Filmkritik 3 Days to Kill
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Familie oder Karriere? In der heutigen Zeit scheint die Verbindung von beiden kaum mehr möglich. Entweder man geht einem ruhigen Beruf nach, um sich nach Feierabend dem Familienleben zu widmen, oder man konzentriert sich auf seine Karriere. Als CIA-Agent ist eine Wahl gänzlich unmöglich. Wer dennoch eine Familie gründet, muss recht bald erkennen, das diese zwangsläufig auf der Strecke bleibt. Aus diesem Grund findet man in Filmen meist nur Single-Männer alias James Bond auf dem Posten der Top-Agenten.
Produzent Luc Besson und Regisseur McG widmen sich mit „3 Days to Kill“ einem ausrangierten Agenten, der sich nicht nur mit dem bevorstehenden Ruhestand, sondern auch mit dem frühzeitigen Ende seines Lebens auseinandersetzen muss. Und dabei erkennt Ethan Renner (Kevin Costner), dass seine Tochter Zooey (Hailee Steinfeld) und seine Ex-Frau Christine (Connie Nielsen) ihm schon lange fremd geworden ist. Da er jedoch todkrank ist und seine Angelegenheiten schnellstens klären muss, versucht er sich mit seinen Lieben zu versöhnen. Bei der Teenytochter stößt Ethan mit seinem plötzlichen Interesse auf taube Ohren. Die erste Liebe, ausufernde Party und der Schulalltag sind wichtiger als der eigene Vater. Während dieser jedoch versucht, sein Möglichstes zu tun, um seine Fehler der Vergangenheit auszubügeln, verstrickt ihn Agentin Vivi (Amber Heard) in eine gefährliche Mission. Die Doppelbelastung scheint zu viel zu werden, doch dem Genre geschuldet, schlägt sich die Hauptfigur erstaunlich gut.
„3 Days to Kill“ ist kein großer Kracher. Doch der unterschwellige Humor, mit dem Besson und McG ihre Hauptfigur auf einem lila Damenfahrrad quer durch Paris radeln lassen, ist herrlich unterhaltsam. Die actionreiche Handlung rückt das aufregende Leben des CIA-Agenten, der stets bei seinen Missionen mit einem Bein im Grabe steht, zusehends in den Hintergrund. Die Familie und die damit verbundenen Streitigkeiten rutschen in den Fokus und machen den altbekannten Diskrepanzen eines getrennten Paares, sowie den gängigen Auseinandersetzungen von Teenagern und ihren überforderten Eltern Platz. Dass sich der ungeliebte Vater am Ende zum persönlichen Helden der eigenen Tochter mausert, scheint zwar konstruiert, erfüllt jedoch den Zweck der Geschichte.
Luc Besson entfernt sich mit seinem Drehbuch gerade soweit von den Elementen des Thrillers, dass der Grad zur Komödie und zum Familiendrama angeschnitten, aber nicht vollends erfüllt werden kann. McG, der bisher als Produzent von Fernsehserien wie „Supernatural“ verantwortlich war und als Regisseur unter anderem mit „Das gibt Ärger“ nur bescheidenen Erfolg hatte, liefert auch mit „3 Days to Kill“ kein Meisterwerk ab. Die Story ist im Ansatz recht vielversprechend und erinnert an „96 Hours“ mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Die Vater-Tochter-Problematik zwischen Costner und seiner Filmtochter Hailee ist unterhaltsam konstruiert, auch wenn einige Szenen etwas aufgesetzt wirken und sich jenseits der Logik ereignen.
Kevin Costner („Man of Steel“) erweist sich noch immer als charmanter „Bodyguard“, wenn er sich zum Helden seiner Tochter etabliert, die er vor den Gefahren der Welt schützen will. Dass beide ihre Diskrepanzen erst im Angesicht der Todes überwinden und einen Neustart in Angriff nehmen können, entspricht den bekannten Strukturen. Auch die Auflehnung der pubertierenden Tochter gegen die Eltern ist nichts neues, kann aber von der jungen Hailee Steinfeld („True Grit“, „Enders Game“) zauberhaft dargestellt werden. Amber Heard („Machete Kills“) als durchtriebende Agentin beweist Härte und Herz. Sie lenkt Ethan nach ihren Wünschen, verhilft ihm aber durch ein Medikament zur Verlängerung seines Lebens.
Fazit: Luc Bessons und McGs Thriller „3 Days to Kill“ ist nicht der erwartete, knallharte Actionthriller. Die Handlung driftet in seichtere Gebiete ab, die mehr Elemente eines Familiendramas aufweist, anstatt der einer CIA-Geschichte. Wer sich von einer etwas humorvolleren Thriller-Fassung überraschen lassen will, wird sich mit diesem Film und einem souveränen Hauptdarsteller gut unterhalten fühlen.
by Sandy Kolbuch