Filmwertung: |
 |
| 8/10 |
2018 konnte bisher mit vielen Filmen beweisen, dass das Deutsche Kino doch mehr sein kann als die Meisten es annehmen. Viele glauben es würde nur aus stumpfen Komödien oder den immer wieder gleichen Rom Coms bestehen, doch dem ist nicht so. “
Das schönste Mädchen der Welt“ war ein großartiger Teenagerfilm, “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ war voller Herz und man sah ihm seine lange Entstehungszeit ganz eindeutig an und auch “
Der Vorname“, “Ballon“ oder ein “303“ konnten einiges und genau dies ist nun auch diesem Film gelungen. “25 km/h“ hatte wirklich keinen allzu überragenden Trailer, doch konnte dann doch richtig überzeugen.
Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne Mädel) in 25 KM/H © Gordon Timpen/Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH/Sunny Side Up GmbH
Im Kern wird hier die Geschichte der zwei Brüder Christian (Lars Eidinger – Werk ohne Autor) und Georg (Bjarne Mädel – Stromberg) erzählt, die kein gutes Verhältnis zueinander haben und sich 30 Jahre nicht sehen, bis zu dem Tag als ihr Vater stirbt und sie zur Beerdigung müssen. Schnell liegen sie sich wieder in den Haaren und fangen an sich zu fetzten. Doch dabei fällt ihr Blick auf eine Karte und ihnen fällt eine Sache wieder ein: Als Teenager wollten sie unbedingt mit den Mofas vom Schwarzwald – ihrem Zuhause – nach Rügen fahren , doch damals haben sie es nicht geschafft. Als sie beim Leichenschmaus ein bisschen zu viel Alkohol zu sich nehmen, entscheiden sie kurzerhand diesen Plan umzusetzen und zu wirklich los zu fahren. Ihnen ist zwar bewusst, dass sie nie schneller sein werden als 25 km/h, doch dafür haben sie auf diese Art umso mehr Gelegenheit für jede Menge Abenteuer und umso mehr Zeit, sich wieder näherzukommen.
Ingrid (Alexandra Maria Lara) und Ute (Franka Potente) in 25 KM/H © Gordon Timpen/Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH/Sunny Side Up GmbH
Dabei fällt besonders eine Sache immer wieder positiv auf: Der Film besitzt einen sehr guten Cast und das nicht nur bei seinen zwei Protagonisten. Um die zwei - eher unbekannteren Männer - sind hier nämlich zahlreiche bekannte Schauspieler versammelt, die die zwei gut ergänzen. Keiner dieser Schauspieler ist aber so dominant, dass er sich in den Vordergrund des Geschehens drängt, selbst wenn er normalerweise in den Filmen wo er mitspielt eher im Mittelpunkt steht. Die zwei Protagonisten sind in jedem Augenblick sehr sympathisch und man glaubt ihnen, dass ihre Rollen Brüder sind. Sie verhalten sich stets so, wie es wirkliche Brüder tun würden. Sie streiten sich hier im Film regelmäßig und gehen teilweise auch getrennte Wege, doch sie können gemeinsam auch so manchen Spaß anstellen und gehen stets sehr liebevoll miteinander um. Dies funktioniert auch daher so gut, da man die zwei Schauspieler zuvor noch nicht in so vielen Rollen zusammen gesehen hat und sie ihnen hier daher leichter abnehmen kann. Man spürt sehr stark, dass sich der Film Zeit gelassen hat die zwei perfekt in Szene zu setzen und zugleich wunderbare Landschaftsbilder einzufangen, durch die man am liebsten selbst mit dem Motorrad oder dem Auto fahren möchte. “25 km/h“ ist dabei in vielen Teilen sehr authentisch und realitätsnah geworden und wird in vielen Sequenzen durch einen natürliche Humor - der in keinster Weise zu manipulativ eingesetzt wird - ergänzt. Der Film macht einfach gute Laune und lässt den Besucher mit einem wohligen Gefühl im Kino zurück.
Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne Mädel) in 25 KM/H © Gordon Timpen/Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH/Sunny Side Up GmbH
Dabei hat der Film seine Schwächen vor allem bei seinem Drehbuch. Dieses ist nämlich sehr kurzgefasst und ziemlich vorhersehbar. Es besitzt keine Überraschungen und hebt sich von anderen Filmen dieses Genres auch nicht wirklich ab. Die meisten Filme verfolgen das selbe Schema mit der gleichen Ausgangssituation und dabei bildet dieser auch keine Ausnahme. Man merkt nämlich zu schnell wo er sich hin entwickelt und genau dort geht es dann letztendlich auch hin. Hinzukommt, dass er gerne etwas kürzer hätte sein können. Mit seinen 117 Minuten fühlt er sich nämlich an 2-3 Stellen zu lang geraten an und 15 Minuten kürzer hätten ihm sicher gutgetan.
Fazit: Zusammenfassend lässt sich also sagen, der Film besitzt auch manchen Schwachpunkt, den man ihm anmerkt. Doch trotzdem ist dies zweifellos ein gutes deutsches Drama, das überzeugen kann. Es macht deutlich mehr Spaß als man es nach den Trailern vermutet hatte und wenn einem dieser schon zugesagt hat, dann sollte man diesen Film wirklich nicht entgehen lassen. Er funktioniert aber auch später im Heimkino genauso gut und man muss für diesen Film nicht unbedingt ins Kino gehen.
by Peter Brauer