen, dass dieser Film gefällt, stehen weitaus besser als 50/50.
by Anne Facompré