Filmwertung: |
 |
| 5/10 |
Zu Beginn sei gesagt, dass man sich weder vom Trailer noch vom Plakat beirren lassen sollte. Denn Rick Genest beispielsweise, der durch sein außergewöhnliches Ganzkörpertattoo weltweit bekannt wurde und in all seiner Pracht das Film-Cover ziert, ist im Film vielleicht für zwei Minuten zu sehen. Da hat Universal wohl gehofft, sich so mehr Zuschauer zu erhaschen. Zudem wird Keanu Reeves (Das Haus am See, Matrix) in seiner Rolle als Kai komplett in den Vordergrund gestellt und als DER Held deklariert, was allerdings auch nur bedingt gerechtfertigt ist. Denn eigentlich geht es um den Rachefeldzug seines Schauspielkollegen Hiroyuki Sanada (Wolverine: Weg des Kriegers, Rush Hour 3), der den Samurai Kuranosuke Oishi spielt. Er hat im Grunde die federführende Rolle inne und hat es dabei, zumindest bei uns, nicht einmal aufs Plakat geschafft. Genauso wie Ko Shibasaki (Battle Royale, Kung Fu Girl), die als Prinzessin Mika ebenfalls eine tragende Figur im Film darstellt. Hinzu kommt, dass der Trailer dem Film schon eindeutig zu viel vorweg nimmt. Wer sich darüber hinaus also viel mehr erhofft, wird leider enttäuscht.
Carl Rinsch, der mit "47 Ronin" sein Spielfilm-Debüt als Regisseur feiert, gab der legendären Geschichte aus Japan, die in Japan von Generation zu Generation weitererzählt wird, einen modernen, Action-reichen Touch. Viel gebracht hat das allerdings nicht. Mittels rund 175 Millionen Dollar sollte aus "47 Ronin" ein 3D-Kino-Epos herbeigezaubert werden, aus dem letztlich nicht mehr als ein nettes Filmchen geworden ist. Für heutige Verhältnisse ist die 3D-Animation nicht sehr berauschend. Der größte Knackpunkt des Films ist allerdings, dass der Weg bis zum Höhepunkt so schleppend verläuft, dass man auf der Strecke dort hin fast die Lust verliert. Vor allem gibt es kaum eine Situation, die einem sprichwörtlich den Atem verschlägt, denn das Ende wird schnell und präzise abgehandelt ohne großes Brimborium. Indes sei noch erwähnt, dass die meisten sicherlich den Kinosaal mit eher gemischten Gefühlen verlassen werden. Auch wenn man sich beim Drehbuch diesbezüglich an traditionellen und geschichtlichen Tatsachen orientiert hat, was schließlich einen entscheidenden Teil der Story ausmacht, ist der Schluss einfach nicht befriedigend.
Die konsequente Einhaltung von Samurai-Traditionen ist wirklich einer der wenigen Pluspunkte, die sich "47 Ronin" verdient hat. Dies verschafft dem Fantasy-Drama eine gewisse Authentizität. Auf der anderen Seite geht durch die Strenge dieser Ära viel an Emotionen verloren. Die Situationen sind durchaus gegeben, doch mitzufiebern und sich in Charaktere, wie Prinzessin Mika, hineinzuversetzen, ist sehr schwer. Auch die typischen Gefühle, die einen Zuschauer richtig mitreißen sollten, kommen nicht auf - zu schnell ist klar, wie die Geschichte verlaufen wird. Die schauspielerische Leistung ist hingegen ausnahmslos überzeugend und Keanu Reeves kann hier einmal mehr beweisen, dass er als graziler Kämpfer mit dem Schwert eine sehr gute Figur macht.
Fazit: Man wird nett unterhalten, kann sich an dem ein oder anderen dreidimensionalen-grafischen Highlight auch mal erfreuen und geht dafür mit einem leider nicht sehr zufriedenen emotionalen Zustand aus dem Kinosaal. Schade, denn allein bei diesen Produktionsausgaben hätte man insgesamt wirklich wesentlich mehr erwarten können.
by Aline Nickel
Bilder © Universal Pictures Intl.